Standpunkt: Die Berner Trägheit vor der Spardebatte
Die Berner Politiker und Lobbys scheuen vor dem Sparen zurück, bevor sie richtig damit begonnen haben. In der Spardebatte, die nächste Woche beginnt, ist aber der Wille gefordert, Bestehendes infrage zu stellen.
Freude herrscht in Bern. Denn die TV-Elefantenrunde der Parteipräsidenten nach den eidgenössischen Wahlen wird 2015 aus dem Zürcher Exil nach Bern in die Wandelhalle des Bundeshauses umziehen. Der Verein Hauptstadtregion begrüsst den Entscheid der SRG und lobt sich selbst für seine Intervention in der TV-Chefetage. Berns Stadtpräsident Alexander Tschäppät ist zufrieden, weil die SRG «der besonderen Stellung Berns als Zentrum der nationalen Politik gerecht» werde.
Der kränkelnde Kanton Bern nimmt derzeit positive Nachrichten dankbar entgegen. Er lebt schon länger über seine Verhältnisse und steht unter einem Spardruck, der ihm den finanziellen Bewegungsspielraum raubt. In der Rangliste der Wettbewerbsfähigkeit wird Bern sich in näherer Zukunft kaum aus dem hintersten Drittel der Kantone herausarbeiten können. Man kann dieses Malaise beklagen. Aber der Kanton Bern hat keine andere Wahl, als sich ihm zu stellen. Immer noch ist im Bernbiet die Illusion verbreitet, dass eine grosse befreiende Strategie oder ein Wirtschaftswunder dem Kanton schmerzhafte Einschnitte ersparen werde. Die Berner Politiker und Lobbys scheuen vor dem Sparen zurück, bevor sie richtig damit begonnen haben. In der Spardebatte, die nächste Woche im Grossen Rat beginnt, ist aber der Wille gefordert, Bestehendes infrage zu stellen. Und die Risikofreude gefragt, offen über die Zukunft zu debattieren.