Rivalen auf dem Eis, vereint mit Gitarre
ZSC-Stürmer Roman Wick und SCB-Verteidiger Eric Blum duellieren sich normalerweise auf dem Eis. Für die Musik machen sie aber gemeinsame Sache.

Wer sieht, wie hart Roman Wick und Eric Blum auf dem Eis miteinander umspringen, würde kaum glauben, dass sie Freunde sind. Dass sie sogar so gut harmonieren, dass sie an der Gitarre zusammen Songs komponieren. Der ZSC-Crack beschreibt den kreativen Prozess so: «Einer kommt mit dem Gitarrenriff, der andere steigt ein und treibt den Song weiter. Es geht hin und her, bis es in unseren Ohren gut klingt.» Der SCB-Verteidiger sagt: «Wir ergänzen uns gut. Romans Melodielinien sind meist rund. Ich bin einer, der mehr reinhaut, gröbere Sounds mag.»
Am Freitag ist es so weit: Sie veröffentlichen die ersten drei Songs aus dem Premieren-Album ihrer Band We and the Bulls auf den üblichen Musikportalen wie iTunes oder Spotify. Die restlichen acht Stücke folgen später. «Weil man das so macht», wie Wick schmunzelnd erklärt.
Die Texte sind auf Englisch und stammen meist von Sänger Tim Ramholt, der seine Karriere 2018 beim EHC Kloten beendete. Am Bass ist Romano Lemm, in seiner letzten Saison Stürmer in Kloten. Nur Fabian Gass, der Drummer, war kein Hockeyprofi. Ihm attestiert Wick «das beste Musikgehör». Man darf das Quintett wohl als die sportlichste Schweizer Band bezeichnen.
Wo Eishockey tabu ist
Doch das Eishockey ist kein Thema, wenn sie im Bandraum beim Restaurant Brisket an der Zürcher Hardbrücke proben. «Ausser, einer hat gerade alle Zähne draussen oder ein blaues Auge», wie Blum sagt. «Dann gibt es kurz einen Kommentar. Aber mehr nicht. Für uns ist die Musik der Rückzugsort, ein anderer Mikrokosmos.» Wick ergänzt: «Es ist wichtig, auch ab und zu wegzukommen vom Eishockey. Das ist gut für den Kopf.»
Einmal pro Woche kommen sie in der Regel zusammen. Ausser, es ist gerade Playoff-Zeit. «Es ist unvorstellbar, dass wir uns während einer Serie gegeneinander im Studio sehen würden», sagt Blum. Als sich die beiden 2014 im Zürcher Playoff-Final duellierten, zog der flinke Abwehrspieler, damals noch in Diensten Klotens, temporär aus der gemeinsamen WG aus.
«Es ist verrückt, was alles passieren muss, bis ein Album herauskommt»
Nur eine Saison, 2011/12, spielten sie in der National League beim Flughafenclub zusammen. Inzwischen aber schon zehn Jahre in der gleichen Band. Anfangs intonierten sie Coverversionen, von Jimi Hendrix, den Doors, den Stones. Mit der Zeit begannen sie, die eigenen Songs zu machen. Ein Album war ein lang gehegter Traum, der sich vor zwei Jahren konkretisierte, als sie Baschi und Philippe Merk kennen lernten, die seit 2013 ihr eigenes Studio (Rebel Inc.) betreiben.
Die erfahrenen Musiker und Produzenten ermutigten sie, es zu versuchen, standen ihnen bei. Baschi kümmerte sich um Sänger Ramholt, Merk um die Gitarristen. Herausgekommen ist das Album «Circus Mind», die ersten drei Songs heissen: «Ms Sweet», «Soultrain», «My Lady». Die Musik bewege sich zwischen Rock und Blues, sagt Wick. Und fügt an: «Aber modern, und es hat coole psychedelische Elemente drin.»
Das Album ist seit Sommer fertig, doch die Band musste erfahren, dass dieses Business vieles mit sich bringt, das nicht direkt mit Musik zu tun hat. «Es ist verrückt, was alles passieren muss, bis ein Album herauskommt», sagt Blum. Es mussten Fragen geklärt werden wie: Wie ist es mit dem Urheberrecht? Braucht es ein Fotoshooting? Einen Manager? Wie sieht das Logo aus?
Bullen, nicht Stiere
Der Bandname We and the Bulls hat übrigens nichts mit Stieren zu tun, sondern umgangssprachlich mit Bullen, wie Wick erklärt: «Ganz am Anfang kam bei einer Party, die wir zu Hause feierten, um drei Uhr morgens die Polizei, weil wir so laut waren. Wir machten ein Foto mit den Polizisten, und unters Polaroid-Foto schrieb einer: We and the bulls.» Er wisse nicht, ob es der perfekte Name sei. «Aber wir verbinden mit jenem Abend schöne Erinnerungen.»
Nach seinen Erfahrungen mit dem Produzieren des Albums habe er noch mehr Respekt vor der Arbeit von Musikern, sagt Eric Blum. «Man denkt bei Musik vor allem ans Künstlerische, aber dahinter steckt knüppelharte Arbeit. Es ist heavy, wenn du eine Sequenz von 15 Sekunden 30-mal einspielen musst, bis dir die Finger schmerzen.»
Wick greift vor und nach den Spielen gerne zur Gitarre, um sich hochzupushen und später auch wieder runterzufahren. Er sieht viele Parallelen zwischen seinen beiden Leidenschaften: «Es klingt nur gut, wenn du mit dem ganzen Herzen dabei bist. Wie im Eishockey. Wenn du nicht voll dabei bist, merkt das der Trainer, merken das die Mitspieler, die Zuschauer.»
Beim Prestigeduell ZSC gegen SCB stellt sich heute also auch diese Frage: Wer spielt die erste Gitarre? Wick oder Blum?
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