Kontroverse in WalesRugby-Verband verbietet Tom-Jones-Hit «Delilah» im Stadion
Im Lied wird eine Frau von einem Mann getötet, es soll deshalb vor den Spielen nicht mehr ertönen. Die Fans kündigen Widerstand an und wollen ihre Hymne weitersingen.

Mit einem Verbot des 60er-Jahre-Pophits «Delilah» von Tom Jones hat der walisische Rugby-Verband eine Diskussion in Grossbritannien ausgelöst. Wie britische Medien berichteten, dürfen Chöre die inoffizielle walisische Rugby-Hymne beim kommenden Six-Nations-Turnier nicht mehr singen. Grund für das Verbot ist der Text, in dem ein Mann seine untreue Partnerin Delilah mit einem Messer tötet. Das könne einige Zuschauer verstören, erklärte ein Sprecher des Principality-Stadions in Cardiff.
Üblicherweise ist «Delilah» vor Spielbeginn zu hören. Zwar hatte die Welsh Rugby Union (WRU) schon 2015 untersagt, dass der Song über die Soundanlage des Stadions, in dem Wales seine Länderspiele austrägt, gespielt wird. Von Zuschauern und Chören wurde das beliebte Lied im Stadion aber weiter angestimmt. Nun hat die WRU auch gastierenden Musikchören verboten, den beliebten Klassiker von Tom Jones zu singen. Man verurteile «häusliche Gewalt jeglicher Art», hiess es.
Zuvor wurde das Lied jahrelang nicht nur über die Lautsprecher gespielt, sondern der Text auch auf den Grossleinwänden im Stadion laufen gelassen, so dass alle Fans mitsingen konnten. Erst 2014 forderte ein walisischer Politiker dazu auf, den Hit nicht mehr zu singen, da er «die Idee des Mordes an einer Frau trivialisiere».
Fans wollen weitersingen
Bei den Fans der walisischen Rugby-Mannschaft kommt das neue Verbot schlecht an. Sie kündigen an, dass sie den Hit weiter singen werden, so wie sie das jahrzehntelang vor den Spielen gemacht haben. Man werde am Samstag beim ersten Six-Nations-Spiel gegen Irland ja schauen, ob die WRU 50’000 Fans stoppen könne. Den Fans ist das Singen des Lieds allerdings auch gar nicht verboten.

Auch der walisische Rugby-Profi Louis Rees-Zammit zeigte kein Verständnis für das Verbot. «All die Dinge, um die sie sich kümmern müssen, und dann machen sie das ...», twitterte er.
Hintergrund der Verbandsentscheidung könnte auch sein, dass die WRU zuletzt wegen einer angeblich «toxischen Kultur» Negativschlagzeilen machte. Eine Dokumentation von BBC Wales erhob Diskriminierungs- und Sexismus-Vorwürfe gegen den Verband. Präsident Steve Phillips war deshalb sogar zurückgetreten. Der Verband hat eine unabhängige Untersuchung angekündigt.
Tom Jones verteidigte das Lied
Popstar Tom Jones (82) hatte seinen Hit, mit dem er 1968 Platz 2 der britischen Hitparade belegte, im vergangenen Sommer bei einem Konzert im Principality-Stadion gesungen. In der Vergangenheit hatte er das Lied verteidigt. Man dürfe den Song nicht wörtlich nehmen, sagte er 2014. «Wer das singt, denkt nicht wirklich über den Text nach», sagte Jones. «Wenn man das wortwörtlich auslegt, nimmt es dem Singen den Spass.»
Der Waliser hat das Lied auch nicht selber geschrieben, es stammt aus der Feder von Barry Mason, die Musik hat Les Reed komponiert. Tom Jones hatte es 1967 eingesungen. Von April bis Juni 1968 stand es acht Wochen lang an der Spitze der Schweizer Hitparade.
Neben den walisischen Fans haben auch die Zuschauer des Fussballclubs Stoke City «Delilah» zu ihrer inoffzielle Hymne erkoren und singen es seit den 1970er Jahren.
DPA/anf
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