Der Himmel ist nicht überall strahlend blau
Die Firma Loosli in Wyssachen feierte die Jungfernfahrt ihres Heissluftballons. Doch nicht alle Mitarbeitenden konnten dem Anlass beiwohnen. Im Betrieb wurde eine neue CNC-Fertigungsstrasse montiert.

Beste Wetterbedingungen herrschen am späten Mittwochnachmittag: Ein stahlblauer Himmel wölbt sich über Wyssachen. Roland Friedli weist Manfred Loosli lediglich auf die weissen Wolken hin, die sich über der Fritzenfluh auftürmen, während am Boden der neue, hellgrüne Loosli-Ballon mit heisser Luft gefüllt wird: «Die müssen wir im Auge behalten.»Hellgrün sind auch die T-Shirts der Loosli-Mitarbeitenden, die an der Gewerbestrasse den Start zur Jungfernfahrt mitverfolgen. Einige dürfen sogar in einem der Begleitballone mitfahren, sofern sie wollen und ihnen das Losglück winkt.
Mehr Turbulenzen prägen das wirtschaftliche Umfeld, in dem sich die Firma Loosli behaupten muss. Deshalb steht, während die Ballone in den Himmel entschweben, in den Produktionshallen nicht ganz alles still. Emsig wird eine neue, CNC-gesteuerte Produktionsstrasse zusammengebaut. Sie ist laut Manfred Loosli einer der Faktoren, die dazu beitragen sollen, dass seinem Familienbetrieb nicht das gleiche Schicksal blüht wie Piatti, dem grössten Küchenbauer der Schweiz, in diesen Tagen: Mitte September musste die Firma Konkurs anmelden. 180 Mitarbeitenden droht der Verlust ihres Arbeitsplatzes.
Dauerthema Investitionen
Fast ebenso viele Menschen finden bei Loosli in Wyssachen Arbeit. Damit das so bleibt, investiert Loosli dauernd und in rascher Folge hohe Beträge in den Betrieb. Bereits arbeiten die Angestellten in den Büros in den modernen, hellen Räumen, die hinter der neuen Fassade geschaffen wurden, und auch die Kantine mit der Dachterrasse ist schon in Betrieb. Doch im Treppenhaus werden immer noch Kabel und elektrische Installationen montiert, und auch die sanitären Anlagen für die Mitarbeitenden im Untergeschoss sind noch nicht ganz fertig.
Derweil führt Manfred Loosli den Besucher bereits eilenden Schrittes über die Wyssache, die das Firmengelände durchfliesst. Dort ist ein neues Plattenlager entstanden. In einem Teil lagern jedoch noch keine Platten, sondern die Transportrollen der neuen Produktionsstrasse, die in der Fabrikhalle montiert wird. Wenn diese Ausgabe der Zeitung gedruckt ist, wird die Anlage bereits ihre ersten Testläufe absolviert haben. Die Lagerhalle wird dann ganz ihrem geplanten Zweck zugeführt werden können.
Nicht enden wie Piatti
Die Platten, die bei Loosli gelagert und konfektioniert werden, enden nicht alle als Küchen, Schränke, Fenster oder Badzimmermöbel aus dem eigenen Haus. «Wir wollen vermehrt auch für Schreinereien aus der Region arbeiten, die keine Automation zur Verfügung haben», macht Manfred Loosli klar. Er will nicht enden wie Piatti Küchen, die vor vier Jahren aus wirtschaftlichen Überlegungen an die deutsche Alno-Gruppe verkauft wurde. Die Mutterfirma Alno steckt heute in grossen Schwierigkeiten, die in einer Nachlassstundung endeten; sie rissen auch die Tochter Piatti mit in den Abgrund.
Stattdessen setzt Loosli bei aller Automation auf gutes, altes Handwerk aus der Schweiz. Vieles am Neubau in Wyssachen steht dafür, besonders aber der sechs Meter lange und rund eine halbe Tonne schwere Tisch im neuen Sitzungszimmer: Er wurde aus dem Stamm einer einzigen Eiche einige Stockwerke tiefer angefertigt. Bewusst setzt Loosli deshalb auf Swissness, zum Beispiel bewarb er sich erfolgreich um die exklusive Internet-Endung «.swiss».
Effizienter als BEA-Auftritt
Doch gut arbeiten reicht nicht aus. «Wir müssen auch auf uns aufmerksam machen», stellt Manfred Loosli fest. Deshalb der neue Ballon, den Roland Friedli pilotiert, als Leiter Kundendienst Mitglied der Loosli-Geschäftsleitung. Er habe lange mit deren Idee gerungen, gesteht Manfred Loosli ein, weil sie auch als Protz interpretiert werden könnte. «Das ist der Ballon aber nicht.» Das finanzielle Engagement, verteilt auf vier bis fünf Jahre, ist durchaus mit einem Auftritt an der Ausstellung BEA vergleichbar. Auf diesen will Manfred Loosli künftig verzichten. Zudem, erläutert er, könne die Firma so einen Mitarbeitenden in seinen Freizeitaktivitäten unterstützen, ähnlich wie sie es auch bei Mannschaften des Sportclubs Huttwil und des Unihockeyclubs Black Creek bereits tue.
Neu konzipierte Ausstellugen
Wer durch den Ballon auf Loosli aufmerksam gemacht wurde, der findet am Hauptsitz in Wyssachen und in der Bauarena in Volketswil ZH schon in ein paar Monaten eine vollständig neu konzipierte Ausstellung vor, in der der Besucher oder die Besucherin sich eingehender informieren kann als an einer BEA.
Rund 500 Küchen liefert Loosli heute aus. Ob es durch die Piatti-Pleite noch mehr werden, könne er im Moment noch nicht sagen, hält Manfred Loosli fest. Denn die ausländische Konkurrenz, die schon heute 60 Prozent des Schweizer Marktes abdeckt, sei äusserst aggressiv.
Küchen, Schränke und Fenster, mit denen Loosli Hausbesitzer direkt beliefert, machen jedoch nur rund die Hälfte des Umsatzes aus. Daneben beliefert der grösste Arbeitgeber in Wyssachen den Sanitärgrosshandel mit Badzimmermöbeln. Mit diesen hatte 1975 die Umstrukturierung von der Schreinerei zum Industriebetrieb begonnen.
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