Schlaue Vandalen und wirkungslose Polizisten
flavio scheidegger
Meine Eltern und ich warteten am Spiezer Bahnhof auf den Zug nach Thun. Wir entnahmen dem grossen Polizeiaufgebot auf dem Gelände, dass ein Event stattgefunden haben musste. Wie erwartet entstieg aus dem nächsten Regionalzug der Grund für das Polizeiaufgebot: Eine Menschenmenge, jeder Mann eine Flasche Bier in den Händen, trat auf das Perron, unverständliche Lieder vor sich hin brüllend. Sie hinterliess einen bedenklich schmutzigen Zug. Fast jeder Sitz war von Alkohol getränkt. Auf der anderen Seite der Gleise warteten die Polizisten. Ich war positiv überrascht, als sich die Vandalen ruhig verhielten und es beim Fingerzeigen gegen die Polizisten beliessen. Nachdem angekündigt wurde, dass der Zug mit Verspätung ankommen würde, machten sich die Querschläger auf den Weg zum Bahnhofbuffet, um Trinknachschub anzuschaffen. Immer noch etwas vor sich hin lallend, kehrten sie, das erst gerade gekaufte Getränk schon wieder halb leer gesoffen, zurück auf das Perron nach Thun. Das Demontieren der Bahnhofanlage blieb vorläufig aus. Nach zehn Minuten Verspätung fuhr der IC ein. Doch gleich fing, als der Wagen des Zuges die Sicht der Polizei zu den Vandalen versperrte, ein Geländer Feuer. Die Saufenden hatten zugeschlagen. Blitzartig stürmten sie in den Zug. Dicke Rauchschwaden stiegen mittlerweile in die Höhe. Der Zug fuhr ab, und die Polizei stand mit leeren Händen da: ohne Täter. Es blieb ihnen nur das Löschen des Feuers am Geländer. Natürlich zeigt dies, wie wichtig Polizeipräsenz nach Anlässen wie Konzerten oder Fussballmatches ist. Doch es handelte sich bei den Vandalen um ein Dutzend Männer, die «nur» ihre Grenzen nicht kannten. Daher finde ich es schon fast provokativ von der Polizei, schwer bewaffnete Männer um den Bahnhof in Spiez patrouillieren zu lassen, deren Anzahl diejenige der Vandalen übertrifft. Es ist logisch, dass sich die Vandalen beweisen müssen und den Zweikampf mit der Polizei nicht scheuen. Jedenfalls fand ich, dass die Polizei sich nicht wirkungsvoll präsentierte. pfeffer@thunertagblatt.chFlavio Scheidegger (15) wohnt in Uetendorf und besucht die 8.Klasse in der Sekundarschule. Seine Hobbys sind Keyboard, Schreiben und Billard. >
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