«Ich wünschte ihm den Tod»
Der im Kino Rex präsentierte Film «Das Fremde
Die postnatale Depression war das Thema der gestrigen Filmmatinee im Kino Rex in Thun. Gut 100 Gäste besuchten den Anlass der Psychiatrischen Dienste Thun (PDT). Der Film «Das Fremde in mir» machte betroffen. Er handelte von Rebecca, die nach der Geburt ihres Babys keine Gefühle zu ihm aufbauen konnte. Es war ihr fremd. Sie wurde von Ängsten und Unsicherheiten geplagt. Die Geschichte ist nicht einzigartig: Jede zehnte junge Mutter leidet an postnatalen Depressionen. Entlastung der Betroffenen Die Psychologin Marieke Kruit leitete danach die Podiumsdiskussion. «Wir sind oft die erste Kontaktstelle, wenn eine junge Mutter oder ein junges Ehepaar nicht weiter weiss», sagte Marianne Jost von der Mütter- und Väterberatungsstelle Thun. «Unser oberstes Ziel ist, Entlastung für die Betroffenen zu organisieren.» Ebenso wichtig sei, für das schlechte Gewissen der Mütter Verständnis aufzubringen. «Wer sich nicht mehr freuen kann, verliert sein Selbstwertgefühl. Die Betroffenen glauben, keine guten Mütter zu sein», sagte die in Thun praktizierende Psychiaterin Daniela Dähler. Die Leiterin der Gynäkologie im Spital Thun, Karin Hiestand Rolli, betonte, dass es von Vorteil sei, bei einer Schwangerschaft sehr früh den Rest der Familie miteinzubeziehen. Sie zählte einige der Gründe für die Krankheit auf. «Es gibt kaum Vorbereitungsmöglichkeiten auf eine Schwangerschaft. Hormonelle Veränderungen, schlechter Schlaf oder erbliche Faktoren spielen auch eine Rolle.» Hilfe zur Selbsthilfe Barbara Hirter litt nach ihrer dritten Geburt an einer postnatalen Depression. Sie habe sich zwar auch bei den zwei ersten Kindern nicht so ausgesprochen gut gefühlt, aber so krass wie beim dritten sei es noch nie gewesen. Sieben Monate habe sie nur noch funktioniert, nach Hilfe gesucht und kaum etwas gefunden. Schlussendlich baute sie in Burgdorf eine Selbsthilfegruppe auf und half sich selbst und andern. Auch Claudia Mühlemann outete sich als Betroffene. «Es war ganz schlimm. Ich wollte meinem Kind nichts antun, aber ich wünschte ihm ganz innig den Kindstod. Später kamen die Suizidgedanken. Gute Ratschläge nützten nichts. Es war für mich eine Erlösung, zu erfahren, dass ich krank und nicht geistesgestört bin», erzählte sie offen. Eines wurde klar: Hilfe tut in jedem Fall not. In leichteren Fällen mit Gesprächen oder, wo nötig, auch mit Medikamenten. Verena Holzer •www.mvb-be.ch •www.spitalstsag.ch >
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