Wacker Thun: Ärger am Familientisch
Im Vorstand Wacker Thuns hängt der Haussegen schief. Die drei wichtigsten Funktionäre haben innerhalb der letzten Monate ihren Rücktritt erklärt – aus verschiedenen Gründen.

Besinnliche Feiertage? Denkste. Obwohl hierzulande von Mitte Dezember bis Anfang Februar nicht Handball gespielt wird, herrscht bei Wacker seit einigen Wochen Unruhe. Auf Funktionärsebene rumort es. Dabei geht es primär um die Nachfolge von Präsident Reto Zwahlen, dessen Amtszeit mit dem Jahreswechsel zu Ende gegangen ist.
Die Suche nach einem neuen Vorstandsvorsitzenden ist im Gang, aber noch weit davon entfernt, abgeschlossen zu sein. Einen Steuermann hat das eine der beiden Flaggschiffe im Berner Oberländer Sport gegenwärtig nicht, wenngleich Zwahlen all den Aufgaben nachkommt, bis der Neue übernimmt.
Mit CEO Fred Bächer ist der zweite Teil des sogenannten Führungstandems zurückgetreten. Er hatte im Sommer entschieden, seine Verträge mit dem Thuner Verein sowie einer Versicherung, für die er als Generalagent beschäftigt war, zu kündigen, um sich zu verselbstständigen. Offensichtlich war es die Absicht beider Parteien, die Zusammenarbeit fortzusetzen. Der 45-Jährige, in Besitz des MBA-Titels (Master of Business Administration), sollte sich im Rahmen eines Mandats um die Partnerschaften kümmern; lies: um die Kooperation mit den Firmen, welche sich beim Meister von 2013 engagieren.
Dazu wird es möglicherweise nicht kommen. Bächer zog seine Bereitschaft vorübergehend zurück, nachdem ein Mitglied an einer Vorstandssitzung Anfang Dezember Bedenken geäussert und seine Skepsis in einer Abstimmung demonstriert hatte. Der in Thierachern Wohnhafte war ohnehin leicht verstimmt gewesen, weil ihn die mit der Suche nach einem neuen Präsidenten betraute Findungskommission nie um Rat gefragt oder zumindest regelmässig aufdatiert hatte.
Die Unterlassungssünde
Spätestens seit jenem Vorkommnis agiert der Vorstand wenig harmonisch; dem Bild der «Wacker-Familie», von der im Verein so gern gesprochen wird, entspricht er dieser Tage so gar nicht. Während einige Angehörige den Zwist relativieren, sprechen andere von einer tiefen Zerrüttung, ein Beteiligter zieht angesichts der Situation, in welcher der Klub steckt, einen Vergleich mit GC Amicitia Zürich, das ohne Präsident und mit ungewisser Zukunft dasteht.
Fakt ist, dass die Lage für Involvierte wie Umfeld unbefriedigend ist und Fehler gemacht werden, welche im Grunde nur schwer verzeihlich sind. So verpassten es die Verantwortlichen, Bächers Abgang ordentlich zu kommunizieren. Sie beschränkten sich darauf, kurz vor Vertragsablauf einen mit einem eigenwilligen Titel («Wacker stellt weitere Weichen für die Zukunft») versehenen Text zu verfassen und diesen auf der Website und auf dem Facebook-Auftritt zu veröffentlichen. Die Sponsoren wurden später, unzureichend oder gar nicht informiert, notabene über den Rückzug jenes Mannes, der als Mister Wacker auftrat und Ansprechperson war.
Mit dem mitunter fragwürdigen Vorgehen riskieren die sportlich, gesellschaftlich und finanziell eigentlich sehr gut abgestützten Thuner in der Bevölkerung und bei Partnern an Goodwill einzubüssen. Bereits nach der letzten Saison trat Thomas Fahrni zurück, der lange Manager der 1. Mannschaft gewesen und später Leiter Qualität war. Er hatte indes stets beabsichtigt, zeitnah kürzerzutreten.
Noch keinen Einfluss hat die ungeklärte Zukunft auf Funktionärsebene auf die Spieler, wie deren Trainer Martin Rubin erzählt. «Das tangiert uns momentan nicht.» Der Coach sagt, er bedaure den Abgang vom Gespann Bächer/Zwahlen. Die beiden hätten einen Superjob gemacht. In der Tat harmonierten die Führungskräfte gut. Sie ergänzten sich prima: hier Zwahlen, der Sanfte, der Vernünftige, der Diplomat; da Bächer, der Dominante, der Umtriebige, der Forsche.
Die umstrittene Kandidatur
Entschlossen, für das Präsidentenamt zu kandidieren, ist Kurt Häberli, der als Finanzchef ein hohes Ansehen geniesst. Der Betriebsökonom hat bereits exakte Vorstellungen davon, wohin es mit Wacker unter ihm gehen würde, und einen Nachfolger für seine bisherigen Aufgaben hält er auch bereit. Erste Wahl der Findungskommission ist er indes offensichtlich nicht – ansonsten hätte diese ihre Suche längst eingestellt und das Vorstandsmitglied der Hauptversammlung vorgeschlagen.
Der 42-Jährige, bei einem Transportunternehmen tätig, identifiziert sich sehr stark mit dem Klub, er ist ausgesprochen engagiert und bei Teilen der Basis entsprechend beliebt. Einflussreiche Leute im Verein haben derweil Vorbehalte gegenüber seiner Eignung für den Part, teilweise gar grosse. Sie sagen, Häberli habe sehr wohl Qualitäten, er sei aber nicht der vernetzte Macher, nach dem Ausschau gehalten werde.
Nicht ausgeschlossen ist demnach, dass es zu einer Kampfwahl kommen wird. Genau dies versuchen einige Mitglieder zu verhindern. Eine Auseinandersetzung im Streben nach dem höchsten Amt und wahrscheinliche Konsequenzen: Das wäre so gar nicht zu vereinbaren mit den Werten des Klubs. Wacker bräuchte nun Gewissheit, Ruhe, Harmonie. Zumindest darin sind sich die Thuner einig.
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