Schlossherr auf Zeit
Urs Weber hält beim Schloss Burgdorf alle Fäden in der Hand. Der Geschäftsführer leitet das Umbauprojekt. Und ab Samstag geht dieses nun so richtig los.

Am Vormittag kreiste noch ein Helikopter mit lautem Geknatter über dem Schloss. Ein Sturm fegte vor zwei Wochen über die Dächer. Mit solcher Kraft, dass er einige Ziegel mit sich riss. Aus luftiger Höhe wurde das Dach nun wieder dicht gemacht. Jetzt ist aber Ruhe eingekehrt. Nur hie und da trifft man an diesem Nachmittag auf Handwerker und fleissige Helfer. Schliesslich gilt es das Schloss auf den grossen Tag vorzubereiten: Die Schlüsselübergabe vom Kanton an den Stiftungsrat findet am Samstag statt.
Im Hof erwartet uns Urs Weber. Wenn der Geschäftsführer der Stiftung über das Schloss spricht, beginnen seine Augen zu leuchten. Um seiner Begeisterung Ausdruck zu verleihen, verwendet er jede Menge Metaphern. «Zum Glück helfen uns so viele gute Geister», sagt er. Und er freue sich ungemein, wenn das Schloss endlich aus seinem Dornröschenschlaf erwache.
Finanzielle Hürden
So war für ihn auch gleich klar, dass er Teil dieses Weckrufs werden wollte. «Mit Archäologen, Denkmalpflegern, Architekten und Handwerkern zusammenarbeiten, das ist extrem spannend», sagt der 64-Jährige. Zudem überzeugte ihn das Konzept: Das Schloss als Kulisse für Jugendherberge, Restaurant, Standesamt und Museum. Anfang Jahr trat Weber seine Stelle an. Seither galt es einiges aufzugleisen.
Kooperationspartner finden, Abklärungen der Denkmalpflege begleiten, die Finanzierung sichern: Urs Weber hält alle Fäden in der Hand. Und gerade die Finanzierung stellt einige Hürden. Im Mai verkündete der Stiftungsrat, dass der Umbau 2,3 Millionen Franken teurer komme als ursprünglich geplant. Statt 14,2 würde es 16,5 Millionen Franken kosten. «Bei einem fast eintausend Jahre alten Gebäude stösst man natürlich auf manche Überraschung», sagt Weber. Einiges sei erst im Laufe der Abklärungen zum Vorschein gekommen. So stellte man fest, dass die Kanalisation marode ist, vollständig saniert werden muss.
Zudem fand man Asbest in den vormaligen Gefängniszellen. Und die fachgerechte Entsorgung der gesundheitsgefährdenden Baustoffe kostet. Weber ist aber zuversichtlich. «Die Finanzierungslücke können wir stopfen.» Und in Sachen Finanzen ist er Experte. Hat Weber doch bis zu seiner Pensionierung mehrere Banken geleitet, hatte zuletzt 14 UBS-Filialen unter sich, von Langenthal bis Münsingen. Mit 60 Jahren liess er sich dann frühpensionieren. «Es war an der Zeit, meine eigenen Projekte zu verfolgen.» Davon hat der Burgdorfer einige. So war Urs Weber in den Organisationskomitees der Eidgenössischen Schwingfeste in Burgdorf und Estavayer-le-Lac. Auch dort war er für die Finanzen zuständig.

In Zusammenarbeit mit der Stiftung hat der Finanzexperte nun einen Plan ausgearbeitet, wie man die noch fehlenden 3,1 Millionen beschaffen will. «Wir sind im Gespräch mit verschiedenen Stiftungen, grösseren Unternehmungen und interessierten Privatpersonen.» Um die privaten Geldgeber anzuwerben, werden ihnen besondere Titel in Aussicht gestellt. Als Zeremonienmeister beispielsweise steht dem Geldgeber zu, ein rauschendes Schlossfest zu veranstalten. Der Schlossmäzen kann einem Teil der Gemäuer seinen Namen verleihen.
In einer Art Patenschaft wird man beispielsweise Hüter des Bergfrieds oder Wächter des Schlosshofes. Wer 25 000 Franken oder mehr spende, könne solche Privilegien erwerben, so Weber. Zudem plane die Stiftung eine Aktion, welche auch Personen mit kleineren Budgets ermögliche, Teil des Projektes zu werden. Nebst der Finanzierung zu regeln gilt es bis zum Frühling die Baubewilligung zu erhalten. «Sind diese beiden Hürden geschafft, können wir im Mai bauen.» Die Deckenmalereien im Schiltensaal (siehe Kasten) würden das Projekt hingegen nicht verzögern, meint Weber. Denn die Restauration der Malereien und der Umbau könnten parallel verlaufen.
Eröffnung im Frühling 2020
Geht alles glatt, herrscht im Frühling 2020 auf dem Schloss Hochbetrieb. Dann nämlich sollen Jugendherberge, Restaurant und Museum eröffnen. Zugleich wird Urs Webers Mandat enden. Sich aus dem Projekt zurückziehen, gehöre einfach dazu, meint er. Eines weiss der Burgdorfer aber schon. «Ich werde bestimmt einmal mit meinen Grosskindern hier übernachten.»
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