Im Rittersaal brennen die Beine
Mit einer neuen Kategorie warb das OK des Thuner Stadtlaufes für die 24. Austragung: einem Sprint auf den Schlossberg über 238 Treppenstufen mit dem Rittersaal als Ziel.
Zehn Minuten bis zum Start des Schlossberg-Sprints, Eva Kimlova hastet über den Rathausplatz in Richtung Schlosstreppe. «Ich hoffe, ich verlaufe mich nicht während des Rennens, denn ich habe die Strecke noch nie angeschaut.»
Überhaupt habe sie sich zu wenig vorbereitet, starte sie doch nur, weil Mann und Kinder auch am Thuner Stadtlauf mitrennen würden. Die kurze Sprintstrecke komme ihr da, abgesehen von den vielen Höhemetern, gelegen.
Vor zwölf Jahren wäre die Thunerin mit mehr Ehrgeiz angetreten. Damals trainierte die mehrfache Schweizer Meisterin im Turmspringen über zwanzig Stunden pro Woche, neben den Einheiten im Wasser auch viele Sprints für die Sprungkraft.
Während Kimlova die Strecke erkundet, bittet der Speaker die ersten Läufer zum Start. Zwischen Absperrgittern reihen sie sich in Einerkolonne ein, bringen springend und hopsend ihre Muskeln auf Betriebstemperatur. Nach dem Startschuss schickt der Startrichter die Sportler alle dreissig Sekunden einzeln ins Rennen.
238 Treppenstufen trennen den Start auf dem Rathausplatz vom Ziel im Rittersaal. Enge Kurven, Pflastersteinboden und hohe Temperaturen erschweren das Rennen.
Die Oberschenkel brennen
Zum ersten Mal bieten die Organisatoren des Stadtlaufes den Schlossberg-Sprint an. Besonders motivierte Läuferinnen und Läufer buchen die kurze Strecke zur Anmeldung für die längeren Läufe am Abend dazu. Wie Jan Weisstanner, dem nach dem Sprint 10 flachere Kilometer bevorstehen.
Vor einer Woche habe er bei einem Berglauf tausend Höhenmeter über 5 Kilometer erklommen – trotzdem leidet er am Sprint in der Stadt: «Auf der letzten Treppe vor dem Rittersaal brennen die Oberschenkel, und der Geist ist erschöpft.» Mit seiner Leistung sei er zufrieden, dienten ihm die eine Minute und 14 Sekunden doch vor allem als Standortbestimmung seiner Form über kurze Distanzen.
Mit mehr Ambitionen rennt Simon Dubach den Schlossberg hoch. Obwohl er sich als Orientierungsläufer eher Wald- als Beton- und Steinboden gewohnt ist, stoppt die Uhr bei seinem Lauf die kürzeste Zeit aller 48 Klassierten.
Erholung im See
Über seinen Sieg freue er sich, sagt Dubach, erste Priorität habe aber das Rennen über 5,7 Kilometer am Abend. Frische Beine benötige er dazu, darum gönne er sich nach dem Schlossberg-Sprint ein Eisbad im Thunersee und eine Massage. Dubachs Entspannungsprogramm scheint zu wirken: Der Mann aus Konolfingen gewinnt auch den Kleinen Thuner Stadtlauf.
Ihren Weg ins Ziel gefunden hat Eva Kimlova: «Schilder weisen die Richtung, verlaufen ist unmöglich. Auch dank den vielen Zuschauerinnen am Streckenrand, die der Orientierung der Läuferinnen dienen und sie anfeuern.»
Trotz der Unterstützung des Publikums sei sie in keinen Rhythmus gelangt und habe die letzten Meter vor dem Ziel gehen müssen. Der Ausblick über die Stadt vom Schlossberg aus sei dann die perfekte Entschädigung für die Strapazen auf der Strecke gewesen.
Ranglisten unter www.thunerstadtlauf.ch.
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