Mehrweggeschirr soll Pflicht werden
AbfallreglementGratis-Grünabfuhr, Mehrweggeschirr bei Grossanlässen und strengere Regeln für Take-away-Betriebe: Sagt der Stadtrat bei seiner nächsten Sitzung in zwei Wochen Ja zum neuen Thuner Abfallreglement, dann treten diese drei Neuerungen per 1.Januar 2012 in Kraft.
«Schlank, modern, pragmatisch» – so soll das neue Thuner Abfallreglement nach Ansicht von Gemeinderat Roman Gimmel (SVP) künftig daherkommen. Und der Vorsteher der Direktion Bau und Liegenschaften stellte das neue Reglement an der gestrigen Medienkonferenz noch gleich unter einen weiteren Leitgedanken: «So viel wie nötig, so wenig wie möglich!» Die zurzeit noch geltenden Bestimmungen, wie in der Stadt mit Abfall umgegangen werden soll, stammen aus dem Jahr 1992. «Das aktuelle Reglement ist nicht mehr up to date. Das Konsum- und damit auch das Abfall- und Wegwerfverhalten hat sich in den letzten 20 Jahren stark verändert», analysierte Gimmel. Diese Erkenntnis sowie eine Motion von Stadtrat Franz Schori (SP) vom November 2010, die eine Überarbeitung des Abfallreglements forderte, veranlassten den Gemeinderat, die bisherigen Vorschriften durch neue zu ersetzen. Grünabfälle gratis abgeben Die wichtigsten Änderungen lassen sich in drei Kategorien zusammenfassen: Die erste ist, dass Grüngut – also Garten- und Rüstabfälle aus der Küche – künftig gratis abgeholt und entsorgt wird. Bisher mussten Private ihr Grüngut mit einer dafür vorgesehenen gebührenpflichtigen Abfallmarke an den Strassenrand stellen. «Es handelt sich um eine Lenkungsmassnahme. Wir wollen die Bürgerinnen und Bürger dazu animieren, die Grünabfälle nicht in den Kehricht zu werfen, sondern separat zu sammeln», erläuterte Daniel Rychener, stellvertretender Leiter Tiefbauamt, die Absicht hinter der Idee. Zudem könne das Grüngut so weitergenutzt und in der Vergärungsanlage in Wimmis in Energie umgewandelt werden. Mit der Massnahme steht Thun nicht alleine da: Auch Uetendorf verzichtet ab nächstem Jahr auf eine Gebühr für die Grüngutentsorgung, in Steffisburg ist dieser Schritt schon seit längerem vollzogen. Dadurch sei dort der Anteil des Grünguts an der Gesamtabfallmenge proportional gestiegen, so Rychener. Neu dürfen die Garten- und Rüstabfälle nur noch in normierten Containern und nicht mehr in Säcken oder Körben bereitgestellt werden. «Das ist effizienter, kostengünstiger und gesundheitsschonender für unsere Mitarbeiter», erklärte Daniel Rychener. Lediglich Äste und Zweige dürfen weiterhin gebündelt werden. Anfang Jahr wird die Stadt eine Verkaufsaktion für verbilligte Normcontainer starten; ab dem 1.April müssen dann alle Grünabfälle in den korrekten Behältern an der Strasse bereitstehen. Überzählige Grüngutabfallmarken können Private bei der Stadt abgeben. Sie erhalten dabei den entsprechenden Geldbetrag zurück. Mehrweg: Reaktionen positiv Die zweite zentrale Änderung betrifft Veranstalter von Events auf öffentlichem Grund: Sie müssen künftig mit Mehrweggeschirr arbeiten. Laut Medienmitteilung der Stadt gilt die Massnahme für «bewilligungspflichtige – meist grössere – Anlässe». Wo genau die Grenze zu den grösseren Anlässen liegt, wird in einigen Fällen noch diskutiert werden müssen. Gemeinderat Gimmel hält aber fest: «Wir werden nach gesundem Menschenverstand entscheiden. So würde es etwa wenig Sinn machen, den Läufern des Stadtlaufs unterwegs Becher mit Pfand abzugeben.» Im Grundsatz sei die Mehrweggeschirrpflicht für alle verbindlich. Ist dies für einen Veranstalter nachweislich nicht zumutbar, könne er der Stadt im Bewilligungsverfahren geeignete Alternativen zur Abfallvermeidung und -verminderung aufzeigen. Erste Gespräche mit Veranstaltern von grösseren Anlässen fanden bereits statt, die Reaktionen fielen mehrheitlich positiv aus. Es wird künftig die Aufgabe der Veranstalter sein, für ein einheitliches und funktionierendes Mehrwegsystem beim jeweiligen Anlass zu sorgen. «Erfahrungen aus anderen Städten zeigen, dass die Abfallmenge mit Mehrweggeschirr um rund ein Drittel zurückgeht», sagte Daniel Rychener. «Ein weiterer Vorteil ist, dass die Reinigungskosten der Equipen des Tiefbauamts spürbar sinken werden.» Take-aways in Pflicht nehmen Neue Bestimmungen für Anbieter von Take-away-Verpflegung bilden die dritte wichtige Änderung des neuen Abfallreglements: So müssen Imbissstände, Tankstellenshops und alle anderen Take-away-Betriebe ihrer Kundschaft künftig genügend Abfallbehälter für Kehricht und Separatabfälle zur Verfügung stellen. Falls dies im Kampf gegen das Littering nicht reichen sollte, können die Betriebe dazu verpflichtet werden, liegen gelassenen Müll einzusammeln und zu entsorgen. Als erfolgreiches Modell nannte Gemeinderat Roman Gimmel jenes des Fast-Food-Riesen McDonald’s im Bälliz, wo Kunden ihre Abfälle trennen können und die Betreiber in einem verhältnismässig grossen Bereich rund ums Restaurant selber putzen. Vorerst gleich bleiben in Thun die verschiedenen Abfallgrundgebühren. Gestern wurde jedoch in Aussicht gestellt, dass eine Vereinfachung und Überarbeitung geprüft wird, sobald der Bund die geplante Liberalisierung im Gewerbebereich bekannt gibt. In seiner nächsten Sitzung vom 24.November wird der Thuner Stadtrat über das neue Abfallreglement befinden. Stimmt er ihm zu, tritt das Reglement bereits am 1.Januar 2012 in Kraft.Gabriel Berger>
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