Wenn der Schoggihase zum Laufen motiviert
Kennen Sie diese Situation, wenn Ostern vorbei ist und einige Hasen aus Schokolade übrig sind und danach schreien, gegessen zu werden? Die süssen Hohlfiguren sind Belohnung, Seelentröster, Kultobjekte und die besten Garanten für ein schlechtes Gewissen. Die verzehrten Schoggihasen können aber auch ein Beweggrund sein, auf die Joggingrunde zu gehen. Es gibt andere Motivationshilfen, sich regelmässig zu bewegen. Simone Niggli-Luder, 32, schnürt ihre Laufschuhe, weil sie Leistungssportlerin ist. Die bekannte Orientierungsläuferin aus Münsingen kann an der Weltmeisterschaft im kommenden August in Trondheim ihre Goldmedaillen Nummern 16 bis 19 gewinnen. «Die Medaille ist mein Motiv, zweimal pro Tag und 15 bis 20 Stunden pro Woche konsequent zu trainieren. Aber ohne Freude am Sport könnte ich diesen Aufwand nicht betreiben», sagt Niggli-Luder anlässlich der Kick-off-Veranstaltung des 24.Schweizer Frauenlaufs in Bern. Die Schweizer Sportlerin des Jahres 2003, 2005 und 2007 spricht am Institut für Sportwissenschaft über das Thema Motivation – 61 laufbegeisterte Frauen hören aufmerksam zu. Wie überwindet Frau den inneren Schweinehund? «Ich brauche glücklicherweise keine Fitnesstricks, um ihn zu überwinden», sagt die Biologin und lacht. An garstig kalten Herbsttagen denke sie vor dem Training jeweils an die wohltuende Dusche und die innere Befriedigung danach. Niggli-Luder sagt sich dann, mit einem Anflug von Stolz: «Jetzt bist du deinem Ziel einen grossen Schritt näher gekommen.» Aber allzu verbissen sollte nicht trainiert werden, meint die Bernerin. «Man darf sich auch mal eine Pause gönnen.» Das habe weder etwas mit Faulheit noch mit Trainingsverweigerung zu tun – vielmehr gewährt man seinem Körper die nötige Erholung und dem Kopf die Zeit, neue Motivation aufzubauen. Die Ausrede, Joggen sei zu monoton, lässt Simone Niggli-Luder nicht gelten. Das stimme womöglich für das Training auf der Tartanbahn, nicht aber für das Laufen im Wald. «Die Natur zu erleben, ist für mich ein bedeutender Motivationsfaktor», sagt die prominente Referentin. Sie sei jedenfalls nie mit dem iPod unterwegs. Sie höre lieber das Vogelgezwitscher als die Hits aus dem tragbaren Musikabspieler. «Mit einem iPod würde ich meinen Körper und die Natur weniger intensiv wahrnehmen», sagt Simone Niggli-Luder. «Mit Musik könnte ich mich nicht mehr aufs Laufen konzentrieren und würde mitunter aus dem Rhythmus kommen.» Es sei wichtig, dass sich Einsteigerinnen Ziele setzten, rät Simone Niggli-Luder. Das regelmässige Training müsse fix in eine Wochenplanung eingebaut werden, empfiehlt die 5-fache Weltcup-Gesamtsiegerin. Und man solle sich langsam steigern. «Lieber dreimal eine halbe Stunde lang trainieren als sich gleich überfordern», sagt Niggli-Luder. Die Fortschritte würden sich rasch einstellen. Marianne Teuscher, 57, nutzt die Gelegenheit, von Simone Niggli-Luder zu erfahren, «woher die zierliche Frau die unermüdliche Kraft und die Energie hernimmt, jeden Tag so hart zu trainieren». Für die Bankfachfrau seien die Erhaltung von Fitness und Gesundheit Triebfeder ihres sportlichen Treibens. Dabei sei es aber von grosser Bedeutung, «stets auf die Signale des Körpers zu hören». Joggt Bettina Vollenweider, 53, durch den Wald, hält sie inne, wenn ein Specht mit dem Schnabel gegen einen Baumstamm klopft. Aber auch Eichhörnchen und Rehe motivieren die Bankfachfrau zum Laufen. «Die Natur zu entdecken, finde ich aufregend», sagt die Bernerin. Jeden Dienstagmorgen trifft sich Vollenweider mit Gleichgesinnten in der Laufgruppe der GG Bern. Treffpunkt für die jeweils bis zu zweistündigen Trainingseinheiten ist die Sportanlage Neufeld. «Dabei lerne ich interessante Leute und Gegenden kennen», erzählt die Laborantin. Und es würden spannende Gespräche geführt. «Zuletzt schwärmten wir vom Berner Radprofi Fabian Cancellara. Aber auch der YB-Fussballer Seydou Doumbia ist ein gern diskutiertes Thema.» Am Schluss der Veranstaltung übernimmt Markus Ryffel das Zepter. «Jetzt wollen wir etwas gegen die Schoggihasen tun, die wir über Ostern gegessen haben», sagt der Olympiazweite von 1984 über 5000 Meter und fordert 13 Frauen auf, mit ihm auf eine gemütliche Joggingrunde zu gehen. «Im Wald soll es übrigens Hasen geben. Feldhasen – nicht die aus Schoggi.»Thomas Wälti>
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