Der Säugling lag tot in der Wohnung
SchwarzenburgDer Mann alarmiert die Polizei, weil er drei Tage nichts mehr von seiner Ex-Partnerin gehört hat. In der aufgebrochenen Wohnung finden die Beamten seine sechs Monate alte Tochter. Tot.
Die Schwarzenburgerinnen und Schwarzenburger finden dieser Tage kaum Worte für das, was sich vergangene Woche in einer Wohnung mitten im Dorf zugetragen hat. Am Donnerstag brechen Beamte der Kantonspolizei Bern und eine Mitarbeiterin des Sozialdiensts der Gemeinde die Wohnung auf. Sie finden ein sechs Monate altes Mädchen. Tot. Wieso das Baby starb, versucht nun das Institut für Rechtsmedizin der Universität Bern herauszufinden. Eine natürliche Todesursache ist nicht auszuschliessen. Fest steht laut Polizei nur, dass das Mädchen weder verhungert noch verdurstet sei. Probleme zuhauf Der Fall kam ans Tageslicht, weil das Lokalfernsehen TeleBärn davon Wind bekommen hatte. Die Mutter des sechs Monate alten Mädchens scheint in grossen Problemen gesteckt zu haben. Ende Oktober geht die Beziehung mit ihrem Freund und Vater des Mädchens in die Brüche. Es sei einfach nicht mehr gegangen, sagte er gestern. Sie habe gegen psychische Probleme gekämpft und diese dank Medikamenten bis zur Geburt des Mädchens «recht gut» im Griff gehabt. «Nach der Geburt wurde alles nur noch schlimmer, bis ich die Vorwürfe und die Situation nicht mehr aushielt.» Der 42-jährige Mann lebte noch bis im März 2008 mit einer anderen Frau zusammen. Mit ihr hat er mehrere Kinder, die bereits die Schule besuchen. Am 3.November meldet sich die junge Mutter auf dem Sozialdienst in Schwarzenburg. Sie sucht Hilfe, weil sie und der Vater ihres Babys sich getrennt haben und ihr zu allem Übel auch die Stelle beim Pizzakurier gekündet worden ist. Das Baby habe auf die Mitarbeiterin des Sozialdiensts einen gesunden und munteren Eindruck gemacht, sagt Gemeindepräsident Ruedi Flückiger. «Das Team des Sozialdiensts schätzte die Situation positiv ein, weil die Mutter von sich aus um Beratung und um Hilfe anfragte», so Flückiger. Zudem sei das Kind «gut versorgt» gewesen. Die Mutter vereinbart mit der Mitarbeiterin des Sozialdiensts regelmässige Beratungsgespräche. Das erste hätte heute vor einer Woche stattfinden sollen. Zu diesem Treffen ist die Frau jedoch nicht erschienen. Tagelang nicht erreicht Zwei Tage zuvor, am Sonntag, trifft eine Nachbarin Mutter und Tochter beim Spazieren. «Mir ist nichts aufgefallen», sagt die Nachbarin heute. Das Kind sei fröhlich gewesen, und sowieso habe sie es praktisch nie weinen gehört. Der Vater erklärt, er habe am Montag mit seiner ehemaligen Partnerin noch telefoniert. Er habe mit ihr vereinbart, sie am Abend in die psychiatrische Klinik zu fahren. «Sie hat mir aber die Türe nicht geöffnet, und im Innern der Wohnung war es still», erzählt er. Er habe nichts Schlimmes geahnt, sei davon ausgegangen, dass seine Ex mit der Tochter bei ihren Eltern oder bei der Zwillingsschwester sei. Am Dienstag und am Mittwoch versucht der Mann nach eigenen Angaben die Frau telefonisch zu erreichen. Er schickt SMS, die unbeantwortet bleiben. Zudem versucht der Sozialdienst mit dem Vater Kontakt aufzunehmen. Mehrere Anläufe sind nötig, bis sich Vater und Sozialdienst in dieser Woche sprechen. Wie der Vater des toten Mädchens gegenüber dem Fernsehsender TeleBärn erklärt, soll sich seine Ex-Partnerin am Montag selber in eine psychiatrische Klinik eingewiesen haben. Wenig Anschluss im Dorf In Schwarzenburg kennt man die Mutter. In einer Bar, die sie ab und zu besucht hat, wird sie als schwermütiger Mensch beschrieben. Man habe gemerkt, dass sie es im Leben nicht leicht gehabt habe. Sie habe zwar Anschluss im Dorf gesucht, diesen aber nur schwer gefunden. Ein Hindernis sei dabei auch ihr Seisler-Dialekt gewesen, sagte ein junger Mann. Die Polizei hat umfangreiche Ermittlungen aufgenommen. Doch das hilft zurzeit niemandem. Gemeindepräsident Ruedi Flückiger: «Der Tod des Mädchens hat uns alle erschüttert. Da nützt auch die dickste Haut nichts mehr.»Ralph Heiniger /Christian Liechti>
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