Wo Lysser Kinder Ferien machen
In Lyss gibt es neu ein Angebot für Eltern, die während der Schulferien keine Zeit für ihre Kinder haben. Fazit nach den ersten drei Wochen Tagesferienbetreuung: Es gibt noch freie Plätze, und es braucht zusätzliche Betreuer.
Es sind Herbstferien. Das Schulhaus Stegmatt liegt an diesem trüben Oktobermorgen still und dunkel in der Lysser Landschaft. Nur im Trakt B brennt Licht. Dort tüftelt Fabio gerade an seinem Kühlschrank aus Kartonschachteln. «Der funktioniert bestens», sagt der 8-Jährige stolz. Acht weitere Kinder sind im selben Raum mit Kartenspielen oder Zeichnen beschäftigt.
Viel Vertrauen vorhanden
Mitten im Treiben behält Marc Lehmann, sozialpädagogischer Mitarbeiter der Fondation gad Stiftung, den Überblick. Die Stiftung mit Sitz in Schüpfen realisiert soziale Projekte und hat von der Gemeinde Lyss den Auftrag erhalten, in einer dreijährigen Pilotphase Kinder während der Schulferien zu betreuen.
Lehmann ist der Leiter des Projekts. Mit den Herbstferien geht die erste Durchführung zu Ende. «Schön, dass mir Behörden und Eltern so viel Vertrauen entgegenbringen», sagt Lehmann. Das Lysser Parlament genehmigte für den Versuch 345000 Franken. Während 9 Wochen pro Jahr können maximal 30 Kinder im Alter von 6 bis 12 Jahren täglich von der Tagesferienbetreuung profitieren. Ein Platz kostet pro Tag und Kind 50 Franken.
Projekt wächst langsam
Um Marc Lehmann scharen sich an diesem Morgen nur neun Kinder. «Das Angebot ist bei den Eltern noch nicht in den Köpfen», begründet der Leiter die Unterbesetzung. 63 Kinder betreute er in den letzten drei Wochen insgesamt.
Karin Platter, stellvertretende Leiterin der Abteilung Schule in Lyss, will die Werbetrommel rühren. «Wir werden in Briefen an die umliegenden Gemeinden schreiben, dass auch ihre Kinder willkommen sind.» Das Bedürfnis der Eltern nach einer Ferienbetreuung bezweifelt Platter aber nicht. Eine Umfrage im 2008 habe Handlungsbedarf aufgezeigt. Platter: «Die Sache wird langsam heranwachsen.»
Das Angebot ist in seiner Form neuartig in Lyss. Die Kindertagesstätte Uhunäscht beispielsweise hat zwar während der Ferien geöffnet, nimmt jedoch keine anderen Kinder auf als jene, die sowieso schon angemeldet sind.
Das Bedürfnis nach Ferienbetreuung scheint ganz unterschiedlich: Während Biel eine rückläufige Nachfrage verzeichnet, ist die «Ferieninsel» in Bern gut besucht. «Wir sind immer voll besetzt, mit steigender Nachfrage», bestätigt Mitarbeiterin Raquel Zas.
Zu lange Präsenzzeiten
Mittlerweile interessiert sich auch Linh Bui für Fabios Kühlschrank. Dass sie den Hort gerne besucht, ist nicht zu übersehen. Und ihre Mutter ist froh: «Wir führen ein Restaurant und haben nur am Montag frei», sagt Trong-Toan Bui.
Marc Lehmanns Zwischenbilanz ist durchzogen. «Schön ist, dass wir mit wenig logistischem Aufwand eine tolle Sache machen können.» So benutze er mit den Kindern die Stegmatt-Turnhalle oder mache Ausflüge nach Magglingen oder an den Bielersee. Die Präsenzzeiten jedoch seien zu lang. Von 8 Uhr 30 bis 17 Uhr 30 ist er rund um die Uhr für die Kids da. Ab sechs Kindern darf er Unterstützung beiziehen – heute ist das die Seklehrerin Geneviève Racine. «Je nach Konstellation kann auch eine kleine Gruppe anstrengend sein.» Das Mittagessen holt Lehmann in Boxen beim Restaurant der gad Stiftung in Lyss.
Vor der nächsten Durchführung in den Sportferien werden Gemeinde und Stiftung zusammensitzen. Lehmann: «Das Angebot läuft weiter. Es kann aber optimiert werden, zum Beispiel mit einer zweiten Festanstellung.»
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