Wider die Laus im Schulhaus
Eine Laus im Haar ist kein Zeichen von Verwahrlosung. Wer reist, kann die Parasiten auch so auflesen. In Berner Schulen werden sie deshalb vor allem nach den Ferien gesucht. Einfach Abhilfe schafft bei Befall ein geeignetes Shampoo.
Luginbühls waren in Spanien, Häfelis in Südfrankreich und von Guntens gar in Übersee. Wenn die braungebrannten Ferienkinder dann in der Schule voller Elan die Köpfe zusammenstecken und von ihren Erlebnissen erzählen, wechseln nicht nur Episoden die Seite. Da und dort ists auch einmal eine mitgebrachte Kopflaus. Jeannette Liechti, Läusefachfrau in verschiedenen Berner Gemeinden, berichtet: «Neben Immigration und Emigration hilft das Reisen der Verbreitung der Kopflaus am meisten.» In vielen Fällen kann man einen Befall schlicht nicht verhindern, dafür ist aber Erkennen und Handeln um so wichtiger. «Wie bei vielen anderen Krankheiten sehe ich primär die Eltern in der Verantwortung. Die Schule hat noch immer einen Bildungsauftrag, mehr nicht», sagt Liechti. Kopfläuse treten nicht nur häufig an Schulen auf, weil sich Kinder besonders nahe kommen, sondern auch, weil ab dem 15. Lebensjahr der Läusebefall massiv abnimmt. «Grund dafür könnten vorpubertäre Körpergerüche sein, welche die Läuse anziehen», mutmasst Liechti. Effort nach den Ferien Neben ihrem Engagement in der Region Bern ist Jeannette Liechti auch Gründungsmitglied der Schweizerischen Gesellschaft der Kopflaus-Fachleute. «Wir streben eine schweizweite Generalisierung der Richtlinien für die Kopflaus-Bekämpfung an», erklärt sie die Absicht der Vereinigung. Heute handhabe jede Gemeinde die Situation weitgehend eigenständig, vom Kanton kämen nur wenige Auflagen. Ursula Ackermann vom Gesundheitsdienst der Stadt Bern sieht das etwas anders: «Die Auflagen kommen vom Kanton. Die Durchführung und Finanzierung sind aber uns überlassen.» So würden in den Stadtberner Schulen gerade nach den Herbstferien präventiv ganze Klassen oder Schulen untersucht. Wenn eine Laus auftaucht, wird die betroffene Schule systematisch untersucht. Dies delegiert die Stadt dem schulärztlichen Dienst, bei personellen Engpässen helfen aber auch hier sogenannte Läusefachfrauen aus. Anders in den Gemeinden der Region: Dort wäre die kantonale Erziehungsdirektion und der Schularzt überfordert. Deswegen bietet Jeannette Liechti seit gut zehn Jahren ihre Dienste an. «Zusammen mit von mir ausgebildeten Eltern bilde ich einen Expertenpool und organisiere die Untersuchungen.» Keine Statusfrage Ein weiterer Feind im Kampf gegen die Laus ist für Liechti auch der soziale Faktor: «Viele denken bei Kopfläusen noch an den Sozialstatus und meinen, eine Laus sei ein Zeichen schlechter Hygiene.» Lausiges Haarewaschen sei aber keineswegs ein Grund für einen Befall, sagt Liechti. Und grundsätzlich seien Kopfläuse noch überhaupt kein Grund zur Beunruhigung: «Es gibt heute sehr gute, hautfreundliche Shampoos. Die Läuse wird man so ziemlich schnell los.» Hat man das Ungeziefer also in den Haaren, so ist das nicht weiter schlimm. Wichtig ist nur die sofortige Behandlung, damit sich die winzigen Eier der Kopfläuse, sogenannte Nissen, nicht entwickeln und die Tiere nicht vermehren können. Auch der städtische Gesundheitsdienst will mit seiner Kopflaus-Prävention keine Panik vor den kleinen Insekten verbreiten. «Seit Jahren verteilen wir anfangs Schuljahr ein Läusemerkblatt an Kinder und Lehrer. Die Informationen darauf, speziell jene zur Behandlung, werden alljährlich dem neuesten Stand angepasst», sagt Ursula Ackermann. Moritz Marthaler >
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