Im Kiental wird das Kleinwasserkraftwerk Spiggenbach voraussichtlich 2015 gebaut. Das Griesalp-Projekt hingegen ist unwirtschaftlich. Es wird – wie zwei weitere potenzielle Standorte – von der BKW neu beurteilt.
Das geplante Kraftwerk Spiggenbach: So könnte die Wasserfassung kurz nach Bauvollendung aussehen. Später soll sie wegen des Pflanzenwuchses kaum mehr zu sehen sein.
(Bild: zvg)
Einsprachen hat es keine gegeben, die Konzession wird noch in diesem Jahr erwartet. Dann kann es losgehen mit dem Kraftwerkbau im Kiental: Die BKW will zusammen mit den Bernburgern als Landbesitzer und der Gemeinde Reichenbach im Spiggenbach für rund 17,5 Millionen Franken Investitionskosten ein Kleinwasserkraftwerk erstellen. Am Donnerstag wurde über den aktuellen Stand der seit langem bekannten Pläne orientiert. Projektleiter Alexander Andreaus war sichtlich erfreut, dass es weitergeht. «Produziert werden dort mit einer installierten Leistung von 2,75 MW Strom für rund 2200 Haushalte.» Mit den Umweltverbänden wurde eine Lösung gefunden, damit das Wasser nach der Turbinierung oberhalb fischhaltiger Gewässer eingeleitet wird. Der Grossteil der Anlagen – vor allem der Druckstollen und die Zentrale – soll unterirdisch angelegt werden. «Während der Bauzeit – die Inbetriebnahme ist für Juni 2017 vorgesehen – wird es zeitweise Behinderungen auf der Strasse in den Spiggengrund geben.» Das Ausbruchmaterial des 575 Meter langen Druckstollens kann lokal deponiert werden, was dem Kiental etliche Lastwagenfahrten erspart.
Griesalp: Vorerst gestoppt
Auch von der Griesalp hinunter zum Hotel Waldrand ist ein neues Kraftwerk geplant worden. Wie Andreaus ausführte, ist dieses aber in der geprüften Ausführung «keinesfalls wirtschaftlich». Die BKW hat das Projekt gestoppt, lässt aber eine vergrösserte Variante bis hinunter nach Tschingel prüfen. Die Infrastruktur sei für ein kleines oder ein grösseres Kraftwerk fast identisch, aber durch mehr Leistung und dieselben Betriebskosten steige die Rentabilität, führte Andreaus aus. Mit den doppelten Investitionen (19 Millionen Franken) als bisher vorgesehen könnte eine vierfach höhere Energiemenge von bis zu 14,5 GWh produziert werden. Dass neben der BKW und der Gemeinde bei solchen Investitionen noch weitere Partner gesucht würden, sei klar.
Doch: Es gibt unter anderem zwei heikle Stellen: den tosenden Pochtenfall und den Hexenkessel, einen tiefen brodelnden Topf. «Es kann deshalb sein, dass das Projekt aus umweltästhetischen, ökologischen und touristischen Gründen nicht oder nur unter Schwierigkeiten realisiert werden kann. Bis Mitte nächsten Jahres sollte man mehr darüber wissen, ob die weitere Planung Sinn mache.
Neue Projekte: In Abklärung
Das Kiental war schon immer im Fokus der verschiedenen Stromproduzenten: Sogar die Zuleitung von Wasser aus anderen Tälern und ein Druckstollen hinunter an den Thunersee waren früher im Gespräch. Kein Wunder also, haben auch die Bernischen Kraftwerke weitere Standorte im Kiental im Blick. Wie Alexander Andreaus jedoch deutlich machte, sind die Abklärungen noch nicht weit fortgeschritten. Konkret geht es um den Bereich Chlosnere mit einer Produktion von 7 GWh und um ein grosses Kraftwerk von Kiental hinunter nach Kien. Mit diesem grossen Gefälle wären Produktionsmengen von über 30 GWh möglich.
Das Kiental ist von der BKW als Testgebiet für intelligente Stromnetze ausgewählt worden. Anfang 2015 sollen für ein Jahr in rund 70 Gebäuden Messgeräte eingebaut werden, die den Stromverbrauch und die Spannung im Verlauf des Tages aufzeichnen und an die BKW übermitteln. Aus diesen – anonymisierten – Daten will das Unternehmen ein intelligentes Stromnetz (Smart Grid) entwickeln, das heisst, je nach Bedarf könnten später sogar verbrauchsintensive Geräte ein- oder ausgeschaltet werden, damit das Leitungsnetz ausgeglichener belastet werden kann. Hintergrund ist die zunehmende Einspeisung von Wind- und Solarenergie zu Zeiten, wo der Bedarf klein ist und so das Netz überlastet werden könnte.
Berner Oberländer
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