Berufsschule trifft auf Albanien
Schuldirektoren und Lehrkräfte aus Albanien liessen sich am Dienstag am Bildungszentrum IDM und in Steffisburg über die hiesigen Strukturen in Sachen Berufslehre informieren. Mit Inputs für beide Seiten.

Das Sitzungszimmer am kantonalen Berufsbildungszentrum IDM in Thun ist bereit. Auf den Tischen sind Schreibblöcke und Getränke bereitgestellt, und Direktor Ben Hüter zeichnet auf der Flipchart ein Diagramm der dualen Berufsausbildung.
«Wir tauschen uns immer wieder mit ausländischen Schulen und deren Direktoren und Lehrkräften aus», sagte er am Dienstag, kurz bevor die Gäste eintrafen. So seien in der Vergangenheit zum Beispiel etwa Informationen mit Verantwortlichen der Berufsschulen aus Bulgarien, Südkorea oder Grönland ausgetauscht worden. «Dies gibt immer Inputs für beide Seiten», so der IDM-Direktor weiter.
18 Schuldirektoren und Lehrkräfte aus Albanien nehmen Platz, um sich in Thun über die schweizerischen Strukturen in Sachen Berufsausbildung und insbesondere über die duale Berufslehre ins Bild zu setzen. Dies im Rahmen eines Entwicklungszusammenarbeitsprojekts der Organisation Swisscontact.
Grosse Arbeitslosigkeit
«Ziel ist es, vom hiesigen System zu lernen», sagte Lorena Rodriguez Xhagjika, die beim Übersetzen hilft. So gehe es vorab darum, zu ergründen, warum die Berufslehre in der Schweiz ein generell hohes Ansehen geniesst. Zumal die Jugendarbeitslosigkeit in Albanien beinahe 30 Prozent beträgt.
Mit ein Grund für diese Situation und das Scheitern am Arbeitsmarkt sei oft auch eine fehlende oder nicht marktorientierte Ausbildung. Albanien hat deshalb eine nationale Arbeitsmarktstrategie entwickelt, in deren Rahmen das Berufsbildungssystem verbessert werden soll.
Nachdem IDM-Direktor Ben Hüter und weitere Mitglieder der Schulleitung das heimische Ausbildungssystem mit Volksschule über Gymnasium, Berufslehre bis hin zur Berufsmatur und höheren Fachschule erklärt hatten, kam die Diskussion rasch in Gang. So wurde von Delegationsmitglied Fation Dragosti aufgezeigt, dass in Albanien der Unterricht an den Berufsschulen sehr breit gefächert ist, weil angehende Berufsleute vorerst zur Schule gehen, bevor sie einen Lehrplatz finden.
«Für die Suche nach einer Lehrstelle ist die Schule zuständig», sagte er. Dies sei eben auch schwierig, weil in der albanischen Wirtschaft Ausbildungsplätze fehlen würden. Wie die Ausbildung in der Praxis funktioniert, erlebten die Gäste aus Albanien am Nachmittag bei der Fritz Studer AG in Steffisburg.
Ansehen der Schulen stärken
Alma Islamaj, Direktorin der Wirtschaftsschule in Vlora, zog gestern eine positive Bilanz. «Gerade im Gestalten von neuen, interaktiven Lehrmitteln haben wir sehr viele Inputs erhalten», sagte sie.
Und Gentian Boci, Direktor der Gewerbeschule für Industrie in der südalbanischen Hafenstadt Vlora, ergänzte: «Wir sind gekommen, um zu lernen und damit unsere Berufsausbildung zu stärken.» Überzeugt vom Projekt Swisscontact ist ebenso Bardh Dedgjonaj, Direktor der Wirtschafts-, Hotellerie- und Tourismusschule in der Stadt Lezha.
«Die Kontakte mit der Schweiz haben uns schon sehr viel gebracht, dank den Inputs konnten wir Lehrkräfte und Schulleiter besser ausbilden und bereits Pilotklassen mit modernen Schulmitteln ausrüsten», betonte er. Und weiter: «Dies stärkt das Ansehen der Berufsschulen in Albanien.»
Die Organisation Swisscontact wurde 1959 als Stiftung von Persönlichkeiten aus der Schweizer Wirtschaft gegründet. Ihr Sitz ist in Zürich. Die Organisation ist mit rund 1200 Mitarbeitenden in 34 Ländern aktiv. Das Berufsbildungsprojekt in Albanien wird von der eidgenössischen Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit finanziert.
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