Die Igel haben eine neue Mama
Bei Bernadette Meier dreht sich alles um Tiere. Jetzt hat sie zusätzlich die Anlaufstelle der Region für kranke und verletzte Igel. Viel zusätzliche Arbeit, die sie mit Herzblut erledigt.

Vorsichtig hebt Bernadette Meier die beiden kleinen Igel aus der Kunststoffkiste, die ihnen momentan als Zuhause dient. Das Geschwisterpärchen wurde vor etwa drei Wochen in die Igelstation gebracht und seither von Meier gepflegt und verarztet.
Den Parasitenbefall konnte sie behandeln. Beide Igel haben sich gut erholt und warten nun bloss noch darauf, bis der kleinere der beiden etwas mehr Gewicht zugelegt hat. Danach werden sie dort, wo sie gefunden wurden, wieder ausgewildert.
Das wird laut Meier meistens so gehandhabt, ausser wenn Igel sich an einem ganz abwegigen Ort befanden. Immer wieder äusserten Leute, die kranke Igel vorbeibrächten, Sorgen wegen Strassen oder Ähnlichem. Das sei aber eigentlich kein Problem, «denn Igel sind keine Waldtiere, sondern gehören mitten in unsere Gesellschaft», so Meier.
Viele überleben nicht
Ganz so glimpflich wie die beiden Tiere, die momentan in der Station gepflegt werden, kommen die Igel, die vorbeigebracht werden, leider nicht immer davon. «Die meisten Igel, die zu mir kommen, sind bereits sehr schwer krank oder verletzt. Viele überleben nicht», sagt Meier. Das hängt damit zusammen, dass Menschen den Ernst der Lage oft unterschätzen, wenn sie mitten am Tag einem Igel begegnen.
«Dass sie frühmorgens oder am späten Abend unterwegs sind, ist normal. Dann sieht man sie häufig und kann sie beobachten. Sieht man sie aber mitten am Tag, ist das ein sehr schlechtes Zeichen.» Auch fressen Igel noch, wenn es ihnen eigentlich schon sehr schlecht geht. Dann habe man oft das Gefühl, das Tier sei noch fit, obwohl es bereits schwer krank ist.
Wer nun also einen Igel sieht, dem es nicht gut zu gehen scheint, sollte lieber früher als später handeln. «Manchmal hilft es schon, wenn man den Igeln etwas Katzenfutter und ein Schälchen Wasser rausstellt», sagt Meier.
Leiden unter der Trockenheit
Im Moment sei das generell sinnvoll, weil es diesen Sommer immer wieder lange Trockenperioden gegeben habe. So fänden die Igel oft nicht genügend zu fressen und seien dann schlecht auf den Winter vorbereitet. Wenn sich Igel atypisch verhalten, ist aber in jedem Fall eine Internetrecherche und/oder telefonische Beratung durch eine Fachperson sinnvoll. Wenn sich aus dieser ergibt, dass der Igel doch medizinisch versorgt werden muss, sollte man ihn in eine der neun offiziellen Igelstation bringen, die es in der Schweiz gibt.
Beim Transport muss man aber gut auf die Tiere achten, denn sie neigen sehr dazu, auszubüxen. «Diesbezüglich darf man keinem Igel trauen, auch wenn er sehr krank scheint. Der Fluchtinstinkt und die Neugier werden siegen», sagt Meier und lacht.
Dabei spricht sie aus eigener Erfahrung. Seit der Flucht eines sehr angeschlagen wirkenden Igels aus einer Kartonschachtel achtet sie penibel darauf, die Tiere in stabilen Plastikboxen zu halten. Denn Karton stelle keine ausreichende Barriere für sie dar und sei daher nur für kurze Transporte geeignet.
Immer gut abwaschen
Doch die Materialwahl hat noch andere Gründe. «Das ganze Material muss aus Plastik sein, damit ich es gut abwaschen kann», sagt sie. Die Kisten werden jeden Tag ausgemistet und gründlich gereinigt, denn reinlich sind die Tiere nicht. Und besonders im Umgang mit kranken Igeln müsse auf die Hygiene natürlich peinlich genau geachtet werden.
Auch als Schutz für die anderen Tiere, die in und um das Haus von Bernadette Meier leben. Und das sind einige: Nebst Hunden und Katzen, welche die Tierpflegerin und -physiotherapeutin, -heilpraktikerin und -osteopathin züchtet, leben bei ihr ausserdem Hühner, Enten, Meerschweinchen und Ziervögel.
Diese hält sie, wie sie sagt, vor allem, weil sie gern Tiere mag, braucht sie aber auch für die Tierbetreuungsausbildungen, die extra für Menschen mit Beeinträchtigungen konzipiert wurden. Sie bietet sie regelmässig an. Mit ihnen will sie körperlich und geistig behinderten Menschen, die einen guten Draht zu Tieren haben, die Möglichkeit geben, durch Tierbetreuung zumindest einen Teil ihres Lebensunterhalts zu verdienen.
Daneben bietet sie auch noch ganzheitliche Therapie für Kleintiere und eine Hundeschule mit verschiedenen Kursen an. Mit der Igelstation kommt nun noch einmal einiges an Arbeit dazu. Neben Misten, Füttern und der medizinischen Versorgung, die manchmal auch stundenlanges Entfernen von Zecken bedeutet, muss alles genau protokolliert und regelmässig zur Überprüfung eingesandt werden. Wenn man hört, wie begeistert die Frau von «ihren» Igeln erzählt, scheint es den Aufwand aber wert zu sein.
Finanziell ein Minusgeschäft
Sie hat die Tätigkeit hat Bernadette Meier von Ernestine Kohler übernommen, die sie im März altersbedingt aufgeben musste. Die Kosten für die Igelpflege hat sie zuerst ausschliesslich selbst getragen. Eine Weile sei das so auch gegangen. Inzwischen legt sie aber immer, wenn sie einen Igel zur Auswilderung zurückbringt, einen Blankoeinzahlungsschein bei, mit dem man die Igelstation unterstützen kann, wenn man möchte. Das helfe schon, sagt sie, die Station sei aber natürlich finanziell immer noch ein Minusgeschäft.
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