Basisstufe entzweit Gemüter der Berner Politiker
Der bernische Erziehungsdirektor Bernhard Pulver muss im Grossen Rat hart um die Einführung der freiwilligen Basisstufe kämpfen.

Das zeigte sich am Dienstag bei den Eintretensvoten zum teilrevidierten Volksschulgesetz. Entscheidend könnte die Haltung der FDP-Fraktion sein - doch die Freisinnigen liessen sich noch nicht in die Karten blicken. Klar ist hingegen, dass die SVP die Basisstufe ablehnt, und auch die glp/CVP- Fraktion signalisierte Widerstand gegen die vorliegende Lösung.
Zum Lager der Befürworter bekannten sich nicht nur SP und Grüne, sondern auch die EVP und - eher überraschend - die BDP. «Schliesslich wird niemand zur Einführung der Basisstufe gezwungen», sagte Ueli Lehmann (BDP/Zäziwil) zur Begründung.
Nach dem Vorschlag der Regierung sollen die Gemeinden künftig den Kindergarten und die zwei ersten Schuljahre zu einer Einheit zusammenlegen dürfen. Diese Freiwilligkeit sei eine pragmatische Lösung, sagte Erziehungsdirektor Pulver.
Schulen erhalten
Für die BDP könnte die Basisstufe attraktiv sein, weil kleine ländliche Gemeinden so die eigene Schule im Dorf erhalten können. Das Modell sei aber auch kindgerecht, wie sich im Schulversuch gezeigt habe, betonte Eva Baltensperger (SP/Zollikofen).
Schliesslich ermögliche die Basisstufe den individuellen Einstieg in die Volksschule. Das Modell koste zwar etwas, doch spare man dafür andernorts - zum Beispiel fielen aufwändige Abklärungen weg. Diese Haltung vertrat auch Anna-Magdalena Linder (Grüne/Bern).
Antrag: Gemeinden sollen selber zahlen
Anders sah es Daniel Kast (CVP/Bern). Es sei nicht einzusehen, warum der Kanton hier Mehrausgaben beschliessen solle, wenn die Regierung zugleich im Rahmen des Entlastungspakets je eine Wochenlektion bei den Zweit- bis Sechstklässlern streichen wolle.
Die Kommission solle den Artikel 46 zur Basisstufe für die zweite Lesung nochmals überarbeiten, wird Kast am Mittwoch in der Detailberatung fordern: Die Gemeinden sollen die Basisstufe zwar einführen dürfen, doch sollen sie die zusätzlichen Kosten auch vollständig selber tragen.
SVP: Schritt in die falsche Richtung
Auf die drohenden Kostenfolgen für den Kanton wies auch Béatrice Struchen (SVP/Epsach) hin. Ausserdem habe man in den letzten Jahren auf eine Harmonisierung der Schulen hingearbeitet, doch die freiwillige Basisstufe brächte nun genau das Gegenteil - künftig gäbe es wieder ganz unterschiedliche Schulformen.
Nicht nur die Basisstufe wird in der Detailberatung viel zu reden geben. Auf Widerstand stösst auch etwa die finanzielle Beteiligung des Kantons an der Schulsozialarbeit.
Zweijähriger Kindergarten als Kernpunkt
Mit dem Volksschulgesetz 2012 will die Berner Regierung in erster Linie die noch fehlenden Elemente des HarmoS-Konkordats verankern, wie Erziehungsdirektor Pulver in Erinnerung rief.
Ein Schwerpunkt der Revision ist der zweijährige Kindergarten für alle Kinder - ein auch im Grossen Rat unbestrittener Punkt. Dazu kommen mit der Basisstufe und der Schulsozialarbeit zwei Punkte aus der Bildungsstrategie hinzu.
Auf eine Totalrevision des Volksschulgesetzes wurde aus Rücksicht auf die Ressourcen der Schulen und Gemeinden verzichtet, wie Pulver unterstrich. Dafür erhielt der Erziehungsdirektor Lob im Parlament, zum Beispiel von Marc Jost (EVP/Thun): «Es ist gut, dass keine neuen Baustellen eröffnet worden sind.»
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