Moser übergibt den Taktstock an Vogel
Nach über drei Jahrzehnten zieht sich Paul Moser, Dirigent des Kammerorchesters Steffisburg, zurück. Die Leitung übernimmt nun Niklaus Vogel.

36 Jahre. So lange leitete der Berner Paul Moser als Dirigent das Steffisburger Kammerorchester. Im Juni 2017 fanden die letzten Konzerte unter seiner Leitung statt. Sein Amt als Dirigent hat per Anfang 2018 Niklaus Vogel übernommen.
Zum Dirigieren, das Paul Moser als sein «Berufshobby» bezeichnet, sei er praktisch durch Zufall gekommen. Vor seinem Studium, erzählt der 75-jährige, spielte er Violine im Laienorchester der Kaufmännischen Berufsschule in Bern. «Der Dirigent wollte aufhören – also übernahm ich seinen Posten.» Das Handwerk habe er sich Stück für Stück angeeignet – vieles habe er auch durch «Anschauungsunterricht» gelernt, etwa durch seine langjährige Tätigkeit als Konzertmeister beim Berner Symphonieorchester. Als Dirigent kam er 1981 zum Kammerorchester in Steffisburg. «Wir konnten tolle Projekte durchführen, etwa die Inszenierung des Musicals ‹My Fair Lady›, das wir auf Mundart aufführten und statt in London in Bern spielen liessen», erinnert sich Moser.
«Modell nicht zeitgemäss»
Sein Engagement beendet er aus Altersgründen – und auch, wie er ein wenig wehmütig sagt, weil ihm der Enthusiasmus der früheren Jahre abhandengekommen sei: «Es war für das Orchester nicht immer einfach, zu bestehen. Resonanz blieb oft aus, manchmal wurden Konzerte nur von Angehörigen besucht.»
In über drei Jahrzehnten habe es einige Veränderungen gegeben: «Die Mitglieder und ich, wir sind gemeinsam älter geworden», sagt Moser und lacht. Tatsächlich sei das Anwerben von Nachwuchs ein grosses Problem, aktuell umfasst das Orchester rund zwanzig Mitglieder. «Vielleicht ist das Probenmodell nicht mehr zeitgemäss», vermutet Moser. «Anstatt sich dazu zu verpflichten, jede Woche zur Probe zu erscheinen, engagieren sich junge Musikerinnen und Musiker heute offenbar lieber projektbezogen – intensiver über eine kurze Zeit.»
Mehr Junge, mehr Events
Niklaus Vogel, der seit Januar mit den Musikerinnen und Musikern des Kammerorchesters probt, stimmt dem zu: «Es braucht neue Ideen dafür, neue Leute anzulocken.» Der studierte Violinist wurde nach seiner Rückkehr von einem Arbeitsaufenthalt in Los Angeles durch einen Zeitungsartikel darauf aufmerksam, dass das Kammerorchester Steffisburg einen neuen Dirigenten suchte. Er bewarb sich. «Mir gefällt, dass das Orchester in der Region verbunden ist.» Er kenne viele Leute in der Musikszene der Region: «Es ist ein Miteinander, nicht ein Gegeneinander. Dass es auf dem Platz Thun mehrere Orchester gibt, bereichert die Region.»
Zudem schätze er den pädagogischen Auftrag, den er in der Dirigentenrolle ebenfalls übernehme. Moser pflichtet ihm bei: «Gerade in Laienorchestern braucht es viel pädagogisches und psychologisches Geschick.» So müssen etwa Werke gefunden werden, die die Musizierenden fordern, aber nicht überfordern würden: «Es ist eine Gratwanderung», sagt Moser.
An der Nachwuchsförderung will Niklaus Vogel arbeiten. Durch gute Beziehungen zum Thuner Jugendorchester Arabesque erhofft er sich, Jungmusiker nach ihrer Zeit dort direkt ins Kammerorchester zu holen. «Ich möchte ausserdem künftig vermehrt auf Konzertevents setzen», erklärt Vogel. So sei etwa ein Auftritt an der Art Container Steffisburg 2018 geplant. Er könne sich auch vorstellen, Uraufführungen von selber komponierten Stücken durchzuführen. «Für die Zukunft des Orchesters ist es wichtig, dass wir uns als etwas Eigenes etablieren.»
Das nächste Konzert des Kammerorchesters Steffisburg findet am 5. Mai als Eröffnungskonzert der Art Container Steffisburg 2018 statt. Gespielt wird ein eher nordisch geprägtes Programm: Carl Nielsen – «Little Suite für Streicher»; Edvard Grieg – «Zwei nordische Melodien»; Peter Warlock – Capriol Suite; sowie Mozart – Divertimento KV 136 D-Dur. Das Orchester sucht dafür laufend neue Mitglieder. Infos: Kammerorchestersteffisburg.ch.
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