Notheizungen statt Fernwärme
Wangen-WiedlisbachDie Nachfrage nach umweltfreundlicher Energie ist grösser als erwartet. Weil der Fernwärmeverbund aber noch keine Wärme produzieren kann, müssen Notheizungen die Versorgungslücke überbrücken.
Fritz Obi staunt selbst. «Der Druck ist momentan gewaltig», sagt der Präsident des Fernwärmeverbundes Wangen-Wiedlisbach. «Wir hätten nie erwartet, dass so viele Hauseigentümer bei uns mitmachen wollen.» Kunden bei der Stange halten Das ist für den Verbund zwar erfreulich, bringt ihn aber auch in Zugzwang. Denn sein Herzstück – die Heizzentrale – ist noch gar nicht gebaut. Deshalb kann der Verbund auch noch keine Fernwärme produzieren. Um die bereits fast 40 Interessenten aber nicht zu verlieren, fanden Obi und seine Mitverantwortlichen einen Ausweg: Sie haben Notheizungen gebaut. Allein in Wangen sind es bisher deren drei: in der Breitmatt, am Finkenweg/Jurastrasse und im Unterholz. In den drei Quartieren entstehen zurzeit oder in naher Zukunft mehrere Überbauungen und Einfamilienhäuser. Und: Die meisten möchten sich dem Fernwärmeverbund anschliessen. Doch der kann erst die Leitungen anbieten, noch nicht aber die Wärme selbst. Weitere Notheizungen seien deshalb wohl unumgänglich, sagt Obi. So etwa im Übungsdorf der Armee und in Walliswil-Wangen, wo der Verbund ebenfalls bereits potenzielle Kunden gewinnen konnte. Öko-Wärme erst in zwei Jahren Und auch die nächsten beiden Winter muss sich der Wärmeverbund mit Notheizungen behelfen. Obi geht davon aus, dass im nächsten Winter sogar 200 Haushaltungen mit Notheizungen versorgt werden müssen. Denn die definitive Heizzentrale – ein 6-Millionen-Bau bei der ARA Wangen-Wiedlisbach – dürfte erst im übernächsten Winter, also 2013/2014, fertiggestellt sein. Hat sich Verbund verrechnet? Haben sich die Verantwortlichen da vergaloppiert? «Nein», wehrt sich Präsident Fritz Obi. «Wir sind im Fahrplan, aber wir haben nicht mit dieser grossen Nachfrage gerechnet.» Dazu kommt: Der Verbund kann nur Versorgungsleitungen bauen, wenn die Verträge mit den Hauseigentümern unter Dach sind. «Sonst würden wir am Schluss auf einer teuren Infrastruktur sitzen bleiben», so Obi. Und auch für die Eigentümer von bestehenden Liegenschaften ist eine langfristige Planung nötig, damit sie zum Beispiel von einer Ölheizung möglichst ohne Unterbruch auf Fernwärme umsteigen können. In beiden Fällen braucht es zeitaufwendige Verhandlungen. Tatsächlich ist die Realisierung des Fernwärmeverbundes für das Bipperamt eine grosse Herausforderung; mit Investitionen von insgesamt fast 17 Millionen Franken handelt es sich immerhin um eines der grössten derartigen Projekte im Kanton Bern (siehe auch Kasten). Für den Wärmeverbund geht es jetzt um den schwierigen Spagat: einerseits Abnehmer (Kunden) zu gewinnen, andrerseits ihnen eine Übergangslösung anzubieten, weil erst in voraussichtlich knapp zwei Jahren eigene Öko-Wärme geliefert werden kann. Nicht zuletzt um diese Botschaft der Bevölkerung verständlich zu machen, führen Präsident Fritz Obi und seine Mitarbeiter regelmässig Info-Veranstaltungen durch. Günstiger als Heizöl Bei allen Schwierigkeiten, die zeitliche Abstimmung für eine Umrüstung oder einen Neuanschluss zu finden, würden die positiven Begegnungen aber bei weitem überwiegen, berichtet Fritz Obi. Interessant auch die Gründe, warum jemand beim Wärmeverbund mitmacht: Noch vor dem Umweltgedanken kommt das Portemonnaie; mit einem Kilowattstundenpreis von 16 bis 17 Rappen wird die Öko-Wärme sogar ein bisschen günstiger als konventionell erzeugte mit Öl oder Gas. «Da nehmen es die meisten Kunden in Kauf, dass sie noch ein bisschen warten müssen», sagt Obi. Einziger kleiner Wermutstropfen: Die bis dahin eingesetzten Notheizungen werden mit Öl befeuert. Stefan Aerni>
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