Weltmeister auf zwei schmalen Kufen
83 Fahrer und Fahrerinnen nahmen an der 24. Velogemel-Weltmeisterschaft teil. Der Schnellste war der Berner Stefan Schweizer.

Weltmeisterschaft tönt immer gut, auch wenn die Sportgeräte variieren. Während sich die Ski für Topevents mit tage- und nächtelang präparierten Pisten, weltweiter Medienpräsenz und Glanz-und-Gloria-Potenzial durchgesetzt haben, fristet der hölzern gebliebene Velogemel ein Nischendasein.
Der Gemel – Arbeits- und Sportgerät
Seine Nische ist Grindelwald. Dort wurde er auch erfunden. Vom gebürtigen Beatenberger Christian Bühlmann, der die Schwendi-Sägerei betrieb. Und am 1. April 1911 den «einspurigen Lenksportschlitten» patentieren liess. Der Velogemel scheint also von Anfang an als Sportgerät gedacht gewesen zu sein, obschon er sich dann auch als Arbeitsgerät für Grindelwalder Briefträger durchgesetzt hat.
Grindelwald widmet seinem einzigartigen Sportgerät seit 24 Jahren eine Weltmeisterschaft. Begonnen hat sie, als das Gletscherdorf seinen 850. Geburtstag feierte. Die Originalstrecke war die Dorfstrasse, vom Gletschergarten bis zum Bahnhof. Beim spektakulären Massenstart dabei waren ausländische Gäste, und so war die Internationalität gegeben.
Seit einigen Jahren – die exakte Geschichte zum 25-jährigen Bestehen der Weltmeisterschaft im nächsten Jahr muss noch geschrieben werden – findet die Weltmeisterschaft auf Bussalp statt. Mit den gelben Grindelwald-Bussen geht es sicher hinauf auf 1798 Meter über Meer und danach noch 322 Höhenmeter weiter hinauf zu Fuss zum Start Oberläger, das hölzerne Sportgerät geschultert.
Schweizer, Messer und Blumenstein
«Das ist gut zum Warmwerden. Man muss dafür keine komischen Aufwärmübungen machen», fand der Berner Stefan Schweizer im Ziel, noch bevor er wusste, dass seine Zeit von 1:53,09 die Tagesbestzeit war. Siegeschancen rechnete er sich schon aus. Er gehört zum Team «Swiss Knife 'n' Flowerstone», zusammen mit Peter Messer und Tim Blumenstein, das in den letzten Jahren vorne lag. Blumenstein – alias Flowerstone – hatte sich beim Vater-Kind-Turnen verletzt, wurde aber durch Felix Minder aus Bönigen erfolgreich ersetzt.
«Das Hochlaufen ist gut zum Warmwerden. Man muss dafür keine komischen Aufwärmübungen machen.»
Nicht ganz so gut lief es dem Vorjahressieger Martin Stebler aus Solothurn. Er bewältigte die schwierigen Kurven problemlos, geriet aber auf einer geraden Strecke neben die Spur und landete, wie das beim Velogemel üblich ist, nach einem Flug über den Lenker im Tiefschnee. Trotz intensiver Präparation seines Sportgeräts: Für den Feinschliff der Kufen hatte er Schmirgelpapier beim Goldschmied geholt.
Apropos Medien: Stebler hatte nach seinem Sieg zwei Grossauftritte: einen für Bluewin-TV, einen für das TCS-Magazin. Die Fotos wurden allerdings im Sommer auf dem Jungfraujoch gemacht. Die 2019-Weltmeisterschaft verfolgte ein zehnköpfiges Fernsehteam vom Südwestrundfunk (SWR). Am 17. März um 18.45 Uhr ist die Velogemel-Weltmeisterschaft Grindelwald Teil einer «Treffpunkt»-Feste-und-Bräuche-Sendung, wo es um einzigartige Events im Alpenraum geht.
Suppentopf mit dem Gemel transportiert
Organisiert wurde der Event vom jungen Grindelwald-Tourismus-Mitarbeiter Remo Spieler, und Tourismus-Urgestein Hans Schlunegger war zuverlässiger Speaker. Spieler würde sich über etwas mehr als die 23 Läuferinnen und 60 Läufer freuen. Teilnehmen an dieser Weltmeisterschaft können nämlich alle Interessierten. Gemel können gemietet werden.
Emanuel Schläppi, Generalmanager der Autoverkehr Grindelwald AG, sorgte dafür, dass genug Gulaschsuppe vom Bergrestaurant in die Festwirtschaft im Ziel, ins «Munggeloch», kam. Sein Transportmittel für den grossen Suppentopf war ein Velogemel.
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Aus der Rangliste – Juniorinnen: 1. Sara Frey, Grindelwald. 2. Neela Stebler, Solothurn. Junioren:1. Nils Bleuer, Kirchdorf. 2. Jeremy Oswald, Grindelwald. 3. Marc Staubli, Zufikon. Damen:1. Joëlle Bleuer, Kirchdorf, 2. Jenny Bleuer, Kirchdorf. Herren:1. Stefan Schweizer, Bern. 2. Peter Messer, Bönigen. 3. Daniel Bleuer, Kirchdorf.
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