Kommt das Gaskraftwerk doch?
utzenstorfDer Nationalrat will, dass die Gaskraftwerkbetreiber die Hälfte ihres CO2-Ausstosses im Ausland kompensieren können. Damit kommt das Gaskraftwerk bei der Papierfabrik Utzenstorf wieder ins Gespräch.
50 Prozent statt 30 Prozent: Seit sich der Nationalrat vorgestern gegen den Ständerat gestellt und den Betreibern von Gaskraftwerken erlaubt hat, ihren CO2-Ausstoss statt nur zu einem knappen Drittel gleich zur Hälfte im Ausland zu kompensieren, leben an der unteren Emme alte Befürchtungen neu auf. Immerhin plant hier die BKW Energie AG auf dem Areal der Papierfabrik Utzenstorf genauso eine Anlage. Diese soll nicht nur Strom, sondern auch thermische Wärme liefern. Prompt reagiert Die SP Bätterkinden-Kräiligen jedenfalls reagierte prompt. Unter dem Titel «Unsere Angst – freie Fahrt für die Gaskraft» warnt die Partei eindringlich vor den Folgen des eben gefällten Entscheids. Sie tat dies nicht ohne Grund: Die BKW hat vor gut einem Jahr das Projekt in Utzenstorf mit Blick auf die zu erwartenden CO2-Kompensationen auf Eis gelegt. Damals ging die Politik sogar noch von einer vollständigen Kompensation im Inland aus – wo doch der Stromkonzern schon zuvor betont hatte, dass das Gaskraftwerk auch bei einer Kompensation von 70 Prozent im Inland und 30 Prozent im Ausland nicht rentabel zu betreiben sei. Mit einem Verhältnis von 50 zu 50 stünde da das Vorhaben wirtschaftlich schon ganz anders da. In Stein gemeisselt sind diese Zahlen allerdings noch nicht. Das Geschäft geht nun zur sogenannten Differenzbereinigung zurück in den Ständerat. Es geht um die Grösse Dennoch geht der SP-Energiepolitiker Jürg Joss schon jetzt davon aus, dass es letztlich bei den nationalrätlich festgelegten Werten bleiben wird. Zu lukrativ sei es, ausgestossenes CO2 im Ausland kompensieren zu können, sagt er. «Wald aufforsten zu lassen», nennt er ein Beispiel, «kostet im Ausland viel weniger als hier in der Schweiz.» Dann blickt er zurück auf die mittlerweile mehr als fünfjährige Vergangenheit des Utzenstorfer Gaskraftwerks, erinnert an die Gespräche, die die BKW in dieser Zeit auch mit der nicht eben kleinen Gegnerschaft geführt hat. Diese stört sich vorab an den hohen CO2-Werten. Dennoch wehren sich die meisten Gegner nicht gegen das Gaskraftwerk an sich. Immerhin soll es in der Papierfabrik auch den alten, umweltbelastenden Schwerölheizkessel überflüssig machen. Der Streit dreht sich vielmehr um die geplante Grösse der Anlage. Mit einer Leistung von 400 Megawatt sei sie völlig überdimensioniert, fährt Jürg Joss fort. Weil bei einer so hohen Stromproduktion weit mehr Wärme anfalle, als die Papierfabrik Utzenstorf überhaupt verwenden könne, müssten die Betreiber dann die überschüssige Wärme entweder mit einem Kühlturm vernichten oder aber in ein Fernwärmenetz abführen. Vor diesem Hintergrund plädiert Joss für ein mindestens viermal kleineres Werk. Auf die Art liesse sich die Wärmeleistung auf ein Mass reduzieren, wie es der Produktion in der Papierfabrik entspreche. Vorerst die Strategie Die BKW gibt sich bedeckt. Zumal, wie Mediensprecher Antonio Sommavilla betont, in den eidgenössischen Räten der letzte Entscheid noch nicht gefallen sei. Das Gaskraftwerk in Utzenstorf bleibe auch nach den jüngsten Debatten vorderhand sistiert: «Da sind noch keine anderslautenden Entscheide gefallen.» Sommavilla sagt aber auch, dass das Projekt jederzeit wieder aus der Schublade genommen werden kann. Zuvor, relativiert er gleich wieder, wolle die BKW ihre Strategie überprüfen. Das Resultat dieser Arbeiten hänge von der gesellschaftlichen und politischen Diskussion ab, die nach dem Reaktorunfall in Japan eine völlig neue Dimension angenommen habe.Stephan Künzi>
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