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Wenn ausgelost statt gewählt würde
Damit Politiker das Volk wirklich in seiner Breite vertreten, müssten sie per Los bestimmt werden. Das fordert der belgische Historiker und Autor David Van Reybrouck (46) in seinem Buch «Gegen Wahlen».
Von den 27 Berner Bundesparlamentariern politisieren heute mindestens 15 hauptberuflich. Lediglich 2 gehen noch knapp als Milizler durch. Der Trend zum Berufsparlament schwappt nun sogar auf die kantonale Ebene über.
87 Prozent. Dies ist das Pensum, das der durchschnittliche Schweizer Nationalrat für Politik aufwendet. Das zeigt eine Studie der Universität Genf, die letztes Jahr mit der Mär des Schweizer Milizsystems aufräumte.
Eine Umfrage dieser Zeitung bei den Vertretern des Kantons Bern im National- und Ständerat zeigt, dass sie keine Ausnahme sind.Von den 27 Bernern in der Bundesversammlung sind heute 15 Berufspolitiker. Sie stecken mehr als 66 Prozent ihrer finanziell relevanten Arbeit in die Politik.
Berner Zeitung
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Damit Politiker das Volk wirklich in seiner Breite vertreten, müssten sie per Los bestimmt werden. Das fordert der belgische Historiker und Autor David Van Reybrouck (46) in seinem Buch «Gegen Wahlen».
Sind die 2111 Kandierenden für die Berner Grossratswahlen vom 25. März wirklich eine repräsentative Vertretung des Volkes? Die Datenanalyse nach Herkunft, Geschlecht, Alter und Job zeigt: nein.
Das Milizsystem sei auf nationaler Ebene schon lange ein Mythos, sagt Politikwissenschaftler Adrian Vatter. Ein Berufsparlament wäre aber auch der falsche Weg, findet der Professor der Universität Bern.