Samariter sollen Rettungsdienst unterstützen
Erste-Hilfe-System in der Region Thun, im Simmental und Saanenland auf. Dank Mithilfe der Samariter sollen möglichst viele Menschen einen Herz-
Der Rettungsdienst der Spital STS AG ist in durchschnittlich zwölf Minuten nach der Alarmierung vor Ort. Das ist zwar sehr schnell – aber oft nicht schnell genug. «Wenn ein Mensch einen Herzstillstand hat, müssen die Helfer innert drei Minuten mit der Herz-Lungen-Wiederbelebung beginnen. Dauert es länger, nimmt das Gehirn wegen des Sauerstoffmangels Schaden», sagt Beat Baumgartner, stellvertretender Leiter des Rettungsdienstes der Spital STS AG, die in der Region Thun, im Simmental und im Saanenland tätig ist. «Im Idealfall würde es immer so laufen wie bei Patrick Ackermann aus Heimberg» (vgl. Artikel oben). Bei seiner Tätigkeit hat Baumgartner immer wieder beobachtet, dass wertvolle Zeit verloren geht, weil sich zwischen der Alarmierung und dem Eintreffen der Profis niemand um den Menschen kümmert, dessen Herz nur noch flimmert und keinen Sauerstoff mehr ins Gehirn pumpt. Baumgartner hat deshalb ein First-Responder-Projekt gestartet, wie es Blaulicht-Organisationen in anderen Ländern und gewisse Regionen in anderen Kantonen der Schweiz erfolgreich betreiben. Der englische Ausdruck «First Responder» bedeutet – wörtlich übersetzt – «Person, die als erste antwortet». Es geht also darum, Laien in der Herz-Lungen-Massage und in der Handhabung von Defibrillatoren zu schulen. Wo ist der Defibrillator? In den letzten Jahren ist in der Schweiz ein regelrechter Defibrillator-Boom ausgebrochen: Gemeindeverwaltungen, Sportzentren, Schulen, Kirchgemeinden, private und öffentliche Arbeitgeberviele haben sich ein solches Gerät beschafft und an die Wand gehängt. «Das Problem dabei ist aber, dass diese Defibrillatoren in Notfällen oft gar nicht aktiviert werden können», sagt Baumgartner. «Entweder wissen die Erste-Hilfe-Leistenden nicht, wo sie sich befinden, oder das betreffende Gebäude ist gerade geschlossen.» Die Rettungsdienste sind nun daran, alle Defibrillatoren in ihrem Einzugsgebiet zu erfassen, damit im Notfall sofort klar ist, inwiefern sie verfügbar sind. Nun braucht es aber auch Leute, die die Geräte anwenden, damit die Zeit beim Warten auf die professionellen Rettungssanitäter nicht unnütz verstreicht. Und hier hat der Rettungsdienst die Mitglieder der Samaritervereine im Visier. «Die Samariter werden zwar oftmals belächelt», sagt Silvio Streiff, Leiter der Rettungsdienste Spital STS AG. «Das sind aber engagierte Leute, die sich regelmässig weiterbilden. Ihr Potenzial möchten wir nutzen.» Der Lohn ist Schulung Im Mai haben die Verantwortlichen des Rettungsdienstes eine Infoveranstaltung für die Samaritervereine gemacht, um ihnen das First-Responder-Projekt vorzustellen. Das Echo sei sehr gut gewesen, mehrere Vereine hätten sich bereits zur Teilnahme entschieden – denn diese ist freiwillig. «Wir können den Leuten kein Geld anbieten, dafür schulen wir sie medizinisch als First Responder», sagt Baumgartner. Ein First Responder muss den Samaritergrundkurs absolviert haben, belastbar und verfügbar sein, ein Handy haben, die First-Responder-Prüfung bestanden haben und sich regelmässig weiterbilden. Hier ein Szenario, wie ein Einsatz dieser Laienhelfer künftig aussehen könnte: Ein Bürger ruft bei der Sanitätsnotrufzentrale (144) an und berichtet, dass sein Nachbar im Garten zusammengebrochen ist und leblos daliegt. Diese alarmiert sowohl den Rettungsdienst als auch die First Responder in der betreffenden Gemeinde. «Nun gibt es im Prinzip zwei Möglichkeiten», sagt Beat Baumgartner. «Entweder holen die First Reponder einen Defibrillator und gehen damit zum Patienten. Oder sie machen sich ohne auf den Weg und lassen sich das Gerät durch die Feuerwehr bringen, die ohnehin auf Pikett ist und bei der ein Defibrillator zur Grundausrüstung gehört.» In einem ersten Schritt soll das First-Responder-Konzept für jene Gemeinden realisiert werden, die weiter als acht Autominuten von einem Stützpunkt des Rettungsdienstes Spital STS AG entfernt sind. Später soll dann das restliche Einzugsgebiet folgen. Marc Imboden •www.rdbeo.ch>
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