Rotes Kreuz bringt Güter in Ghadhafis Geburtsort
Mitarbeiter des IKRK drangen bis zu den Spitälern in der umkämpften libyschen Stadt Sirte vor. Trotz schwerer Gefechte gelang es ihnen, dort Medikamente abzugeben.
Trotz heftiger Kämpfe hat das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKK) am Wochenende erstmals Hilfsgüter in das seit Wochen umkämpfte Sirte gebracht. Das IKRK wies auf extreme Versorgungsprobleme in den Spitälern der Stadt hin. Menschen müssten sterben, weil Sauerstoff für die Beatmung fehle, berichtete der Sender BBC. Auch der Treibstoff für die Stromgeneratoren sei vielerorts zur Neige gegangen.
Vier IKRK-Mitarbeiter gelang es zwar, in den westlichen Teil der Stadt vorzudringen. Wegen des andauernden Gewehrfeuers konnten sie aber nicht mit Patienten eines Spitals in Sirte sprechen, sagte ein IKRK-Sprecher gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters am Samstagabend in Genf.
Das IKRK lieferte dem Sprecher zufolge medizinische Güter zur Behandlung von bis zu 200 Verwundeten und Treibstoff im Spital an. «Sie kamen bis zum Spital, bekamen die Patienten aber nicht zu Gesicht», sagte IKRK-Sprecher Marçal Izard. Der Wasserturm des Spitals sei durch Treffer beschädigt worden.
Waffenstillstand ohne Wirkung
Truppen des Übergangsrats und Anhänger von al-Ghadhafi setzten am Wochenende die schweren Gefechte fort. Nach einem Bericht des Nachrichtensenders al-Jazeera leisteten vor allem im Stadtzentrum verschanzten Ghadhafi-Milizen erbitterten Widerstand. Die Heckenschützen würden auch Zivilisten unter Beschuss nehmen, die aus der Kampfzone flüchten wollten.
Um die Sicherheit von flüchtenden Zivilpersonen zu gewährleisten, hatte die Übergangsregierung über das Wochenende einen zweitägigen Waffenstillstand ausgerufen. Kämpfer der Regierung berichteten, Nato- Flugzeuge hätten Flugblätter abgeworfen, auf denen die Bewohner der 100'000-Einwohner-Stadt zur Flucht aufgefordert wurden.
Menschen, denen die Flucht gelang, berichteten über katastrophale Zustände. Die Nahrungsmittelvorräte würden knapp. Ausserdem soll die Versorgung mit Elektrizität und Trinkwasser zusammengebrochen sein.
Gerüchte über Ghadhafi-Sohn
Am Wochenende gab es erneut Gerüchte, dass der in das afrikanische Nachbarland Niger geflohene Ghadhafi-Sohn al-Saadi versucht haben soll, mit den neuen libyschen Machthabern zu verhandeln. Die dem Übergangsrat nahe stehende Website al-Manara meldete am Sonntag, der 38-Jährige habe über einen ehemaligen Geschäftspartner Kontakt zum lokalen Übergangsrat der Stadt Sintan aufgenommen. Die dortigen Verantwortlichen hätten es jedoch abgelehnt, mit ihm zu sprechen.
Al-Saadi wird mit internationalem Haftbefehl gesucht. Die libysche Justiz wirft dem Sohn des Ex-Diktators vor, als Chef des libyschen Fussballverbandes fremdes Eigentum unter Einsatz von Gewalt und Einschüchterung angeeignet zu haben. Er war Anfang des Monats in den Niger geflohen. Die Regierung in Niamey hat es bislang abgelehnt, ihn auszuliefern.
Al-Saadi al-Ghadhafi, hat die internationale Fahndung nach ihm als politisch motiviert bezeichnet. Er bedaure die Entscheidung von Interpol, ihn auf die Liste der weltweit meistgesuchten Verdächtigen zu setzen, und weise alle Anschuldigungen gegen ihn zurück, schrieb er in einer E-Mail, die dessen Anwalt am Sonntag weiterleitete. Ihm wird unter anderem vorgeworfen, in seiner Zeit als Vorsitzender des libyschen Fussballverbands Gegner mit Waffengewalt eingeschüchtert zu haben.
SDA/miw
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