Märit in Langnau: Wenn Hasenohren schwimmen
Der traditionelle Märit tauchte am Mittwoch tief in die Vergangenheit ein. Im Rahmen der Jubiläumsfeierlichkeiten zu 550 Jahren Marktrecht wurden die Besucher kulinarisch ins Mittelalter begleitet.
«Hmm, ich weiss nicht, ob mir das wirklich schmeckt», sagt ein älterer Herr mit schwarzer Zottelkappe. Mit entsprechender Mimik im Gesicht zieht er von dannen. Derweil hat Aurelia von Löwenburg alias Cornelia Bachmann alle Hände voll zu tun. Mit einem messerähnlichen Schneidwerkzeug zerkleinern sie und ihre Helferinnen Lauch und Rüebli in Streifen.
Ab und zu legt sie ein Stück Holz auf die Feuerstelle. Der Duft des geschnittenen Gemüses geht im Rauch verloren.Cornelia Bachmann ist Mitglied des Mittelaltervereins Bern und hat am Mittwoch mit weiteren Vereinsmitgliedern am traditionellen Langnou-Märit eine historische Schauküche aufgebaut.
Fast wie damals, als vor 550 Jahren Langnau von der Berner Obrigkeit das Recht erhalten hatte, selber Märkte abzuhalten. Mit dem Blick auf das kulinarische Angebot aus längst vergangenen Zeiten startete am Mittwoch am Markt eine Reihe von Feiern, die über das ganze Jahr hinweg im Zeichen der langen Geschichte stehen werden.
Im schwarzen Kessel über der Feuerstelle dampft es derweil kräftig, währenddem nebst dem Gemüse auch Speck und ein Gnagi im Topf garen. Die Suppe jedenfalls wird währschaft. «Eine solche Suppe konnte sich im Mittelalter eigentlich nur die gehobene Klasse leisten», erklärt Bachmann.
Zudem durften auch Soldaten von der Gemüse- und Fleischsuppe kosten. «Diese mussten schliesslich fit und kräftig sein», so die Mittelalterköchin weiter. Zubereitet wird die Suppe übrigens ohne Kartoffeln. «Diese waren im 15. Jahrhundert in Europa noch völlig unbekannt», erläutert sie.
Eins hinter die Löffel
Und da sind ebenso die Hasenohren. Sie schwimmen am Markt nicht ganz nach mittelalterlicher Methode in einer zeitgemässen Fritteuse. Die Hasenohren haben indes nichts mit Hasen zu tun.
Dennoch kriegen sie eins hinter die Löffel. Verantwortlich dafür ist Martina Krügel, Lernende in der Langnauer Bäckerei-Konditorei Eichenberger. Mit einem kräftigen Holzstab malträtiert sie jedes Hasenohr, bis das Gebäck aus Mehl, Eier, Milch, Butter und Salz aus der heissen Fritteuse auftaucht.
«Die Hasenohren haben eine uralte Tradition und wurden früher an Familienfeiern zu Hunderten verzehrt», weiss Standbetreuerin Marion Eichenberger. Sei es als Süssgebäck mit Zucker und Zimt oder als Suppenbeilage. Statt in der modernen Fritteuse sei das Hasenohr im Mittelalter im heissen Fett über der Feuerstelle gebacken worden.
Milch haltbar machen
Und was wäre das Langnauer Mittelalter ohne Käse? Kevin Wüthrich, Wirt im Bären, hat sich am Mittwoch dem Thema angenommen. So wurde offenbar bereits zu Beginn des 14. Jahrhunderts in den höher gelegenen Höfen des oberen Emmentals eine Art Ziegen- oder Hartkäse hergestellt und in Höhlen zum Reifen gebracht. «Damit wurde die Milch länger haltbar gemacht», sagt Wüthrich.
Äpfel- und Rosenchüechli verschrieben haben sich am Mittwoch die Frauen der Langnauer Chüechlihus-Kommission. Vor dem historischen Gebäude wird Chüechli um Chüechli im heissen Öl frittiert. «Etwa 20 Kilogramm Äpfel haben wir vorbereitet», sagt Kommissionsmitglied Beatrice Schmid.
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