Rekordjahr für transalpinen Güterverkehr auf Schienen
Die Verlagerungspolitik des Bundes scheint zu greifen: Der Marktanteil des Schienentransports wächst auf 67 Prozent, der Lastwagenverkehr ist auf dem tiefsten Stand seit den 1990er-Jahren.

Seit der Einführung der leistungsabhängigen Schwerverkehrsabgabe (LSVA) im Jahr 2001 haben noch nie so viele Güter die Schweizer Alpen auf der Schiene durchquert wie im vergangenen Jahr. Gleichzeitig sank die Zahl der Lastwagenfahrten auf den tiefsten Stand seit Mitte der Neunzigerjahre. Vom Verlagerungsziel ist der Bund aber noch weit entfernt.
2014 legte die Bahn beim Gütertransport durch die Alpen erneut zu. Zahlen eines vom Bundesamt für Verkehr (BAV) veröffentlichten Berichts zeigen, dass:
- die Menge der auf der Schiene beförderten Güter um 3,5 Prozent wuchs;
- der Marktanteil der Schiene sich auf 67,3 Prozent erhöhte.
Den Ausschlag dafür habe unter anderem der stärkere Wettbewerb innerhalb der Branche gegeben, der für zuverlässigere Schienenangebote gesorgt habe, schrieb das BAV. Dabei nahm der Schienengüterverkehr am Gotthard leicht stärker zu als auf der Simplon-Achse.
Weniger Lastwagenfahrten
Demgegenüber zeigten die Zahlen zu den Lastwagenfahrten, dass:
- die Zahl der Lastwagenfahrten durch die Schweizer Alpen um 1,6 Prozent auf 1,033 Millionen Fahrten zurück gingen;
- die transportierte Menge sich um 2 Prozent verringerte.
Die vermehrte Verlagerung auf die Schiene hat laut dem Bund verschiedene Gründe. Am stärksten beeinflusst werde die Entwicklung durch die wirtschaftliche Situation. Während die meisten EU-Länder seit 2013 wieder positive Wachstumsraten verzeichneten, rutschte Italien 2014 in eine Rezession.
Dadurch wuchs der Schienenverkehr im zweiten Halbjahr 2014 weniger stark als im ersten. Die Transportmenge auf der Strasse ging zurück.
Verlagerungsziel unrealistisch
Trotz des höchsten Bahnanteils seit 13 Jahren durchqueren immer noch viel weniger Güter die Alpen auf der Schiene als dies im Güterverkehrsverlagerungsgesetz gefordert wird. Demnach müsste per 2018 die Zahl der Lastwagenfahrten auf 650'000 pro Jahr reduziert werden.
Der Bundesrat hatte aber bereits mit den letzten Verlagerungsberichten darauf hingewiesen, dass sich dieses Ziel mit den bestehenden Instrumenten nicht erreichen lasse. Der seit mehreren Jahren feststellbare Rückgang der Lastwagenfahrten zeige jedoch, dass die Verlagerungspolitik greife.
Mit der Eröffnung des Gotthardbasistunnels 2016, der Realisierung des 4-Meter-Korridors auf der Gotthardachse bis 2020 sowie der Mitfinanzierung von weiteren Terminals im Norden Italiens darf laut BAV eine Fortführung dieses Trends erwartet werden.
Alpenschützer warnen
Nach Meinung des Vereins Alpeninitiative, welcher sich für den Schutz des Alpengebiets vor dem Transitverkehr einsetzt, verletzt der Bund mit dem Nichteinhalten der Vorgaben die Verfassung. Eine Studie des Instituts für Europarecht der Universität Freiburg, welche Ende Februar präsentiert wurde, stützt diese Auffassung.
Für die Studienautoren besteht nur begrenzt Spielraum für eine weitere Erstreckung der Verlagerungsfrist, wie dies der Bundesrat prüfen will. Bis Ende Jahr muss die Regierung ihre Bilanz zur Verlagerung präsentieren. Die Alpeninitiative warnte schon mehrmals vor einer weiteren Abschwächung des Verlagerungsziels.
In einer Mitteilung vom Mittwoch zeigen sich die Umweltschützer zufrieden, dass die Bahn im alpenquerenden Güterverkehr Anteile hinzugewonnen hat. Nun gelte es, diesen Trend fortzusetzen. Die Eröffnung des Gotthardbasistunnels sei hierfür eine «Jahrhundertchance».
Neue Methode
Die neusten Zahlen zu den Lastwagenfahrten basieren auf einer neuen Erhebungsmethode. Sie stützt sich auf Daten, die an den Kontrollstationen der Leistungsabhängigen Schwerverkehrsabgabe (LSVA) erhoben werden.
Die bisherigen Erhebungen griffen auf Daten der schweizerischen automatischen Strassenverkehrszählung (SASVZ) zurück. Beim SASVZ-System werden vorbeifahrende Fahrzeuge über Detektoren in der Fahrbahn erfasst. Dabei wurden teilweise auch Wohnmobile und Lieferwagen als Lastwagenfahrten registriert.
Dank der neuen Erhebungsmethode könne die Zahl der Fahrten nun präziser ermittelt werden, schrieb das BAV.
SDA/pst
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