Hier ist Hopfen und Malzen definitiv nicht verloren, sondern in sehr guten Händen: Die Burgdorfer Gasthausbrauerei AG weiss offenbar, was sie tut. Zu diesem Schluss kommt nicht nur, wer ein Helles oder ein Aemme konsumiert, sondern auch, wer sich die Geschäftszahlen zu Gemüte führt.
2015 war ein neues Rekordjahr. Dies, nachdem bereits 2014 alle eigenen Bestmarken gebrochen worden waren. Es scheint fast so, als sei die Wachstumsgrenze der Brauerei noch länger nicht erreicht.Letztes Jahr stieg der Bierabsatz um 5 Prozent auf gut 7000 Hektoliter. Der Umsatz erhöhte sich um 3 Prozent auf 2,4 Millionen Franken.
Die Million ist fast voll
Eine Zahl ist besonders beeindruckend: Die Gasthausbrauerei hat im Geschäftsjahr 2015 insgesamt 930'000 Halbliterflaschen verkauft. Dazu kamen beachtliche 30 000 Einwegflaschen im 0,3-Liter-Format, obwohl die kleinen Flaschen erst Ende November in den Verkauf gelangten.
Es muss also kein Prophet sein, wer die Behauptung wagt, dass die Burgdorfer dieses Jahr die Millionengrenze wohl knacken werden. Aktuell werden 67 Prozent des Bieres in Flaschen abgesetzt, die restlichen 33 Prozent verkauft die Brauerei in Fässern.
Der Ruf nach Beteiligung
Wenig überraschend weckt ein so positives Jahresergebnis Begehrlichkeiten. Das wurde letzten Samstag an der Generalversammlung auf der Schützenmatte deutlich. Das vorzügliche Wetter lockte fast 2000 Aktionäre in das Festzelt, wo bekanntlich die Volksfestatmosphäre den höheren Stellenwert geniesst als die offiziellen Traktanden. Dennoch wurde debattiert.
Und zwar darüber, ob der Jahresgewinn von knapp 300'000 Franken wie vom Verwaltungsrat beantragt tatsächlich den Reserven zugeführt werden oder ob ein Teil davon in Form von Gerstensaft an die Aktionäre ausgeschüttet werden soll. Eine kleine Gruppe von Teilhabern hatte diesen Gegenantrag schon vor der Versammlung breit gestreut.
Genutzt hat es ihnen nichts: Die Versammlung stellte sich in der Abstimmung mit grosser Mehrheit hinter den Verwaltungsrat. Dessen Präsident Stefan Aebi hatte zuvor erklärt, die Brauerei benötige ein finanzielles Polster für kapitalintensive strategische Projekte. Der logistische und der finanzielle Aufwand, jedem Aktionär zum Preis von einem Franken eine Harasse Bier zu überlassen, wie es die Aktionärsgruppe gefordert hatte, sei unverhältnismässig gross, sagte Stefan Aebi.
Stefan Herrmann, Vizepräsident des Verwaltungsrates, führte auf Anfrage von Bernerzeitung.ch/Newsnetz aus, die Frage einer Dividende bleibe ein Dauertraktandum. «Unser primäres Ziel ist es jedoch, mit gezielten Investitionen die Qualität unseres Bieres zu sichern und die Bierkultur insgesamt zu stärken.» Sollte der Gewinn von Jahr zu Jahr weiter anwachsen, werde der Verwaltungsrat womöglich intensiver über eine Beteiligung der Aktionäre nachdenken. «Im Moment fühlen wir uns mit unserer Strategie von den Aktionären jedoch getragen und bestätigt.»
Einiges deutet darauf hin, dass Hopfen und Malz auch dieses Jahr in beachtlicher Menge in der Brauerei im Burgdorfer Kornhaus weiterverarbeitet werden: In den ersten vier Monaten des laufenden Jahres konnte im Vergleich zur Vorjahresperiode ein Wachstum von 10 Prozent verbucht werden. Und die «durstigen» Monate mit der Fussball-Europameisterschaft folgen ja erst noch.