Nicht alles Geld fliesst von Bern zurück
Letztes Jahr erhielten die Destinationen die gesamten Beherbergungsgebühren zurück. Die Berner Regierung trug damit den schwierigen Rahmenbedingungen Rechnung. Heuer nicht.

Die Beherbergungsabgabe beträgt einen Franken pro Übernachtung und geht an den Kanton. Von dort soll das Geld an die Destinationen zurückfliessen. Oder zumindest teilweise. Dies liegt im Ermessen des Regierungsrates (siehe Infobox). 2016 liess er den Destinationen die ganze Summe zukommen und begründete dies mit dem schwierigen Umfeld der Tourismusbranche.
In der Tourismusszene rechneten viele auch heuer damit. «Das Umfeld ist immer noch schwierig», meint etwa Philippe Sproll, Geschäftsführer Jungfrau Region Tourismus. «Die Krise in der Eurozone dauert an, und Frankenstärke und Terrorangst wirken sich auf die Fernmärkte aus.» Zuletzt seien auch die Gästezahlen aus China zurückgegangen.
Doch die Berner Regierung hat sich entschieden, heuer wieder 5 Prozent der Beherbergungsabgabe zurückzuhalten. «Natürlich sind wir uns der schwierigen Lage der Branche bewusst», erklärt Adrian Studer, Leiter Beco Berner Wirtschaft. «Aber auch die Mittel, die nicht zurückfliessen, werden zugunsten des Tourismus eingesetzt.»
Gesamtsumme: 6 Millionen
Mit dem Geld werde der Tourismusfonds für die Unterstützung von Projekten geäufnet. «Aktuell unterstützt man damit beispielsweise die Realisierung von Bern Welcome», erklärt Studer. Das Projekt sieht die Zusammenführung von Standortmarketing und Tourismus in der Stadt Bern unter vor. «Aber auch Destinationsbildungsprozesse im Berner Oberland wurden aus dem Fonds mitfinanziert.»
Da aus dem Fonds stetig aktuelle Projekte alimentiert würden, sei er auf einen stetigen Mittelzufluss angewiesen. Dieser nahm in den letzten Jahren aber eher ab. Schuld ist die erfolgreiche Umsetzung der Verdichtung der touristischen Strukturen im Kanton.
«Die Gelder fliessen nur an Destinationen zurück. Wenn eine Ortschaft keiner Destination angehört, bleibt die gesamte Beherbergungsabgabe beim Kanton respektive fliesst in den Fonds.» Da nun aber auch Aeschi und Diemtigtal unter dem Dach der Destination Interlaken Unterschlupf fanden, sind die letzten weissen Flecken verschwunden.
«Wenn 3 Millionen Franken im Fonds sind, wird er nicht weiter geäufnet.»
Das Beco rechne jährlich mit circa 6 Millionen Franken aus der Beherbergungsabgabe. «Bei den 5 Prozent geht es also um einen Betrag von 300'000 Franken über den gesamten Kanton gesehen.» Weiter bestehe eine klare Obergrenze. «Wenn 3 Millionen Franken im Fonds sind, wird er nicht weiter geäufnet», erklärt Studer. Über den Anteil des Rückflusses – zwischen 75 und 100 Prozent – werde jährlich entschieden, Studer geht aber davon aus, dass dieser auch weiterhin mindestens 95 Prozent betragen wird.
Am stärksten betroffen ist die Destination Interlaken, unter deren Dach sich unter anderem Thun-Thunersee Tourismus befindet. «Bei uns macht es etwa 100'000 Franken aus», erklärt Daniel Sulzer, Direktor von Interlaken Tourismus. «Dieser Betrag fällt schon ins Gewicht.» Er verstehe die Beweggründe des Kantons, meint Sulzer, schliesslich könne man ja auch von Beiträgen aus dem Fonds profitieren.
Irritiert sei er gewesen, weil es mündliche Signale gegeben habe, dass auch heuer wieder 100 Prozent in die Destinationen fliessen würden. Laut Urs Pfenninger, designierter Vorsitzender der Geschäftsleitung der Tourismus Adelboden-Lenk-Kandersteg AG und Präsident Verein Destinationen Kanton Bern, ist man gemeinsam bei Volkswirtschaftsdirektor Christoph Ammann vorstellig geworden.
«Unser Anliegen, erneut die gesamte Beherbergungsabgabe zurückfliessen zu lassen, wurde wohlwollend geprüft.» Den Entscheid müsse man nun akzeptieren.
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