Arbeitet Energie Thun zu langsam?
Die Werkleitungsarbeiten der Energie Thun AG am Berntor erstrecken sich über Monate. Hätte der Einbezug externer Firmen die Sanierung beschleunigt? Wir haben nachgefragt.

Die Arbeiten von Stadt, Kanton und Energie Thun AG am Lauitorstutz und rund um den Berntorplatz haben in den letzten Monaten die Nerven der Verkehrsteilnehmer strapaziert – und die Thuner Politik auf Trab gehalten. Am Lauitor wird die diesjährige Bauetappe nun wie ursprünglich geplant noch vor dem Ausschiesset vom 23. September beendet.
Zudem wird ab dem 21. September die Burgstrasse zwischen Lauitorkreisel und der Einmündung Krankenhausstrasse wieder in beide Richtungen für den Verkehr freigegeben.
Die Werkleitungsarbeiten beim Berntorplatz hingegen erstrecken sich – anders als eigentlich vorgesehen – bis in den November. Archäologische Funde, unerwartete geologische Schwierigkeiten sowie Arbeitsunterbrüche wegen der starken Regenfälle im Frühsommer sind die Gründe (wir berichteten).
«Nicht besonders dynamisch und pünktlich»
Dass die Verzögerungen nicht bejubelt werden, ist klar. Die Art und Weise, wie derzeit am Berntor gearbeitet wird, stösst jedoch noch aus einem anderen Grund auf Kritik: Die Energie Thun AG, die beim Verkehrsknoten die Strom-, Gas- und Wasserleitungen erneuert, habe gar nicht genügend Personal, um die Arbeiten effizient abzuwickeln, heisst es hinter vorgehaltener Hand.
Das Unternehmen, das in Thun ein Monopol auf das Verlegen von Werkleitungen hat, sei «nicht besonders dynamisch und pünktlich», lautet ein weiterer Vorwurf aus Thuner Unternehmerkreisen. Mit Namen hinstehen will aus den Reihen der Kritiker allerdings niemand – weil die «Energie Thun ein grosser Auftraggeber ist, mit dem man es sich nicht vermasseln will».
Energie Thun AG lässtAnschuldigungen nicht gelten
Der CEO der Energie Thun AG, Michael Gruber, reagiert relativ gelassen, als er auf die Vorwürfe angesprochen wird: «Diese Stimmen sind wohl schlecht informiert», sagt er. Seine Firma habe, bereits vor dem Start der Arbeiten am Berntor, eine externe Bauequipe der Firma Bau4U engagiert.
Die in Biel ansässige AG ist gemäss ihrer eigenen Website eine konzessionierte Anbieterin im Gas- und Wasserleitungsbau. Zudem werden laut Gruber «geeignete Firmen» beigezogen, wenn es Spezialarbeiten zu erledigen gebe, beispielsweise die Montage von Chromstahlleitungen oder das Trennen von Rohren mit grossen Durchmessern.
«Wir haben sämtliche Arbeiten am Berntorplatz in der vorgesehenen Zeit abgeschlossen.»
Die Energie Thun AG sei nicht dafür verantwortlich, dass die Baustelle bis im Spätherbst aufrechterhalten werden müsse. «Wir haben sämtliche Arbeiten am Berntorplatz in der vorgesehenen Zeit abgeschlossen», betont Gruber. Zu den Arbeiten, welche das Energieunternehmen mit dem eigenen Fachpersonal ausführt, gehören die Projektierung und der Bau von Leitungen.
Acht eigene Monteure, die im Erdgas- und Wassernetzbau angestellt sind, standen am Berntor in den letzten Monaten – bei Bedarf ergänzt mit der Equipe von Bau4U – im Einsatz. Während der vier Hauptetappen von insgesamt sechs Wochen waren, je nach Arbeitsumfang, ein bis zwei Teams engagiert.
«Mehr Teams auf der Baustelle zu haben, bringt nichts, da die schwierigen technischen, räumlichen und verkehrstechnischen Gegebenheiten nicht mehr Personal erlaubten», erklärt Gruber. Kleinere Teams hätten die anfallende Arbeit effizienter erledigen können. Ganz grundsätzlich vergebe die Energie Thun AG auch Aufträge an externe Firmen, sagt der CEO.
