SMS am Steuer – das wird teuer
Die Berner Kantonspolizei plant nach dem Bundesgerichtsurteil gegen SMS am Steuer keine strengeren Kontrollen. Wer beim Autofahren Nachrichten schreibt, wird aber schon heute mit 800 bis 1000 Franken gebüsst.

Bei der Beratungsstelle für Unfallverhütung (bfu) freut man sich über das «klare Signal» des Bundesgerichts, wie Mediensprecher Daniel Menna gestern auf Anfrage sagte. Das Gericht hat einen wegweisenden Entscheid gefällt: Wer beim Autofahren Nachrichten in sein Mobiltelefon tippt und dadurch selbst verunfallt, begeht nicht nur ein Kavaliersdelikt, sondern verstösst grob gegen die Verkehrsregeln.
Mehr Tote als durch Alkohol
Ablenkung sei eine häufige Ursache für Unfälle, sagt Menna. «Und eine SMS zu verfassen, ist eine der gröbsten Formen der Ablenkung.» Genaue Zahlen dazu, wie viele Leute am Steuer Kollegen und Bekannten Mitteilungen schicken, gibt es keine. Sicher aber ist: Wegen Unaufmerksamkeit und Ablenkung starben im vergangenen Jahr 83 Menschen im Strassenverkehr. Der Alkohol forderte deutlich weniger Opfer, nämlich 58.
Sporadische Kontrollen
Auf die Arbeit der Berner Kantonspolizei wird das Bundesgerichtsurteil keinen Einfluss haben. Denn das Gericht behandelte lediglich einen ganz konkreten Fall. «Wir werden die Kontrollen nicht ausweiten», sagt der Fachbereichsleiter Frank Rüfenacht. Wenn ein Polizist einen Autofahrer sehe, der SMS schreibt, werde dieser überprüft – sporadisch, wie bisher.
Im Polizeialltag gilt in solchen Fällen immer ein Ermessensspielraum. «Wenn jemand am Steuer einen Schluck aus einer Wasserflasche nimmt, ist das okay», erklärt Rüfenacht. «Aber wenn er die Flasche zuerst aus dem Beifahrerraum hervorkramen und kompliziert öffnen muss, dann nicht.» Der Grundsatz lautet: Die Aufmerksamkeit muss beim Verkehr liegen (siehe Kasten). Natürlich verstiessen viele Leute regelmässig gegen dieses Gebot, wenn sie beispielsweise eine neue CD einlegten. «In der Regel sind sich die Autofahrer nicht bewusst, wie gefährlich das ist», mahnt Rüfenacht.
Hohe Bussen
Auch die Kapo kann keine Zahlen nennen, wie viele SMS-Schreiber am Steuer sie pro Jahr erwischt. Wenn sie jemanden entdeckt, dann wird dies rapportiert und die Person beim zuständigen Gericht angezeigt.
Das kann teuer werden: 800 bis 1000 Franken Busse seien der Rahmen, hiess es gestern beim Kreisgericht VIII Bern-Laupen auf Anfrage. Die Strafzahlung hänge natürlich auch vom Einkommen des zu Büssenden ab.
Kampagne liegt in der Luft
Das Phänomen der Ablenkung beim Autofahren nimmt bedingt durch die technische Entwicklung zu: Mobiltelefone, Navigationssysteme und Bordcomputer wollen bedient werden. «Bis vor Kurzem dachten wir, es sei selbstverständlich, dass man beim Autofahren keine Nachrichten tippt. Denn es liegt auf der Hand, dass man sich und andere dadurch in Gefahr bringt», meint Menna vom BFU. Er findet es ärgerlich, dass Bundesgerichtsurteile für Vernunft sorgen müssen.
Die Kantonspolizei Zürich hat bereits eine Kampagne gemacht, um vor dem SMS-Schreiben während des Autofahrens zu warnen. Das BFU plant laut Menna derzeit keine spezifische Kampagne. «Aber die Wahrscheinlichkeit, dass eine kommt, ist gross.»
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