Hier heizt die Sonne auch bei Schnee
Die Clevergie GmbH setzt an ihrem neuen Geschäftssitz in Wyssachen auf Solarpanels an den Wänden. Ein Vorzeigeprojekt ganz im Sinne der Tätigkeit von Jungunternehmer Lukas Meister.

Letzten Januar lebte Lukas Meister besonders gut: Während die Panels anderer Anhänger der Sonnenenergie unter einer Schneeschicht begraben waren und keine Elektrizität lieferten, surrte bei ihm der Stromzähler. Denn die Solarzellen am Neubau seiner Clevergie GmbH im Wyssacher Möösli sind nicht auf dem Dach montiert, sondern an den Wänden. «Wir verzeichneten sogar mehr Ertrag als erwartet», hält der Jungunternehmer fest, «denn wir hatten unterschätzt, wie stark die weissen Schneeflächen der Umgebung das Sonnenlicht reflektieren.»
Mit seinen Wänden aus Solarzellen im oberen Teil und der Verkleidung aus heimischem Lärchenholz darunter ist der Neubau der Clevergie ein richtiger Hingucker geworden.
Das Windrad auf dem Schaber
Es ist nicht das erste Energie erzeugende Bauwerk, mit dem Meister in Wyssachen auf sich aufmerksam macht. Der gelernte Gärtner studierte an der Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften in Wädenswil erneuerbare Energien und nachwachsende Rohstoffe.
Im Rahmen einer Semesterarbeit sorgte er 2011 mit einem Studienkollegen dafür, dass der Rotor am in die Jahre gekommenen Windkraftwerk auf dem Schaber wieder zu drehen begann und Strom produzierte. Ein Jahr später gründeten die beiden in Meisters Wohnung im Gemeindehaus und in einer Garage der Eltern mit einem weiteren Studienkollegen die Clevergie GmbH.
Erneuerbare Energietechnik, Fotovoltaik, Stromspeicherung, Automatisierung der Gebäudeenergie und Bauberatung sind die Bereiche, in denen die Firma konzeptionell, planerisch und ausführend tätig ist. In den letzten Jahren ist das Unternehmen stark gewachsen und beschäftigt aktuell zwölf Mitarbeitende.
Mit dem Neubau im Möösli trägt Lukas Meister dieser Entwicklung Rechnung. «Da wir mit recht grossen Komponenten arbeiten, können wir im Neubau viel effizienter vorgehen», hält er fest. Rund 1,5 Millionen Franken investiert er dafür, und damit ebenso viel wie für einen konventionellen Neubau gleicher Grösse. Es ist jedoch ein Vorzeigemodell für sein Fachgebiet.
Zusätzlich hat sich der Wyssacher an Elementen der regionalen Bauernhäuser orientiert. So nutzt er die Hanglage der Parzelle dazu, auch das obere Geschoss mit einer Auffahrt für Fahrzeuge zugänglich zu machen. Die Antriebsenergie für zwei dieser Fahrzeuge sowie die Luft-Wasser-Wärmepumpe produziert die Clevergie mithilfe der Sonne an ihrer Fassade.
Ertragreiche Fassade
Den «konventionellen» Preis erreichte Meister, indem er nicht eine Hülle um Werkstätten, Büros und Showroom erstellte, sondern den Bau von dieser Hülle aus konzipierte. Die Solarpanels des Thuner Herstellers Meyer Burger gaben das Raster für die Abmessungen, aber auch die Anordnung der Fenster vor. Sie ziehen sich rund ums Gebäude. «Sie sind billiger als eine Glas-Metall-Fassade und kaum teurer als eine Verschindelung mit Eternit», erklärt Meister. «Anders als diese liefern sie jedoch einen Ertrag.»
Speichern kann Meister den Strom gegenwärtig in Batterien. «Im Sommer können wir damit für den Betrieb zwei Schlechtwettertage überbrücken», erklärt er. Im Winter wirkt die massive Betonkonstruktion zusätzlich zu zwei grossen Wasserbehältern als Wärmespeicher. Durch die Umwandlung von momentan überflüssigem Strom in Gas könnten auch saisonale Schwankungen ausgeglichen werden. Für Meister ist das ein Zukunftsprojekt. Überhaupt diene der eigene Geschäftssitz nicht nur als Vorzeigeobjekt, sondern auch dazu, neue technische Lösungen auszuprobieren.
In die gleiche Richtung geht die Nutzung des Flachdaches, das andernorts die Solarpanels aufnimmt: «Dort plane ich ein Museum oder ein Altersheim für Panels», erklärt Lukas Meister. Dahinter steckt jedoch nicht nur ein musealer Gedanke: Weil es heute effizientere Solarmodule gibt, ersetzen Kunden ihre Anlage, obwohl die alten Module ihr Lebensende noch nicht erreicht haben. «Ich verspreche mir davon auch Erkenntnisse über die Langlebigkeit der Fotovoltaik.»
Clever ist am Neubau übrigens nicht nur die Fassade. Die Empfangstheke und die Ablageflächen entlang der Wände sind aus Lehm geformt, der aus dem Aushub für die Baugrube stammt. Auch das ist nicht nur optisch attraktiv: «Der Lehm sorgt für den Ausgleich der Feuchtigkeit und neutralisiert Gerüche», erklärt Lukas Meister.
Tag der offenen Tür: 25. März, 10 bis 20 Uhr, Möösli 307, Wyssachen.
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