Die Bilanz einer hitzigen Woche Region
40 Prozent mehr Patienten als in anderen Jahren versorgte in den vergangenen heissen Tagen die Spital Region Oberaargau AG. Für die Fische bleibt die Hitze erträglich. Vorerst zumindest.

Die Hitze fordert ihren Tribut. Einen immensen Anstieg verzeichnen der Rettungsdienst sowie das Notfallzentrum der Spital Region Oberaargau AG (SRO) in Langenthal. In der vergangenen Woche wurden im Notfall 40 Prozent mehr Patienten betreut als in anderen Jahren zur gleichen Zeit.
Übers Wochenende wurden dabei primär indirekte Folgen der Wärme behandelt: Rissquetschwunden oder Knochenbrüche und andere Outdoorverletzungen, die sich Leute im Freien zugezogen haben. Seit Montag seien es nun vermehrt direkte Hitzeopfer, die im SRO-Notfallzentrum behandelt würden, sagt die Marketingbeauftragte Manuela Leuenberger. Vermehrt seien es ältere Menschen, die mit Atembeschwerden, Flüssigkeitsmangel oder Kopfweh zu kämpfen haben. Weil diese Symptome einer Überhitzung auch einen anderen Hintergrund haben können, werden die Patienten nicht nur kurzfristig versorgt, sondern über längere Zeit überwacht, bis ihr Zustand wieder stabil ist.
Gar 50 Prozent mehr Einsätze leistet seit Anfang der Woche temperaturbedingt der Rettungsdienst. Betroffen sind laut Leuenberger auch Chronischkranke, deren Zustand von Erschöpfung bis zu Bewusstlosigkeit reicht, weil sie nicht ausreichend Flüssigkeit zu sich nehmen. Ein anderes Problem zeige sich im Strassenverkehr: Wegen Unkonzentriertheit komme es vermehrt zu Unfällen. Die Kantonspolizei Bern indes verzeichnet keine signifikante Zunahme der Unfälle.
Kühlgeräte ausverkauft
Wer sich durch Klimaanlagen oder Ventilatoren Abkühlung verschaffen wollte, musste sich in den letzten Tagen allerdings sputen. «Der Ansturm auf diese Geräte war riesig», sagt Sabine Weber, Medienbeauftragte der Coop-Tochter Fust AG. In der Langenthaler Filiale an der Marktgasse seien Klimaanlagen am Samstag komplett ausverkauft gewesen. Diese sollen nachbestellt werden.
Auch bei der Migros gabs einen Boom. Ganz ausverkauft seien die Geräte in der Do-It+Garden-Filiale vergangene Woche zwar nie gewesen, es habe aber Momente gegeben, in denen die Regale fast leergekauft und einzelne Modelle vorübergehend ausverkauft gewesen seien, sagt Reto Wüthrich, Mediensprecher der Migros Aare. Anfang dieser Woche habe sich die Lage weiter zugespitzt. Die Nachfrage sei noch einmal deutlich angestiegen, und mittlerweile seien in Langenthal höchstens noch vereinzelt Geräte verfügbar. Man habe zuletzt keine Möglichkeit mehr gehabt, kurzfristig und termingerecht neue zu beschaffen.
Insgesamt hat die Migros Aare letzte Woche etwa gleich viele Ventilatoren und Kühlgeräte verkauft wie in der gesamten Sommersaison 2014 zusammen.
Bäche führen noch Wasser
Keine Probleme mit der Hitze haben bisher die Fische in den regionalen Gewässern. Im Hitzesommer 2003 war es im Oberaargau letztmals zu Notfischungen infolge der hohen Temperaturen gekommen. Derzeit würden kälteliebende Arten aber noch genügend kühle Stellen finden, und den wärmeliebenden komme die Hitze sogar entgegen, sagt der Oberaargauer Fischereiaufseher Tihomir Prevendar. Trotzdem blickte auch er gestern erwartungsvoll dem Regen entgegen. Insbesondere in den kleineren Bächen entlang des Jurasüdfusses, wo jeweils viel Wasser versickere, gehe dieses sonst allmählich aus. Noch, betont Prevendar, sei aber alles im Lot.
Inkwilersee wird beobachtet
Besorgniserregender ist die Situation am Inkwilersee. Der Zufluss sei praktisch ausgetrocknet, sagt Daniel Schrag vom zuständigen Amt für Umwelt des Kantons Solothurn. Zwar sei noch genug Wasser vorhanden, dieses wärme sich aber zunehmend auf. Der See würde daher laufend beobachtet. Vorkehrungen, erklärt Schrag, würden derzeit indes noch keine getroffen. Tatsächlich nämlich seien die hohen Temperaturen dieser Tage nicht das Hauptproblem für den im Durchschnitt nur zwei Meter tiefen See. «Die Sonne hilft den Fischen», verweist Schrag auf die Sauerstoffproduktion der Algen, die durch die Sonneneinstrahlung angekurbelt wird. Problematischer sei es, wenn die Tage kürzer werden und die Sauerstoffproduktion entsprechend abnimmt. Ernsthafte Schwierigkeiten wie 2009 und 2011, als der See zum letzten Mal «kippte», erwartet Schrag deshalb eher Ende August.
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