Wanderbus ist nicht über dem Berg
Mit dem Oktober geht auch die vierte Saison des Gantrisch-Wanderbusses zu Ende. Verglichen mit 2008 ist die Auslastung leicht rückgängig: Das Angebot sei immer noch zu wenig bekannt, glauben die Anbieter.

Um 9.13 Uhr fährt er am Bahnhof Schwarzenburg los. Jeden Samstag und Sonntag, hinauf ins Wanderglück. Seit 2006 verbindet der Wanderbus Gantrisch die S-Bahn mit der schlecht erschlossenen Bergregion oberhalb von Riffenmatt. Initiiert wurde der zusätzliche Kurs vor drei Jahren im Rahmen des nationalen Projekts «Alpentälerbus». Die heutige Interessengemeinschaft Bus Alpin setzt sich für die ÖV-Erschliessung touristischer Ausflugsziele im Schweizer Berggebiet ein.
Auch wenn die Wandersaison offiziell noch bis am 25.Oktober dauert, sieht Samuel Bernhard, Projektleiter der IG und Beobachter der ersten Stunde, einen Aufwärtstrend in der Auslastung des Busses: «Wir sind zwar noch lange nicht am Ziel angelangt, aber im Vergleich zu den ersten Jahren waren die beiden letzten Saisons gut.» Bestätigt wird seine Einschätzung durch die Zahlen der Betreiberin Postauto Schweiz: Im Jahr 2007 waren pro Kurs durchschnittlich 2,75 Plätze belegt. 2008 stieg die Auslastung auf 5,75 Plätze. 2009 (Stand 8.Oktober) sank sie wieder auf 4,25 Plätze.
Von Sponsoren abhängig
Insgesamt also eine deutliche Verbesserung. Sie macht das Projekt allerdings noch lange nicht rentabel: Der Wanderbus ist nach wie vor von Sponsoren in der Region abhängig. Wie gross der Wert des Busses für die Region Gantrisch wirklich ist, lässt sich nur schätzen. Den besten Überblick hat der Mann, der den Bus Woche für Woche über die kurvige Strasse Richtung Ottenleuenbad lenkt: Buschauffeur Willy Heiniger. Er bewirtet im Gasthof zum Hirschen in Riffenmatt seit mehr als vierzig Jahren Gäste. Und er hat in seinem Nebenjob bereits Tausende von Wanderlustigen an die Sonne chauffiert. «Die meisten kommen wegen des Panoramaweges und des aus ‹Lothar›-Sturm-Holz gebauten Gäggersteges», sagt Willy Heiniger. «Ich glaube allerdings nicht, dass sie viel konsumieren oder dass sie sogar übernachten.»
Schneebus ist bekannter
Wenn Heiniger über seinen Wanderbus spricht, merkt man, dass er sich über mehr Fahrgäste freuen würde. So hat er sich auch seine eigene Meinung über die Gründe der geringen Nachfrage gemacht: Zum einen sei der Kurs von Schwarzenburg über Riffenmatt bis ins Ottenleuenbad für manche Wanderer nicht genug, eine Erweiterung des Kurses Richtung Sangernboden und Schwefelbergbad wäre durchaus ein Bedürfnis. Zum anderen hat Heiniger das Gefühl, das Angebot sei schlicht zu wenig bekannt. Das winterliche Pendant, der Schneebus, ist denn auch ungleich populärer und zieht deutlich mehr Leute an.
Hoffen auf den Naturpark
Die Probleme sind nicht nur dem Chauffeur auf dem Berg, sondern auch dem Projektleiter im Tal bekannt. Auch Samuel Bernhard möchte den Kurs und die Frequenz gerne erweitern, doch finanziell sei dies momentan nicht möglich. Punkto Bekanntheit setzt Bernhard seine Hoffnungen in ein aktuelles Projekt: Sollte der Naturpark Gantrisch wie geplant bis 2011 zu einem «Park von nationaler Bedeutung» werden, würde dies dem Tourismus einen Schub geben – und Willy Heiniger und seinem Wanderbus den einen oder anderen Fahrgast mehr bescheren.
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