Nun beginnt der Fels auf der andern Seite zu bröckeln
GrindelwaldNoch ist der grosse Bergsturz an der Ostegg beim Eiger von 2006 in bester Erinnerung. Jetzt ereignete sich auch vis à vis, unter der Bäregg, ein erster grosser
«Es hat uns fast aus dem Bett geschüttelt»: Bäreggpächterin Marianne Burgener und ihre Familie erschraken um ein Uhr nachts auf den 7.September durch ohrenbetäubendes Tosen und ein regelrechtes Erdbeben. Erst am nächsten Tag wurde die Ursache für dieses Getöse sichtbar: 200 Höhenmeter unter der Bäregg waren gegen 10000 Kubikmeter Fels abgebrochen und in den hintersten Teil der Gletscherschlucht hinuntergestürzt. Die Gerölltrümmer liegen seither unmittelbar neben dem vordersten Toteisriegel des Unteren Grindelwaldgletschers. Der Berner Geologe Hans Rudolf Keusen kennt die Felswände in der Fiescherlücke wie seine Westentasche; so war er vor 6 Jahren für die Wahl des Standortes der neu zu bauenden Bäregghütte verantwortlich, nachdem die Stieregghütte durch Murgänge zerstört worden war. Keusen glaubt denn auch nicht, dass die Bäregghütte langfristig gefährdet sein könnte: «Der Mättenberg weist keine Klüfte auf, wie dies auf der gegenüberliegenden Seite an der Schlosslauenen der Fall ist.» Bei seinen Beurteilungen kam Keusen damals zum Schluss, dass die Bäregghütte auf massivem Kalkgestein zu stehen kommt. «Trotzdem habe ich dem Kanton und dem Fachausschuss für Alpine Gefahren (GFOR) jetzt empfohlen, den gesamten Hang genaustens auf allfällige Risse zu prüfen.» Auch Nils Hählen, Wasserbauingenieur des Kantonalen Tiefbauamtes, ist daran interessiert, baldmöglichst das Gelände am Mättenberg auf allfällige Geländedeformationen oder Risse zu kontrollieren: «Bei der Schlossplatte drüben hat es seinerzeit auch mit solchen kleinen Abbrüchen angefangen. Was daraus geworden ist, wissen wir alle.» Allerdings glaubt auch Hählen nicht, dass sich das Szenario eines grossen Bergsturzes im gleichen Umfang wiederholen wird. Die GFOR-Zuständigen Albert Wenger und Kurt Amacher werden diese Untersuchungen in den nächsten Tagen aber angehen. Was in den Mittagsstunden des 11.Juni 2006 mit lautem Knall und einem gut sichtbaren, 250 Meter langen Riss in der Schlossplatte begann, gipfelte einen Monat später in einem gigantischen Bergsturz von 2,5 Millionen Kubikmetern Volumen. Der durch den entstandenen Geröllkegel anwachsende Gletschersee hielt die Verantwortlichen von Grindelwald in der Folge auf Trab und erforderte vor zwei Jahren den Bau eines 2,2 Kilometer langen Schrägstollens durchs Innere des Mättenbergs. Bis zum jüngsten Abbruch auf der gegenüberliegenden Seite unterhalb der Bäregg ist es in den Felsen der Fiescherlücke in letzter Zeit stiller geworden.Bruno Petroni>
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