Rückschläge gegen IS im Irak zwingen USA zu neuer Strategie
Das Pentagon schickt 500 weitere Militärberater in den Nahen Osten. Damit reagieren die USA auf eine offenbar bevorstehende Invasion der IS-Kämpfer.

Nach den jüngsten Rückschlägen im Kampf gegen die Jihadistenorganisation Islamischer Staat (IS) sehen sich die USA offenbar zu einer Ausdehnung ihres militärischen Engagements im Irak gezwungen. Künftig sollten mehr Iraker ausgebildet werden, erklärte Armeesprecher Steven Warren am Dienstag in Washington. Aus Regierungskreisen verlautete, derzeit werde die Entsendung Hunderter weiterer US-Ausbilder geprüft.
Der IS hatte im Mai die bedeutende irakische Stadt Ramadi erobert. Weil die von den USA ausgebildeten irakischen Kämpfer leistungsstärker seien als erwartet, sei es «im Interesse aller», die Ausbildung auszuweiten, sagte Armeesprecher Warren. Die US-Armee wolle insbesondere mehr Sunniten für den Kampf gegen den IS gewinnen und ausbilden. Eine Ausweitung der Ausbildungsmission könne auch eine Aufstockung der US-Militärkräfte vor Ort nötig machen, fügte Warren hinzu.
Obama überprüft Aufstockung
Der IS hat weite Gebiete des Irak erobert und konnte auch durch Luftangriffe der US-geführten Koalition bislang nicht gestoppt werden. Mitte Mai eroberten die Jihadisten Ramadi, die Hauptstadt der Provinz Anbar. Dies nährte Befürchtungen, dass die IS-Kämpfer bald zu einer weiteren Offensive ansetzen.
Derzeit sind rund 3000 US-Soldaten in vier Ausbildungslagern im Irak im Dienst. Aus Regierungskreisen in Washington verlautete, US-Präsident Barack Obama prüfe eine Aufstockung der Ausbildungsmission um weniger als 500 US-Soldaten. Die USA und ihre Bündnispartner haben bislang knapp 9000 irakische Kämpfer ausgebildet, 2600 weitere befinden sich derzeit in der Ausbildung.
Die Aufsicht über die Ausbildung sunnitischer Kämpfer im Irak hat bislang die schiitisch dominierte Regierung in Bagdad. Die USA sind mit den Ergebnissen allerdings nicht zufrieden und wollen die Sache nun offenbar selbst in die Hand nehmen. Die Verteilung von Waffenlieferungen würde allerdings weiter über die irakische Regierung laufen.
Republikaner machen Druck
2006 hatten die USA mit dem Einsatz sunnitischer Stammeskämpfer gegen das islamische Terrornetzwerk al-Qaida im Irak gute Erfahrungen gemacht. Unter den Sunniten herrscht allerdings anhaltendes Misstrauen gegen die schiitisch geprägte Regierung in Bagdad. Der IS versucht, sich diese Ressentiments zunutze zu machen.
Einige US-Republikaner werfen Obama eine lasche Haltung im Kampf gegen den IS vor und fordern ein aggressiveres Vorgehen, etwa mit einer Ausweitung der Luftangriffe sowie mit eigenen Spähern vor Ort, die die Luftangriffe dirigieren. Statt ihre Strategie komplett zu ändern, setzt die US-Regierung aber nun offenbar auf eine Ausweitung der bestehenden Mission.
Obama trifft irakischen Regierungschef
Allerdings zeichnen sich Schwierigkeiten vor Ort ab. So fehlt es immer wieder an Rekruten für die US-Ausbildung. Im Ausbildungslager al-Asad in der Provinz Anbar hatten zuletzt Hunderte US-Soldaten nichts zu tun, weil die irakische Regierung nach Angaben des Pentagons die Rekruten abzog, um sie zum Schutz von Pilgern einzusetzen.
Obama hatte am Montag beim G-7-Gipfel auf Schloss Elmau den irakischen Regierungschef Haider al-Abadi getroffen und erklärt: «Wir wollen mehr ausgebildete, frische, gut ausgerüstete und konzentrierte irakische Truppen haben.» Alle Mitglieder der US-geführten Koalition gegen den IS seien «bereit, mehr zu tun, um irakische Sicherheitskräfte auszubilden, wenn sie das Gefühl haben, dass zusätzliche Anstrengungen genutzt werden». Es gebe im Irak aber immer wieder «Orte, an denen wir mehr Ausbildungskapazitäten als Rekruten haben».
AFP/chk
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