Rugenbräu will «in die Zukunft schauen»
Das Jubiläumsjahr der Rugenbräu wurde vom Eklat um die Entlassung des langjährigen CEO Bruno Hofweber überschattet. Dessen Nachfolger und die Verwaltungsratspräsidentin wollen nach vorne schauen.

Die Entlassung des CEO und Verwaltungsratsmitglieds Bruno Hofweber im August schlug hohe Wellen. In verschiedenen Kreisen war gar von einem Boykott der Rugenbräu die Rede. Haben sich die Wogen geglättet?Andrea Dähler-Hofweber: Es ist verständlich, dass es zu emotionalen Reaktionen kam. Bruno Hofweber hat während dreier Jahrzehnte die Rugenbräu stark mitgeprägt und einen grossen persönlichen Einsatz geleistet. Dafür gebührt ihm unser Dank. Für uns ist wichtig, dass nun wieder Ruhe im Betrieb einkehrt. Das Jahr 2016 ist Vergangenheit, und wir wollen in die Zukunft schauen.
Über die Gründe, die zur Entlassung führten, geben Sie also weiterhin keine Auskunft?Andrea Dähler-Hofweber:Es handelte sich um eine interne Angelegenheit, zu der wir uns in der Öffentlichkeit nicht äussern wollen und können.
Es resultiert aber ein Verlust des Vertrauens in die Rugenbräu. Wie gehen Sie damit um?Andrea Dähler-Hofweber: Wir haben wirklich viele Gespräche mit Kunden und Partnern geführt. Dabei haben wir immer das Gleiche versichert: Wir brauen nach wie vor Traditionsbiere für das und aus dem Berner Oberland. Das tut und wird weiterhin eine alteingesessene, lokale, unabhängige Familienbrauerei am Standort Matten tun.
Und stiessen Sie auf Gehör?Andrea Dähler-Hofweber: Ja, ich habe das Gefühl, dass sich die Situation beruhigt hat.
Sie haben gesagt, das Jahr 2016 sei vorbei. Das war aber auch das Jubiläumsjahr: eine verpasste Chance.Andrea Dähler-Hofweber: Es war klar, dass wir die Feier nicht wie geplant durchführen konnten. Das wäre respektlos gewesen, und uns war auch nicht nach Feiern zumute. Aber wir werden das nachholen.
Wie?Remo Kobluk:Mit einem Tag der offenen Türe in der zweiten Hälfte Mai.
Mit welchem Ziel?Remo Kobluk: Wir wollen allen die Gelegenheit geben, die Braui hautnah zu erleben, das Unternehmen der breiten Bevölkerung näherbringen, und es wird sicher auch etwas zu trinken geben. (lacht)
Wenn man sich den neu gestalteten Laden anschaut, sieht man, dass Bier dabei nur einen kleinen Teil der Fläche einnimmt. Wie viel Braui steckt noch in der Rugenbräu?Remo Kobluk:Je länger, je mehr: Das Bierbrauen ist und bleibt unsere Kernkompetenz. Das werden wir in der gewohnten, zuverlässigen Art weiter tun: Das Bier von hier gebraut für Oberländerinnen und Oberländer ist für uns sehr wichtig. Die mehrfach ausgezeichneten Premium-Whiskys und neu der Gin sind ein weiteres Standbein.
Aber das Bierbrauen steht im Zentrum?Remo Kobluk:Ja. Wir werden dem in Zukunft gar vermehrt Beachtung schenken, weil sich das Konsumentenverhalten verändert hat.
Inwiefern?Remo Kobluk: Durch das Aufkommen der kleinen Craft-Brauereien wurde die Bierlandschaft vielfältiger.
Wie reagiert man?Remo Kobluk:An unserem Traditionsbier wollen wir festhalten, um den Bedürfnissen unserer angestammten Kunden Rechnung zu tragen. Aber die Kundensegmente sind vielfältiger geworden, entsprechend wollen wir auch neue, moderne Biere anbieten. In dieser Richtung werden wir in der nächsten Zeit Produkte lancieren, um auch den jungen Konsumentinnen und Konsumenten vermehrt zu entsprechen.
