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KWO kämpfen gegen tiefen Strompreis
Die KWO haben weiter mit dem tiefen Strompreis zu kämpfen. Verwaltungspräsident Werner Luginbühl zeigte sich an der Generalversammlung optimistisch.
BO-Redaktor Samuel Günter über die Energiewende und die Zukunft der Wasserkraft.
Die Wasserkraft, das Rückgrat der Schweizer Stromproduktion, darbt. Bei der KWO übersteigen die Produktionskosten den Marktpreis. Weshalb? Weil der Markt massiv verzerrt wird. Die Förderung von dreckigem Strom aus Kohlekraft im Ausland ist in einer Zeit, in der sich die Auswirkungen des menschengemachten Klimawandels immer deutlicher zeigen, nur noch pervers.
Die Schweiz will – zu Recht – die Energiewende: weg vom Atomstrom und weg von den fossilen Energieträgern Kohle und Erdöl. Dies kann nur über eine Stärkung der Wasserkraft gelingen. Einerseits zur Deckung des steigenden Bedarfs, andererseits, noch fast wichtiger, als Speicher für die anderen – unsteten – erneuerbaren Energien. Gerade vor diesem Hintergrund müssten die KWO-Projekte Grimsel 1E, das auf Eis gelegte Grimsel 3 und der angedachte Stausee an der Trift möglichst schnell realisiert werden. Der Umwelt, der Schweizer Unabhängigkeit, der Stromsicherheit und der Arbeitsplätze im Oberhasli zuliebe. Werden sie aber (noch) nicht. Eine groteske Situation.
Hingegen soll nun der Strommarkt vollständig geöffnet werden.Auch Private sollen «ihren» Stromproduzenten aussuchen können. Wird also wenigstens der Strom für Otto Normalverbraucher billiger? Nein, wahrscheinlich müssen wir gar tiefer in die Taschen greifen. Eine groteske Situation.
Beim Strom hat der Markt versagt. Das verwundert nicht: Bei der Stromproduktion und -distribution im Allgemeinen und der Wasserkraft im Speziellen muss langfristig gedacht werden. Keine Stärke der auf Shareholder-Value ausgerichteten Wirtschaft. Um Schaden zu vermeiden, muss der Staat immer wieder regulierend eingreifen. Mit Gesetzen, Gebühren und Subventionen. Das Resultat ist ein unübersichtliches Durcheinander, das weiter vom freien Markt entfernt ist, als wenn der Staat die Strominfrastruktur nie aus der Hand gegeben hätte. Eine groteske Situation.
Es zeigt sich einmal mehr: Die grundlegende Infrastruktur ? Sicherheit, Bildung, Gesundheit und Strom ? sollte in der Hand des Staates sein, der Öffentlichkeit ausgesetzt und nicht der Willkür der Wirtschaft.
Mail: s.guenter@bom.ch Twitter: www.twitter.com/Samuel_Guenter
Berner Zeitung
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