Auch EWB setzt temporärauf externe Fachkräfte
Wie läuft es bei anderen Energiedienstleistern im Kanton Bern? In der Stadt Bern etwa ist Energie Wasser Bern (EWB) mit den Arbeiten an Strom-, Gas-, Fernwärme- und Wasserleitungen betraut. Gleich wie die Energie Thun AG ist auch EWB ein öffentlich-rechtliches Unternehmen. Laut Mediensprecherin Alexandra Jäggi lässt EWB jeweils externe Tiefbaufirmen die Leitungen freilegen und eingraben.
Die Fach- und Pikettarbeiten würden hingegen eigene Mitarbeitende ausführen – mit einer Ausnahme: «Bei erhöhtem internem Auftragsbestand werden für Werkleitungsarbeiten temporär auch Fachkräfte beziehungsweise externe Firmen engagiert», erklärt Jäggi. Weiter gelte bei EWB, dass Werkleitungsarbeiten mit denjenigen von Bernmobil und dem Tiefbauamt der Stadt Bern koordiniert werden, «insbesondere in stark frequentierten Gebieten».
«Unser Ziel ist es, möglichst vieles selber zu machen.»
Dies geschehe, «um den Gesamtverkehr möglichst wenig zu belasten». Als Beispiele nennt Jäggi unter anderem die Sanierung und Neugestaltung des Eigerplatzes oder aktuell die Sanierung der Kirchenfeldbrücke. Vergaben an externe Firmen sind laut Alexandra Jäggi bei EWB letztlich «eine Frage der Kapazität und Auslastung».
Netzulg AG macht«möglichst viel selber»
In Steffisburg kümmert sich die Netzulg AG um den Bau von Strom- und Wasserleitungen. Die Arbeiten an Gasleitungen werden dagegen an Externe vergeben, «weil das auch nicht unser Metier ist», wie Anton Pieren, der Geschäftsleiter der Netzulg AG, auf Anfrage festhält. Grundsätzlich sei es das Ziel des Unternehmens, «möglichst vieles selber zu machen».
Aus seiner Erfahrung weiss Pieren, dass es auf Baustellen oftmals dann zu Verzögerungen und Verschiebungen kommt, wenn mehrere Firmen involviert sind und einige darunter mehrere Aufträge an verschiedenen Standorten ausführen. «Wir haben den Vorteil, dass wir meist parallel auf verschiedenen Baustellen im Dorf präsent sind. So bleibt bei Wartezeiten eine gewisse Flexibilität», sagt Pieren.
Ohne die Arbeiten am Berntorplatz im Detail zu kennen, vermutet der Netzulg-Geschäftsleiter, dass die hohe Komplexität sowie die überraschenden Funde im Untergrund eine schnellere Abwicklung der Arbeiten verunmöglicht hätten. Gemäss Pieren werden bei der Netzulg AG «nur bei Kapazitätsengpässen» Arbeiten an Externe vergeben. Er erachtet diesen Umstand als Problematik, mit der jeder Energiedienstleister umgehen müsse, die also nicht «werkabhängig» sei.
Bieler setzen auf eigeneAngestellte mit Ortskenntnis
In der Region Biel wird der Werkleitungsbau über die öffentlich-rechtliche Firma Energie Service Biel (ESB) abgewickelt. Gemäss Roger Gloor, Leiter Netzbewirtschaftung, stelle sich die Frage, ob ein Auftrag an Externe vergeben wird oder nicht, meist gar nicht.
«Bei einem Auftrag mit einer hohen Komplexität greifen wir ab und zu auf Externe zurück.»
«Durch das Know-how unserer Mitarbeiter einerseits und deren Ortskenntnisse andererseits bietet es sich oft an, dass wir solche Arbeiten gleich selbst durchführen», sagt Gloor. Die ESB weiche dann von diesem Grundsatz ab, wenn es die Grösse eines Projekts nötig mache oder die Ressourcen innerhalb der ESB fehlen würden.
«Auch bei einem Auftrag mit einer hohen Komplexität greifen wir ab und zu auf Externe zurück.» Ähnlich wie bei EWB ist es in Biel letztlich oftmals eine Kapazitätsfrage.
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch