«Werkschau» am Gymnasium
Interlaken90 Schülerinnen und Schüler präsentierten im Gymnasium Interlaken ihre Maturaarbeiten.
«Zengerine PMMD N0 – Konstruktion einer mechanischen Rechenmaschine aus Holz»: Der Titel der Maturaarbeit hörte sich schwierig an. Aber er machte auch Mathematikmuffel neugierig. So wartete am Freitag das Publikum im Physikzimmer dicht gedrängt auf Jasmin Zengers Präsentation. Keine Angst vor Zahlen «PMMD heisst die Maschine, weil sie die vier Grundrechenarten Plus, Minus, Mal, Durch beherrscht, und N0, weil sie mit den natürlichen Zahlen einschliesslich Null rechnen kann», erläuterte die mathematikbegeisterte Maschinenbauerin, während die Mathematikmuffel vorsichtig aufatmeten und in Betracht zogen, für einmal mehr als nur Bahnhof von der Welt der Zahlen zu verstehen. Auf die Idee, eine Rechenmaschine zu konstruieren, war Jasmin Zenger «ausgerechnet» im Französischunterricht gekommen, als sie einen Vortrag über den Mathematiker Blaise Pascal hielt. Der hatte 1642 für seinen Vater, einen Steuereintreiber, eine Additionsmaschine mit Zahnrädern konstruiert. An die Pläne der «Pascaline» kam Jasmin Zenger nicht; also entwickelte sie, ausgehend von der Idee mit den Zahnrädern, ihre eigene «Zengerine». Schritt für Schritt erklärte die Schülerin dem Publikum, wie ihre Maschine funktioniert. Auf Wunsch erläuterte sie, wie sie zunächst ein kompakteres Räderwerk geplant hatte, warum ein solches Modell aber zu Rechenfehlern von plus/minus 110 führen würde und ihr so «zu ungenau» wäre. Auf Fragen von Fachleuten ging sie auf historische Alternativen zur «Pascaline» ein; und mit ihren anschaulichen Erklärungen ermutigte sie auch Laien, mitzudenken und zu fragen. Die Qual der Wahl Auch anderen Primanerinnen und Primanern gelang es, ihre Begeisterung für ihre Arbeiten aufs Publikum zu übertragen. Linus Cadotsch, der ein Jahr lang Lebensweise und Verhalten von Wasseramseln an Aare, Lombach und Kander beobachtet und fotografiert hatte, bekam vom Publikum Löcher in den Bauch gefragt. Ähnlich ging es Cornelia Feuz, die den Papierverbrauch am Gymnasium und seine Folgen für die Umwelt untersucht hatte, und ihre Verbesserungsvorschläge wurden von Mitschülern und Lehrkräften so lebhaft diskutiert, dass sie wohl auch praktische Folgen haben. Und wenn Eltern, Freunde und andere interessierte Besucher in den Pausengesprächen etwas bedauerten, so nur die Qual der Wahl zwischen den vielfältigen Präsentationen. 15 Maturaarbeiten waren schon am Dienstag in Gstaad vorgestellt worden, 90 waren es am Freitag in Interlaken. Die Themen reichten von der Suche nach Shakespeares Quellen für «Romeo und Julia» bis zum Überblick über die Direktzahlungen für die Berglandwirtschaft und ihre Bedeutung für das Berner Oberland, von Medizin und Sport bis Musik und Chemie. Reif für die Uni «Mit den Maturaarbeiten zeigen unsere Schüler, wie weit sie das wissenschaftliche Handwerk beherrschen», sagt der für den Präsentationsanlass Verantwortliche Roland Scheurer. Und die Schüler müssen zeigen, dass sie selbstständig arbeiten und sich organisieren können – lauter Fähigkeiten, die sie fürs Studium brauchen. «Und manche Arbeiten erreichen tatsächlich schon universitäres Niveau», freut sich der Lehrer. Sibylle Hunziker >
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