Augenarzt kann wieder im Spital Interlaken operieren
Anfang Jahr mussten Patienten feststellen, dass im Spital Interlaken keine Augenoperationen mehr durchgeführt werden. Demnächst wird dies wieder möglich sein. Und als Alternative dazu gibt es zudem eine neue Augenklinik.

In einem Leserbrief schilderte Pia Hug aus Matten, dass ihr Ende November im Spital Interlaken erfolgreich an einem Auge der graue Star (Katarakt) operiert worden war. Im Februar, als die Operation am zweiten Auge anstand, eröffnete ihr der behandelnde Augenarzt, dass sie dafür in die Klinik Hohmad in Thun gehen müsse.
Der Arzt erklärte ihr, dass die Spitaldirektion in Interlaken ihm den speziell dafür eingerichteten Operationssaal nicht mehr zur Verfügung stelle – aus Kostengründen.
«Es wird also auch den nicht so mobilen Grauer-Star-Patienten von Dr. Walter zugemutet – aus welcher Talschaft sie auch kommen mögen –, die mit dem ÖV nicht leicht erreichbare Thuner Klinik aufzusuchen», schrieb Pia Hug.
Auch Paul Abegglen aus Iseltwald wies darauf hin, dass eine Augenoperation in der Nähe besonders für ältere Menschen ein Vorteil sei.
Alain Berset senkte Tarife
Auf Anfrage dieser Zeitung erklärte Spitaldirektor Urs Gehrig die Sachlage aus der Sicht der Spitäler fmi AG. Augenarzt Hans-Sebastian Walter ist Belegarzt im Spital Interlaken und führte dort Augenoperationen durch.
Per 2018 hat nun, nach langwierigen Diskussionen mit Ärzteverbänden, Krankenkassen und Spitälern, Bundesrat Alain Berset für verschiedene Facharztgruppen den Tarmed-Tarif für ambulante Operationen gesenkt. Tarmed ist der einheitliche Tarif, der für bestimmte ärztliche Leistungen verrechnet werden darf.
Die Senkung betraf besonders stark die Kataraktoperationen. «Sie dienten quasi als Königsbeispiel», schreibt das Onlineportal Medinside. Gesundheitsminister Alain Berset habe festgestellt, dass die Dauer des Eingriffs sich in den letzten Jahren halbiert habe, was beim Tarif nicht berücksichtigt wurde. Die Senkung betraf also ausdrücklich die ärztliche Leistung bei den Augenoperationen.
Reduktion ja, aber...
Verschiedene Schweizer Spitäler, darunter auch die Spitäler fmi AG, stellten daraufhin vorsorglich den Vertrag mit ihren Belegärzten zur Diskussion. «Wir haben aber Herrn Dr. Walter keinesfalls gekündigt», sagt Gehrig. Die sogenannt technischen Leistungen rund um die Operation seien aber hoch, insgesamt seien acht Mitarbeitende des Spitals am OP-Ablauf beteiligt.
Hans-Sebastian Walter sagt, dass er gern im Spital Interlaken weiter operiere – «aber nicht zu diesem Preis». Eine gewisse Reduktion seines Honorars für die Operation nehme er in Kauf, aber nicht im vollen Umfang des neuen Tarmed-Tarifs für die ärztliche Leistung. Das Spital, hält er fest, arbeite mit Gewinn.
Er führe jährlich rund tausend Operationen durch. Dass er Belegarzt ist und somit auch bei Augenproblemen der stationären Patienten zur Verfügung stehe, sei für das Spital ein zusätzlicher Vorteil. Es gebe zudem spitalinterne Bereiche, die er und seine Patienten bei den ambulanten Operationen nicht in Anspruch nehmen würden.
Die private Klinik Hohmad habe ihm spontan und ohne Diskussionen bessere Konditionen angeboten. Hohmad-CEO Thomas Mattmann bestätigte auf Anfrage den Sachverhalt und dass das Angebot auch weiterhin besteht.
Ab 12. April wieder im Spital
Inzwischen hat die Spitäler fmi AG Hans-Sebastian Walter ein neues Angebot gemacht. «Wir werden zusammenfinden», zeigt sich Robert Zaugg, Verwaltungsratspräsident der Spitäler fmi AG, überzeugt. Ein Operationssaal ist bereits reserviert, ab dem 12. April sind wieder Augenoperationen im Spital geplant.
«Im Interesse der hiesigen Bevölkerung und angesichts der Tatsache, dass hier viele ältere Menschen leben, war es uns von Anfang an ein Anliegen, das Angebot von Augenoperationen aufrechtzuerhalten», sagt Zaugg.
Laut Gehrig nimmt das Spital dafür in Kauf, dass es von den Einkünften, die es gemäss Tarmed für die von ihm erbrachten Leistungen abrechnen kann, etwas an den Arzt weitergibt.
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