Gutes Wetter für die nächsten Wahlen
Beatrice Lüthi
Der Kanton Bern hat gewählt. Es ist Ruhe eingekehrt. Ruhe? Mitnichten. Alle schielen nun gespannt auf die eidgenössischen Wahlen 2011. Wer wird zulegen, wer schwinden? Jede Partei überlegt sich, mit welchem Thema sie sich profilieren kann. Aber viele Themen sind bereits besetzt, bekannt, abgegrast. Eines aber nicht, und hier können sich alle profilieren: das Wetter. Richtig, wir regeln neu das Wetter. Und alle können Forderungen aufstellen, dass respektive welches das richtige Wetter ist. Und den Klimawandel hätten wir so auch im Griff. Und wie geht das konkret vor sich? Einige Parteien werden darauf achten, dass das Wetter politisch korrekt ist und alle zu gleichen Teilen von Regen und Sonnenschein profitieren dürfen und müssen. Andere werden fordern, dass das Wetter von Privaten gemacht werden soll, das gewünschte Wetter gekauft werden kann und der Markt es letztlich regeln wird. Oder aber man ist dagegen, weil das Wetter nämlich vom Ausland her kommt. Für andere wiederum ist das Wetter hingegen gottgegeben, und es geht nur darum, es bestmöglich zu vermarkten. Und es gibt die, die einfach Wert auf politisch anständiges Wetter legen. Die Konkordanz wird letztlich zu einer ausgewogenen Lösung führen können, wo namentlich die Interessen der Landesteile gebührend Berücksichtigung finden. Auch der Oberaargau wird frühzeitig seine Forderungen eingeben können, ich habe da schon so einige Ideen Die Kantone dürften sich allerdings für eine föderalistische Lösung einsetzen und fordern, dass die Kantone für das Wetter zuständig sind. Nach etwa 20 Jahren würde mit einem Konkordat, dem fast, aber nicht ganz alle Kantone beigetreten sind, eine Lösung gefunden. Und die Grossbanken? Sie werden das Wetter am Markt handeln und hohe Boni zahlen, ob nun gutes oder schlechtes Wetter war. Versicherungen werden das Wetter versichern, in den AGB aber darauf hinweisen, dass höhere Macht und politische Entscheide eine Entschädigung ausschliessen. Präsenz Schweiz und der Tourismus werden lobbyieren für viel Schnee im Winter und immer Sonne im Sommer. Die Landwirtschaft wird das Wetter den Anforderungen des Pflanzenbaus anpassen wollen und Subventionen verlangen, wenn es denn nicht klappt. Die Exportindustrie wird darauf hinweisen, dass die Schweiz ein Interesse an einem international festgelegten und harmonisierten Wetter haben müsste. Die EU wird bei ihrer Regelung des Wetters die Schweiz aber nicht ausklammern, und wir müssten unser Wetter in Brüssel verteidigen. Und die USA würden uns verklagen, weil amerikanische Staatsbürgerinnen und Staatsbürger nass geworden sind, einen Sonnenbrand geholt oder auf der Piste das Bein gebrochen haben – und sie letztlich auf der Erde für das Wetter und den Klimawandel zuständig sind. Aber noch ist nicht die heisse Phase des Wahlkampfs. Und das Wetter ist noch, wie es ist, und es macht noch, was es will. Nur das Klima, da könnten wir vielleicht darüber nachdenken, wie es denn sein könnte. Meteorologisch und politisch. In diesem Sinne wünsche ich uns allen erst einmal einen schönen Sommer 2010. Beatrice Lüthi (45), ist Fürsprecherin, arbeitet beim Eidgenössischen Justiz- und Polizeidepartement und lebt in Langenthal.>
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