In Brienz soll es keinen Fall Bondo geben
Für das Verbauungs- und Aufforstungsprojekt im Einzugsgebiet der Brienzer Wildbäche hat der Regierungsrat 1,5 Millionen Franken bewilligt. Naturgefahrenexperten zeigten, wie mit diesen Mitteln die erodierten Hänge stabilisiert werden sollen.
Lokaltermin in der Wildnis: Ein schmaler, steiniger Weg zieht sich auf einer Höhe von 1500 Metern oberhalb von Hofstetten durch einen abschüssigen Hang auf der Südostseite des Brienzer Rothorns. Zwischen mächtigen Felsblöcken rieselt ein harmlos scheinendes Bächlein talwärts.
«Der Lammbach ist ein klassischer Wildbach», erklärt Ueli Ryter von der kantonalen Abteilung für Naturgefahren in Interlaken: Oft führe dieser Bach nur wenig oder gar kein Wasser, bei intensiven Niederschlägen könne er jedoch extrem stark anschwellen und sehr viel Geschiebe mitreissen.
Kampf gegen die Erosion
In früheren Jahrhunderten richtete der Lammbach denn auch mehrfach gewaltige Verwüstungen im Tal unten an – letztmals 1896. In der Folge lancierte damals der Kanton Bern im Einzugsgebiet der Brienzer Wildbäche ein gross angelegtes Verbauungs- und Aufforstungsprojekt. Dadurch konnten gravierende Fehler der Vergangenheit Schritt für Schritt zumindest teilweise korrigiert werden.
Bereits im Mittelalter waren nämlich im Einzugsgebiet der Brienzer Wildbäche riesige Flächen gerodet worden und danach der Erosion ausgesetzt. Seit über 100 Jahren wird nun in den Steilhängen gearbeitet, wie Nils Hählen, Vorsteher der Abteilung Naturgefahren, bei der gestrigen Orientierung erläuterte.
Dabei müsse dreistufig vorgegangen werden: Zunächst gelte es, loses Gesteinsmaterial in Mauern oder Körben einzubauen und das Gelände dadurch zu stabilisieren. Danach werde die Pflanzendecke mit hölzernen Dreibeinböcken vor Schäden durch abgleitende Schneemassen geschützt. Und schliesslich werde der Boden durch Pflanzung standortgerechter Baumarten tiefgründig stabilisiert.
Erfolgreiche Aufforstung
Die Verbauungs- und Aufforstungsmassnahmen haben mittlerweile Erfolg gezeigt: Die Waldfläche im Einzugsgebiet der Brienzer Wildbäche hat wieder deutlich zugenommen, wie der Vergleich zwischen alten und heutigen Fotodokumenten zeigt.
Als «Generationenwerk» bezeichnete Regierungsrat Christoph Ammann deshalb das Projekt mit einem Perimeter von fast sieben Quadratkilometern. Als damaliger Gemeindepräsident von Meiringen hat er 2005 selber eindringlich erlebt, welch zerstörerische Wucht entfesselte Wildbäche entfalten können.
Ammann befürchtet, dass mit den Auswirkungen des Klimawandels häufiger Grossereignisse auftreten und somit die Schutzmassnahmen öfters beansprucht werden. Im Einzugsgebiet der Brienzer Wildbäche komme der Sicherung der Schutzbauten und der Pflege der Aufforstungen daher grosse Bedeutung zu.
Einfluss auf Wasserbauprojekt
Mit einem auf fünf Jahre angelegten Projekt werden die erforderlichen Unterhaltsarbeiten bis 2022 finanziert. Die Gesamtkosten betragen 2,5 Millionen Franken. Davon übernehmen der Kanton Bern und die Gemeinden Brienz, Schwanden und Hofstetten 1,5 Millionen Franken. Den Rest trägt der Bund.
Die Unterhaltsmassnahmen sind auch im Hinblick auf ein Wasserbauprojekt weiter unten im Siedlungsgebiet bedeutsam: Damit die geplanten Schutzbauten ihre vorgesehene Wirkung entfalten können, darf sich der Zustand des höher gelegenen Terrains auf keinen Fall verschlechtern.
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