Schneemassen erfordern Tonnen von Sprengstoff
Keine leichte Aufgabe: In den Skigebieten geht es zurzeit explosiv zu und her: Aufgrund des vielen Neuschnees müssen die Pisten mit Tonnen von Sprengstoff gesichert werden.

Noch vor 6 Uhr morgens macht sich Pisten- und Rettungschef Walter Reichenbach, Saanen, nach einer schneefallreichen Nacht auf den Weg, um die Skipisten in seinem Verantwortungsbereich lawinensicher zu machen. Bereits um 7 Uhr beurteilt er bei der Bergstation der Gondelbahn Rougemont–La Videmanette auf 2150 Meter über Meer die Lawinengefahr.
Sind die Hänge über den Skipisten und den Bahnanlagen mit gleitfähigem Schnee geladen, muss der Schnee zum Abgleiten gebracht werden. Zusammen mit seinem Stellvertreter Alec Donker, Saanen, bereitet Reichenbach das benötigte Material und den Sprengstoff vor, um Lawinen künstlich auszulösen.
Zuerst muss alles sicher sein
«Wir verwenden in unserem Skigebiet drei Arten, um Lawinensprengungen durchzuführen: zwei für diesen Zweck gebaute Seilbähnchen, Abwurf von Hand in den Lawinenhang oder Abwurf aus dem Helikopter», erklärt Reichenbach dazu (siehe Kasten «Sprengtechniken»). «Den Helikopter setzen wir bei Flugwetter ein, wenn wir Zeit gewinnen müssen. Wir wollen ja die Skifahrer nicht unnötig warten lassen.»
Für den Pisten- und Rettungschef und seinen Stellvertreter ist klar: Skifahrer werden erst dann mit der Bahn auf die Videmanette transportiert, wenn die Hänge gesichert sind. «Pulverschneehungrige Skifahrer können wir bei der Bergstation jedoch kaum zurückhalten», erklärt Alec Donker.
Ausbildung erforderlich
Die Ausbildung zum Diplom «Eidgenössischer Fachmann in Pisten- und Rettungsdienst» ist umfangreich und beginnt mit dem Kurs A als Skipistenpatrouilleur. Im Kurs B liegt das Schwergewicht der Ausbildung auf Schneekenntnis, Sprengungen und Lawinenrettung. Nach bestandener Prüfung wird der Sprengausweis Lawinenauslösung (LA) erteilt.
Zum Kurs C wird zugelassen, wer die Kurse A und B erfolgreich bestanden hat und mindestens fünf Jahre praktische Erfahrung mitbringt. Der C-Kurs umfasst hauptsächlich die Aspekte Verkehrssicherungspflicht, Führung eines Rettungsdienstes und Gesetzeskunde.
Ablauf einer Sprengung
«Bereits ab 15 Zentimeter Neuschnee muss ich damit rechnen, dass sich in steilem Gelände über den Skipisten eine gleitfähige Schneeschicht gebildet hat», erklärt Reichenbach. «Mit zwei eigens zu diesem Zweck erstellten kleinen Seilbahnen können wir fünf Ladungen oberhalb der Gondelbahn ins Gelände fahren und dort die Schneeansammlungen mit Detonationen zum Abgleiten bringen.»
Zu diesem Zeitpunkt befinden sich keine Personen in den Gondeln. «Anschliessend marschiere ich mit Alec über den Grat zu den uns bekannten Stellen oberhalb der gefährdeten Skipisten. Wir tragen sechs bis acht vorgefertigte Sprengstoffladungen zu je 2,5 Kilo mit uns. Wir befestigen eine Ladung an einer Schnur und zünden die Lunte. Sogleich werfen wir die Ladung in den Hang hinein.»
Da die Wirkung der Detonation besser ist, wenn die Ladung an der Schneeoberfläche detoniert, zieht der Sprengfachmann die im Schnee eingesunkene Ladung mit der Schnur an die Oberfläche zurück. «Selbstverständlich haben wir uns zuvor vergewissert, dass sich niemand im gefährdeten Bereich aufgehalten hat», erklärt Reichenbach. Erst nach diesen Sicherungsmassnahmen können die Skipisten freigegeben werden.
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