Die Denkmalpfleger denken um
Nach einem Crash ist der Poller an der Berner Hotelgasse seit drei Wochen ausser Betrieb. Jetzt wird er durch ein neues Modell ersetzt. Damit schwenkt die Denkmalpflege um – früher hatte sie sich gegen solch dicke Poller gewehrt.
Seit drei Wochen ist der 12 Zentimeter dünne Poller an der Berner Hotelgasse weg, weil er von einer Automobilistin wegrasiert worden ist. «Der Pfosten wurde regelrecht entwurzelt», sagt Reto Zurbuchen vom städtischen Tiefbauamt (TVS). Deshalb wurde in den letzten Tagen die Hotelgasse aufgerissen und die ganze Polleranlage ausgegraben. Nächste Woche wird der neue Pfosten installiert, getestet und dann in Betrieb genommen. Es wird ein neues Modell sein, das bis vor kurzem in Bern kein Thema war. Bern: Jetzt breitere Poller Der neue Poller wird mit 25 Zentimetern mehr als doppelt so breit sein wie der bisherige. Statt der gelb-schwarzen Streifen hat er eine Beleuchtung. «Für die Sichtbarkeit ist dies ein Fortschritt», sagt Reto Zurbuchen. Solch breitere Poller waren bisher nur ausserhalb der Berner Altstadt anzutreffen. Dass die TVS nun auch in der Innenstadt breitere Poller einbaut, geht für die Denkmalpflege in Ordnung: «Eine diskrete Lösung wäre besser, aber wir haben gesehen, dass dies wegen der Unfälle nicht funktioniert», sagt der städtische Denkmalpfleger Jean-Daniel Gross. Bern: Viele Probleme Damit schwenkt die Denkmalpflege um, denn gegen solch breite Poller hatte sie sich vor der Einführung vor vier Jahren vehement gewehrt. Es mussten dünne her, weil die dicken Pfosten das Altstadtbild nach Meinung des früheren Denkmalpflegers zu stark beeinträchtigt hätten. Doch diese «Light»-Poller sind in der Berner Altstadt seit der Inbetriebnahme ein Flop: Die Hebelwirkung bei einem Crash ist derart stark, dass sogar die Fundamente beschädigt werden können. Es gab auch Probleme mit der Steuerung. Die Evaluation der dünnen Poller erfolgte seinerzeit im Rahmen einer städtischen Arbeitsgruppe, in der – unter anderem – Denkmalpflege, Stadtplanungsamt, Verkehrsplanung, Polizei und Tiefbauamt vertreten waren. «Der Entscheid für die schlanken Poller fiel nach dem damaligen Stand der Erkenntnisse», sagt Reto Zurbuchen. Lenzburg: Keine Probleme Im Gegensatz zu Bern, wo die Poller seit vier Jahren Probleme machen, funktionieren diejenigen in Lenzburg gut. «Die Poller auf dem Hypiplatz und bei der Berufsschule funktionieren technisch und steuerungsmässig einwandfrei», sagt Christian Brenner, Abteilungsleiter Tiefbau der Stadt Lenzburg. Und zwar im Sommer und Winter. Frost oder mögliche Steinchen in den Fugen blockieren ihre Funktion nicht. «Bei der Durchfahrt der Busse gab es bisher keinen Unfall», sagt Brenner. 260000-mal abgesenkt Seit Inbetriebnahme vor vier Jahren haben sich die Poller am Hypiplatz über 260000-mal abgesenkt. Nach Brenners Angaben werden diese von der Firma Swisspoller gewartet. Nur ab und zu müsse ein Ventil ersetzt werden. Nicht nur in Bern, sondern auch in Lenzburg fahren Autos gegen Poller. «Sind die Pfosten beschädigt, können sie innert 24 Stunden von der Firma Swisspoller ersetzt werden», sagt Brenner. In Lenzburg wurde bei einem Crash noch nie ein Poller «entwurzelt», wie dies vor drei Wochen in Bern der Fall war. Grund: «Die hydraulischen, hohen Poller in Bern verursachen durch die grössere Hebelwirkung an den Fundamenten grössere Schäden als die breiten und weniger hohen pneumatischen Edelstahlpfosten in Lenzburg», sagt Swisspoller-Chef Lukas Fischer. Jürg Spori >
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