«In unserem Einzugsgebiet, dem Berner Oberland und dem Kanton Bern, besteht noch Potenzial.»
Graben diese kleinen Brauereien Ihnen das Wasser ab?Remo Kobluk:Die Spezialitätenbiere machen etwa 10 Prozent des Markts aus. Dieses Segment ist am Wachsen. Das ist für grosse und mittlere Brauereien sicher eine Herausforderung und ein Ansporn. Davor können sich auch die beiden Giganten auf dem Schweizer Markt nicht verschliessen, die ebenfalls Spezialitäten lancieren.
Kommt die Rugenbräu da nicht zwischen Hammer und Amboss?Remo Kobluk: Nein, ich denke nicht, aber wir sind sicher gefordert, uns Gedanken zu machen und uns stets zielgerichtet zu bewegen, ohne allerdings unsere Kernstärken aus dem Auge zu verlieren: Wir brauen ein Bier von hier für das Berner Oberland. Zudem sind wir eine Spezialitätenbrennerei für Premium-Whisky und für Gin für die gesamte Schweiz.
Gleichzeitig ging der Anteil von importieren Bieren erstmals seit Jahrzehnten zurück. Können davon nur die kleinen Brauereien profitieren oder auch die Rugenbräu?Remo Kobluk:Der Hauptschub ist sicher bei den Kleinen. Aber auch bei uns geht es voran.
Insgesamt nimmt der Bierkonsum eher ab. Heisst das, auch der Ausstoss der Rugenbräu nimmt ab?Remo Kobluk: Nein. Und wir setzen alles daran, dass dem auch so bleiben wird. Wir müssen uns auf unser Heimgebiet und unsere «Heimvorteile» konzentrieren und fokussieren. Da besteht noch Potenzial.
«Der Verkauf der Brauerei stand nie zur Diskussion.»
Sie sind seit knapp sieben Monaten Verwaltungsratspräsidentin, vor nicht ganz fünf Monaten war die Zäsur um CEO Bruno Hofweber. Was haben Sie sich für Ziele gesetzt? Wie soll es mit der Rugenbräu die nächsten Jahre weitergehen?Andrea Dähler-Hofweber: Wir arbeiten zurzeit an unserer strategischen Ausrichtung und werden in diesem Rahmen entsprechende Ziele und Vorgaben definieren.
Aber an der Strategie, den Getränkemarkt von Mineral über Bier und Wein bis zu den Spirituosen abzudecken, werden Sie festhalten?Remo Kobluk:Ja. Hauptaugenmerk wird wie gesagt die geografische Fokussierung sein. Um den eigenen Kamin herum sind wir gut aufgestellt, spüren aber auch Konkurrenz. In unserem Einzugsgebiet, dem Berner Oberland und dem Kanton Bern, besteht noch Potenzial.
Das Oberhasli ist klar in der Hand von Eichhof. Ist das eine Kampfansage?Remo Kobluk:Das Oberhasli ist im Berner Oberland. (lacht)
Inwiefern unterscheidet sich die Rugenbräu von anderen Brauereien, die zuletzt auch im Oberland ihre Präsenz ausbauten?Remo Kobluk:Rugenbräu ist das Bier von hier für das Berner Oberland, und das leben wir auch. Rugenbräu gehört zum Berner Oberland. Zudem schaffen wir auch Arbeitsplätze in der Region und sind ein nicht gerade unbedeutender, zuverlässiger Arbeitgeber.
Ein Verkauf des Unternehmens, wie das gemunkelt wurde, ist also kein Thema?Andrea Dähler-Hofweber:Nein, der Verkauf der Brauerei stand nie zur Diskussion. Wir werden am Standort Matten auch in Zukunft ein eigenständiger, unabhängiger Familienbetrieb sein.
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