Es gibt (zu) viele offene Fragen
fusionSkepsis, Kritik am hohen Tempo und Ärger über eine Vormachtstellung von Amsoldingen: Die Bürger von Höfen, Ober- und Niederstocken sowie Amsoldingen können sich für eine Fusion nicht erwärmen. Das haben die Voten im Rahmen des Infoanlasses gezeigt.
Sollen Amsoldingen, Höfen, Ober- und Niederstocken einen Vertrag ausarbeiten, um sich auf Anfang des nächsten Jahres zusammenzuschliessen? Über diese Frage werden die ausserordentlichen Gemeindeversammlungen am 29.Februar entscheiden. Am Donnerstagabend gabs zu diesem Thema eine Infoveranstaltung in der Mehrzweckhalle Amsoldingen. Das Interesse an Informationen war gross, obwohl der Grundlagenbericht mit Argumenten und Gegenargumenten sowie den Positionen der vier Gemeinderäte bereits in alle Haushaltungen verschickt worden war (vgl. Ausgabe vom 31.Januar): Weit über 100 Frauen und Männer fanden sich in der Halle ein. «Wir haben uns heute darauf konzentriert, Leichen im Keller der anderen zu finden, statt etwas zu wagen», sagte ein Besucher gegen Schluss der Diskussions- und Fragerunde. Tatsächlich: Um finanzielle Fragen drehten sich die Gespräche sowie um den künftigen Standort der Verwaltung und der Schule. Nur Oberstocken dafür Bevor sich die Anwesenden äussern konnten, legten die Gemeindepräsidentinnen und -präsidenten die Standpunkte der vier Gemeinderäte dar: Esther Siegenthaler für Amsoldingen, Samuel Eicher für Höfen, Markus Leuenberger für Ober- und Regula Betschen für Niederstocken. Für Amsoldingen ist die Fusion zu teuer, die Bürger dieser Gemeinde müssten als einzige die Steuern erhöhen. Der Gemeinderat beantragt deshalb, die Fusion abzubrechen. Sollte sie aber doch zustande kommen, möchte er den Standort der Verwaltung und der zentralisierten Schule im eigenen Dorf haben. Die Höfener hingegen möchten die Verwaltung in ihrem Dorf behalten. Trotzdem stellt der Gemeinderat von Höfen seinen Bürgern keinen Antrag, diese sollen frei und ohne Empfehlung von oben entscheiden. Auch der Gemeinderat von Niederstocken ist gegen eine Fusion; mit dem Verwaltungsstandort Amsoldingen kann er sich partout nicht anfreunden. Der Oberstockner Gemeinderat ist der einzige, der seinen Bürgern ein Ja ans Herz legt. Diese Gemeinde mit dem Steuersatz von 2,04 würde rein finanziell am meisten von der Fusion profitieren. Weder pro noch contra Als Vertreter des Kantons war der Regierungsstatthalter Marc Fritschi zu Gast. Da der Kanton Gemeindefusionen befürwortet und subventioniert, hatten viele Anwesende von Fritschi wohl ein klares Votum in diese Richtung erwartet. Doch dieser bezog keine klare Stellung. Ob die vier Gemeindeversammlungen am 29.Februar Ja zur Ausarbeitung eines Fusionsvertrages sagen oder nicht: Fritschi kann beide Positionen verstehen und versicherte, dass man in Zukunft auf ihn zählen könne, ob als neue, vergrösserte Gemeinde oder in der bisherigen Form. Es geht zu schnell In der Diskussionsrunde zeigte sich, dass sich viele Bürger vom hohen Fusionstempo überfordert fühlen. Ob denn die Schlussabstimmung über den Fusionsvertrag tatsächlich schon am 29.Mai stattfinden müsse, wollte ein Teilnehmer wissen. «Ja», antwortete Esther Siegenthaler als Leiterin der interkommunalen Fusionsprojektgruppe, «sonst wäre ein Vollzug auf den 1.Januar 2013 nicht möglich.» Roland Greber aus Oberstocken monierte, es seien aufgrund des hohen Tempos zu wenig tiefe Abklärungen über die finanziellen Folgen einer Fusion gemacht worden. «Der Grundlagenbericht enthält nichts, was wir im Rahmen der früheren Abklärungen zu einer Fusion von zwölf Gemeinden westlich von Thun nicht schon gewusst hätten.» Ein anderer Bürger kritisierte, dass die Frage des Verwaltungsstandortes bezüglich Kosten nicht ausreichend abgeklärt worden sei. Dass sowohl die Schule als auch die Verwaltung in Amsoldingen sein sollen, sorgte ebenfalls für einigen Unmut: «Ich habe den Eindruck, dass die Amsoldinger alles erhalten, und die anderen Dörfer sollen leer ausgehen», sagte ein Niederstockner. «Besser wäre es doch, wenn die neuen Gemeindeinstitutionen auf die vier Dörfer verteilt würden.» Die Zukunft der Schule brennt den Bürgerinnen und Bürgern besonders unter den Nägeln. Zurzeit sind die Schulen von Amsoldingen und Höfen bereits fusioniert, der Unterricht findet an beiden Standorten statt. «Warum könnte das nach einer Fusion nicht beibehalten werden?», fragte eine Höfnerin. Markus Leuenberger betonte, dass noch nichts entschieden sei. «Wenn die Viererfusion zustande kommt, muss über die künftige Schulorganisation ohnehin separat abgestimmt werden.» Die Kinder aus dem Stockental gehen zurzeit in Niederstocken, Reutigen und Wimmis zur Schule. Am ganzen Abend gab es nur zwei klare Voten für eine Fusion: Das eingangs erwähnte mit den Leichen im Keller – und jenes des Oberstockner Gemeindepräsidenten Markus Leuenberger: «Mein Traum ist es nach wie vor, dass die Bürger aller vier Gemeinden Ja sagen.» Oberstocken war die Gemeinde, die den Anstoss zu den Fusionsverhandlungen gegeben hatte. Nur eine Dreierfusion? Falls der Zusammenschluss der vier Gemeinden scheitert, können Leuenberger und seine Oberstockner weiterträumen – einfach in einer etwas abgespeckteren Form: Dann kommt ein Dreierfusionsprojekt zwischen den beiden Stocken und Höfen auf den Tisch. Marc Imboden>
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