Zwischen Tigern, Berset und Sophie Hunger
Neben der Bühne des Dachstocks des Kulturzentrums Reitschule verschliesst eine Tür mehr als nur einen Backstagebereich für die Musiker.

Die bekannteste Person, die letzthin die schwarze Türe zum Künstlerbereich im Dachstock der Reitschule öffnete, ist wohl Bundesrat Alain Berset. Er besuchte letzten Sonntag das Konzert von Sophie Hunger und schaute danach im Backstagebereich vorbei. Die Türe links neben der Bühne des Dachstocks ist tapeziert mit dem Monatsprogramm, links und rechts hängen Konzertplakate. Gleich dahinter arbeitet eines der Kollektivmitglieder in der Werkstatt.
Man geht um die Bühne rum und kommt am Büro der Programmverantwortlichen vorbei. Ein Tumbler dreht laut seine Runden, es riecht nach Waschmittel, Essen und Gras. Geradeaus befindet sich der Backstagebereich, wo sich Künstler vor und nach Konzerten aufhalten. Tiefe Tischchen mit Aschenbecher, ein Ledersofa und ein Sofa mit Diamant-Imitaten stehen hier. «Das haben wir aus dem Müll vom Club Le Ciel gerettet», erzählt Kevin vom Dachstock-Kollektiv. Auf dem Sofa liegen zwei Plüschtiger, Überbleibsel eines Nachtflohmarkts.
Nicht alle wollen Party
Wer annimmt, dass Punkbands backstage die Schlimmsten sind, liegt falsch: «Wer es auf der Bühne wild treibt, nimmt es danach ruhiger und trinkt auch mal ein Glas Rotwein», erzählt Kathy, die nebst Kevin, Pumba und Adi stellvertretend fürs Kollektiv Einblick hinter die Bühne gewährt. Ihre Nachnamen möchten sie lieber nicht in der Zeitung lesen. «Und je ruhiger die Musik, desto mehr geht es backstage ab», bestätigt Adi. Stets ist auch einer von ihnen an den Konzertabenden für die Wünsche der Bands zuständig, von Kokoswasser bis Biogemüse gabs schon alles.Abstruse Wünsche wie eine Popcornmaschine oder nach Farben sortierte M&Ms seien nur Tricks, um sicherzustellen, ob die Veranstalter alles im Vertrag gelesen hätten. «Vernünftige Menschen streichen solche Dinge von der Liste», so Kathy.
Eine Holztreppe führt in die Küche und zu zwei Gästezimmern. Jenes mit zehn Betten gehört zum Dachstock, das andere wird auch von den im Rössli auftretenden Musikern genutzt. Von kalten Betten, wie diese in der Hotellerie beklagt werden, ist hier keine Rede: «Dreimal die Woche sind die Zimmer belegt», sagt Pumba. Berühmte Musiker würden manchmal auf Hotels bestehen. «Kleinere Bands ebenfalls, wenn sie schlechte Erfahrungen gemacht haben und auf Mätteli schlafen mussten», so Adi. Oder Ältere bräuchten mehr Privatsphäre und möchten früher zu Bett gehen, als die Party nach dem Konzert beendet ist, die bis um 3.30 Uhr dauert.
Wie im richtigen Hotel
Letztes Wochenende schliefen auch Sophie Hunger und ihre Entourage hier, davon zeugen zerwühlte Bettdecken. «Manchmal müssen wir die Bands rauswerfen, damit wir sauber machen können», so Kathy. Und die nächsten Musiker werden wiederum von einem drapierten Frotteetuch, Schokolade und einem gemachten Bett willkommen geheissen. «Manche fühlen sich so wohl, dass sie länger bleiben, um Bern zu entdecken.»
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