Rigips schliesst zwei Oberländer Werke
Im Verlauf des Jahres 2020 sollen die Rigips-Werke in Leissigen und Heimberg stillgelegt werden. Betroffen sind 35 Arbeitsplätze.

Der Schritt ist ebenso drastisch wie überraschend. Die Rigips AG will ihre Werke in Leissigen und Heimberg im Verlauf des Jahres 2020 stilllegen und damit sämtliche 35 Arbeitsplätze im Berner Oberland abbauen. Am Dienstagmittag informierte die Geschäftsleitung die Mitarbeiter an ihren Standorten und anschliessend auch die betroffenen Gemeinden.Das Unternehmen mit Hauptsitz in Mägenwil beabsichtigt, die Produktion von Vollgipsplatten am bestehenden Standort Granges im Wallis zu konzentrieren, wie aus einer Pressemitteilung hervorgeht.
«Wir sind uns der Tragweite dieser beabsichtigten Änderungen sowie unserer Verantwortung gegenüber den betroffenen Mitarbeitenden bewusst und werden diese nach Möglichkeit unterstützen», wird Thomas Breu, Geschäftsführer der Rigips AG darin zitiert. So habe sich das Unternehmen dafür entschieden, einen Sozialplan zu erarbeiten. Zudem soll ein Konsultationsverfahren durchgeführt werden.
«In diesem Prozess erhalten die Mitarbeitenden die Möglichkeit, Vorschläge zu machen, wie die Stilllegung der Werke Heimberg und Leissigen mit dem damit verbundenen Stellenabbau vermieden oder beschränkt werden könnte, oder wie die Folgen der Stilllegung und des Stellenabbaus gemildert werden könnten», heisst es in der Mitteilung. «Das Konsultationsverfahren wird zeigen, ob es Ideen geben wird», sagt Thomas Breu auf Nachfrage, der die Vorschläge ernsthaft begutachten will, aber auch zugibt: «Die Geschäftsführung hat im Vorfeld alle Optionen eingehend geprüft und hat keine Alternativen zu einer Schliessung gefunden.» Im Verlauf des Monats Mai soll eine definitive Entscheidung getroffen werden.
Erweiterung ist vom Tisch
Sollte das Konsultationsverfahren keine neue Lösung bringen, würde die Stilllegung der beiden Oberländer Werke in Etappen bis ins dritte Quartal des Jahres 2020 erfolgen. Der Gipsabbau würde vorderhand weitergehen, so Breu.
Gleichzeitig sehen die Pläne der Rigips AG vor, «die Produktionskapazitäten am Standort Granges signifikant zu erhöhen». Es sei beabsichtigt, infolge der erhöhten Produktionskapazitäten in Granges bis zu 15 neue Vollzeit-Arbeitsplätze zu schaffen. Diese würden nach Möglichkeit den Mitarbeitenden in Heimberg und Leissigen angeboten. «Der Ausbau des Werksstandorts Granges würde zudem die Präsenz der Rigips AG im wichtigen Marktgebiet Westschweiz stärken und die Transportkosten senken», teilt das Unternehmen mit.
Gerade für den Standort Leissigen kommt die Schliessung sehr überraschend. Schliesslich hat die Rigips AG noch im Jahr 2015 umfangreiche Pläne für die Erschliessung eines neuen Abbaugebietes im benachbarten Krattigen vorgestellt. Die Rede war von Abbaureserven für 40 Jahre (wir berichteten). Was ist aus den Plänen geworden? Dazu Thomas Breu: «Rohstoffproduktionsprojekte haben einen grossen zeitlichen Horizont. Die Planungen für das weitere Abbaugebiet in Leissigen/Krattigen gehen sogar bereits auf das Jahr 2010 zurück. Allerdings haben sich die Markt- und Standortbedingungen in der Zwischenzeit zu Ungunsten entwickelt.» Deshalb sieht das Unternehmen von den ursprünglichen Ausbauplänen ab.
Wie weiter bei Steinbruch?
Bleibt die Frage, was mit den Flächen passiert, in denen der Gips abgebaut wurde. Auch dazu äussert sich der Rigips-Geschäftsführer: «Der Abbau in einem Steinbruch ist in der Abbaubewilligung und der entsprechenden Überbauungsordnung geregelt. Darin ist klar festgehalten, dass der Steinbruch nach Abschluss der Abbauarbeiten aufgefüllt und das Gelände anschliessend renaturiert wird.» Wann dies jedoch erfolge, sei heute noch nicht abschliessend zu beurteilen. Auch für die Produktionsanlagen inklusive Gebäude und Gleisanschlüsse werde nach «adäquaten Lösungen» gesucht.
Dass das Unternehmen die Anlagen eventuell zu einem späteren Zeitpunkt wieder in Betrieb nimmt, wenn sich die Rahmenbedingungen wieder verbessern sollten, schliesst Thomas Breu aus: «Sollte die Schliessung vollzogen werden, ist es nicht realistisch, dass es eine Rückkehr der Rigips AG an die Produktionsstandorte geben wird.»
pd/sgg
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