«Frauenfussball ist salonfähig»
Fussball als reine Männer-sache? Weit gefehlt: Immer mehr Frauen und Mädchen spielen Fussball. Weltweit steigt das Niveau und damit die Akzeptanz. Auch im Oberland finden Damenmannschaften immer grösseren Zulauf.

Parallel zur viel beachteten Fussball-U17-WM in Nigeria der Männer läuft auch die wenig populäre Qualifikation für die Weltmeisterschaft der Frauen 2011 in Deutschland. Trotz des immer noch geringen Zuschauerinteresses erfreut sich der Frauenfussball in den letzten Jahren steigender Beliebtheit. In der Saison 02/03 waren beim Schweizerischen Fussballverband (SFV) 418 Teams gemeldet, in der Saison 08/09 waren es mit 845 bereits doppelt so viele.
Diese Tendenz lässt sich auch im Berner Oberland feststellen. «Früher gab es Frauenmannschaften nur in Bern, Thun und Frutigen», sagt Anna Germann, die seit 19 Jahren Fussball spielt und heute für den FC Interlaken kickt. «Heute gibt es mehr kleine Mannschaften wie Meiringen oder Obersimmental.» Beim Fussballverband Bern/Jura (FVBJ) sind in der Saison 09/10 Mannschaften aus Meiringen, Interlaken, Gstaad, Frutigen, Zweisimmen, Spiez und Thun gemeldet.
«Am Fussball fasziniert mich vor allem die Ballbehandlung. Ausserdem gefällt mir, dass man bei jedem Wetter draussen im Freien spielt», sagt Anna Germann. Trainiert wird zweimal in der Woche, und während der Saison kommt am Wochenende ein Spiel dazu.
Grössere Akzeptanz
«Früher wurde Frauenfussball nur belächelt, heute ist er breiter akzeptiert und kommt sogar im Fernsehen», sagt Anna Germann. Auch Denis Büschi, der Trainer der 2.-Liga-Damenmannschaft des FC Interlaken, bestätigt diese Tendenz: «Frauenfussball ist salonfähig geworden. Das Spiel ist zwar nicht so dynamisch wie bei den Männern, aber es ist trotzdem interessant anzuschauen.» Und: «Die Kraft und die Athletik sind nicht so ausgeprägt, aber technisch können Frauen mit den Männer mithalten».
Viele Frauenteams sind einem Männerverein angegliedert. Noch vor vier Jahren sei die Situation sehr mühsam gewesen, sagt Denis Büschi. Die Damenteams hätten sich immer mit den schlechtesten Bällen und Plätzen zufrieden geben müssen. Heute seien sie besser integriert. «Uns wird die gleiche Infrastruktur wie den Männern zur Verfügung gestellt, und auch bei der Materialbestellung werden wir berücksichtigt», sagt der Trainer. Auch die 17-jährige FCI- Spielerin Sandy Abplanalp fühlt sich willkommen: «Wir sind wie eine grosse Familie.»
Die grössere Akzeptanz geht einher mit einem höheren Niveau des Spiels. «Vor 20 Jahren war Frauenfussball nur ein ‹Gekicke›, heute ist die Qualität besser geworden», erklärt Denis Büschi. Und: «Früher spielte ‹Krethi und Plethi›. Die heutigen Fussballerinnen sind alle relativ athletisch, dadurch hat sich auch das Niveau gesteigert.»
Mädchen kicken mit Jungs
Die positive Entwicklung des Frauenfussballs widerspiegelt sich auch in der Nachwuchsförderung. «Früher konnte man bereits mit zwölf Jahren bei einer Damenmannschaft spielen, da es für Mädchen keine Juniorenteams gab», sagt Anna Germann. «Heute haben sie die Möglichkeit, bei den Jungs mitzuspielen.» Spielerinnen können bis zu den C-Junioren bei den Knaben mitkicken. «Ab den B-Junioren entwickeln die Jungs eine zu grosse Kraft, sodass es für die Mädchen rein aus gesundheitlichen Gründen zu gefährlich wird», erklärt der Trainer.
Ab den C-Junioren gibt es dann reine Mädchenligen. Es sei jedoch wünschenswert, die Mädchen möglichst lange bei den Junioren spielen zu lassen. «Mädchen, welche mit Jungs zusammengespielt haben, sind technisch besser als jene, welche keine solchen Erfahrungen gemacht haben.»
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