15' 000 Besucher in 3 Monaten im Tropenhaus
Seit drei Monaten ist das Tropenhaus Frutigen offen. Kommen die exotischen Tiere, Früchte und die tropische Atmosphäre bei den Kunden an? Der Geschäftsführer Fritz Jost zieht eine erste Bilanz.

Mittag, 12 Uhr. Alle Tische sind besetzt, am Eingang warten neue Gäste. Zufrieden schaut Geschäftsführer Fritz Jost (Bild) in die Runde: «So muss es sein.» Das Restaurant des vor drei Monaten eröffneten Tropenhauses Frutigen läuft. Das muss es auch, schliesslich ist es derzeit eine der Haupteinnahmequellen. «Für uns ist das Restaurant ein Idealfall. Wir bringen so die Produkte direkt an den Kunden, haben kaum Logistik- und Lagerkosten.» 60 Prozent der Bestellungen seien im übrigen Fischgerichte. So nehme man den Gaststätten mit währschafter Kost nichts weg, sondern ergänze das Angebot, betont Jost.
Bis sechs Firmen pro Tag
Das andere Standbein sind die zahlenden Besucher. In den ersten drei Monaten seien dies 15000 gewesen. Hochgerechnet ergibt das 60000 Besucher im Jahr. «Und die durchschnittliche Besucherzahl ist stabil. Wir sind gespannt, wie sich das im Sommer entwickelt. Das Bauchgefühl sagt mir, dass es mehr sein werden, da viele Tagesausflügler dazukommen werden», ist der Geschäftsführer optimistisch. Als erfreulich bezeichnet Jost, dass ein Viertel der Ausstellungsbesucher Führungen in Anspruch nehmen. Auch Firmenanlässe werden eifrig gebucht: Im Schnitt seien zwei Unternehmen pro Tag im Tropenhaus, an Spitzentagen bis sechs. «Und das sind nicht Fünfergruppen – zweimal hatten wir 250 Personen.» Und zwei Paare haben auch schon dort ihre Hochzeit gefeiert.
Das Technikproblem
Offen sagt er auch, dass es Probleme nach der Eröffnung gegeben hat, die aber bewältigt werden konnten. «Vor allem die komplexe Haustechnik hat uns Sorgen gemacht. Die Feineinstellung von Lüftung und Energie ist ein Kunstwerk. Etliche Besucher haben bemerkt, dass wir Temperaturprobleme hatten. Wenn die Sonne plötzlich voll auf die Gewächshäuser scheint, ist die Klimaanlage extrem gefordert. Und die Technik braucht jeweils einige Zeit, bis sich ein spürbares Resultat einstellt. Dafür haben wir uns bei den Besuchern entschuldigt.»
Ebenfalls in den Griff bekommen hat man die anfänglich langen Wartezeiten am Mittag im Restaurant, wie sich zeigt. «Wir nehmen Rückmeldungen von Gästen ernst», betont Jost. «Auch die kritisierte Preispolitik ist heute akzeptiert. Am Anfang waren die Pflanzen klein, was zu Enttäuschungen führte. In der Frühlingssonne gehts jetzt wie verrückt. Ein Urwald kann nicht gepflanzt werden, der muss wachsen», begründet der Geschäftsführer. Neu ist der AHV-Tarif.
Weibchen leben länger
Ein Blick in die Fischbecken: 23000 Fische schwimmen derzeit in den Betonbecken, rund ein Drittel des vorgesehenen Endbestandes. Der Besucher sieht natürlich nicht alle, sondern vor allem die grossen Tiere. Kürzlich wurde während einer Woche die Geschlechtsbestimmung bei den 2000 Exemplaren der dreijährigen Sibirischen Störe vorgenommen – eine arbeitsintensive und heikle Handarbeit. Die Weibchen dürfen noch drei Lebensjahre anhängen, bis sie Kaviar liefern können, die Männchen wandern in den Kochtopf.
Apropos Kochtopf: Neben Stör ist im Shop das Kochbuch der grosse Renner. «Es ist wichtig, dass die Gäste auch selber Stör kochen und zu Hause essen. In fünf Jahren werden wir über 30 Tonnen Fischfleisch pro Jahr produzieren, deshalb müssen wir diesen Fisch in der Schweiz bekannt machen.» Ebenso wird laufend von den eigenen tropischen Pflanzen geerntet und die Früchte in die Speisekarte eingebaut. Aktuell sind Kumquats (Zwergorangen), Zitrus- und Sternfrüchte. Bald müsse das erste Mal ausgeholzt werden.
Zeithorizont: 5 Jahre
In Gedanken schaut Fritz Jost immer wieder fünf Jahre nach vorn, das ist sein geschäftlicher Horizont. Nicht dass er dann pensioniert wird, nein, dann wird das Projekt den derzeit geplanten Endausbau erreicht haben. Dann wird der grosse Umsatz der Firma mit Kaviar, Fischen und Früchten und weniger mit der Gastronomie und Besuchern gemacht. Und Jost sieht noch viel Potenzial, um das Tropenhaus weiterzubringen, zum Beispiel mit Anlässen (siehe Kästen). Auch als Präsident von Kandertal Tourismus anerkennt er, wie beispielsweise Hoteliers und Gewerbler versuchen, mit neuen Angeboten vom Tropenhaus zu profitieren. «Ich begrüsse das sehr. Wir sind eben nicht nur ein Schlechtwetterangebot!» Sagts und verabschiedet einige zufriedene Gäste in die strahlende Wintersonne hinaus...
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