Bomben zu Strom
Seit die BKW mit Spaltmaterial aus russischen Atombomben Strom produziert, bin ich erst recht für Atomkraftwerke. Waren das nicht die Worte des Herrn: «Sie werden ihre Schwerter zu Pflugscharen machen»? Jetzt machen wir sogar aus Atomraketen eine elektrische Weihnachtsbeleuchtung. Die Atomwaffen werden zu Brennstäben und treiben fortan musizierende Jahrmarktkarusselle und digitale Waschmaschinen aus rezykliertem Raketenstahl an, elektrische Samoware, von unten beleuchtete Bahnhofhallen-Rolltreppen und beheizte Zahnarztwartesäle. Das alles wird zum Leben erweckt dank friedlich genutzten Atombomben. War das nicht schon immer der Traum jedes WWF-Mitgliedes? Ist das für einen Greenpeace-Aktivisten nicht die Erfüllung jeder Verheissung? Und wenn der Bund nun anstatt eines neuen Atomkraftwerks nur noch neue Gaskraftwerke baut, werden diese dann mit alten Giftgasbeständen aus dem Irak betrieben? Und ist das nicht gefährlich für Kurden an elektrisch betriebenen Kebabgrillständen? Alles fordert seine Opfer. Wie viele Bergsteiger mussten in unseren Stauseen ertrinken, bis statt Wasser Strom floss? Auch der Solarstrom wird seine Opfer fordern. Die besten Lagen für Solarkraftwerke in der Schweiz sind seit Jahrhunderten bekannt. An den besten Lagen wird hier überall Wein angebaut. Der Aberglaube, man könne die Sonnenenergie in Flaschen abfüllen und im Keller lagern, ist in unseren Breitengraden weit verbreitet. Mit diesem heidnischen Brauch werden die AKW-Gegner aber zum Glück bald aufräumen. Um ein einziges Atomkraftwerk ersetzen zu können, wird man eine Fläche in der Grösse des ganzen Mittellandes lückenlos mit Solarzellen zudecken müssen. Schwerter zu Pflugscharen – Rebberge zu Solarzellen. Dann müssen wir nicht mehr Strom aus Frankreich importieren, um unseren Bielersee-Wein auf ein trinkbares Niveau runterzukühlen, sondern dann trinken wir französischen Wein, den wir mit dem Elektromobil selbst über die Grenze geschmuggelt haben. Andreas ThielAndreas Thiel (zeitpunkt@bernerzeitung.ch) ist Satiriker in Reykjavík. >
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